Um es kurz zu machen: Es ist die bisher beste Staffel. Warum, zeigt sich so richtig erst gegen Ende, aber vorher ist da trotzdem schon viel, das auf unübersehbare Vorbilder in der Realität hinweist: Eine Abteilung des Geheimdienstes, die an Parlament und Präsident(in) vorbei agiert, nationalistische Blogger, die gezielte Desinformation betreiben (oder das senden, was die "die Leute" angeblich unbedingt hören müssen), Beeinflussung politischer Stimmung per sozialer Medien und natürlich die relativ idealistische Präsidentin, die gerne für Entspannung sorgen möchte.
Es wäre so verführerisch einfach, gerade dem amerikanischen Publikum einfach den Spiegel vorzuhalten und hämisch zu zeigen, wie gut das Land ohne einen Maulhelden wie Trump dastehen würde. Weil es ja alle schlauen Leute immer gesagt haben. Doch es kommt anders. Und auch das nicht wie erwartet. Ohne zuviel verraten zu wollen, das gerade für Carrie und Saul ziemlich frustrierende Ende der letzten Folge, als eigentlich alles gut zu sein scheint, könnte realistischer nicht sein. Denn jede gute Vorbereitung kann an Kräften scheitern, die man falsch eingeschätzt hat.
Worin diese Staffel besonders punktet, ist einerseits die Darstellung von Carrie, die endlich so etwas wie Mutterqualitäten entwickelt, während sie sich offiziell von der Welt der Geheimdienste verabschiedet hat. Ihre bipolare Störung scheint anfangs völlig unter den Tisch zu fallen, bevor sie zum denkbar ungünstigen Zeitpunkt wieder zuschlägt. Darüber hinaus entzaubert die Serie eine Kultur, die Terroranschläge und das Schicksal gefallener Soldaten für jeden beliebigen Zweck hervorzaubert, um die gewünschten Ziele zu erreichen.
Die Botschaft ist klar: Jede Regierung, jeder Geheimdienst, egal von wem geführt, kann korrupt sein oder sich in eine Richtung entwickeln, die alles andere als demokratisch ist. Jeder Staat verdient es hinterfragt zu werden, ohne ihn per Protest und Drohungen willkürlich ins Chaos zu stürzen. Und gerade bei Themen, die enttäuschte Wähler so richtig wütend machen lohnt es sich genau hinzusehen, wem die ganze Aufregung nützt. Denn die westliche Welt ist trotz aller ihrer vermeintlichen Fortschritte ein fragiles Gebilde, das leicht missbraucht werden oder sogar zusammenbrechen kann.