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Michael S.
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4,0
Veröffentlicht am 10. August 2016
Interessant ist die Idee, die Handlung nach Berlin und Umgebung zu verlegen auf jeden Fall. Gerade die auch in der Realität nicht immer ganz durchsichtige Zusammenarbeit der beteiligten Geheimdienste enthält eine Menge Stoff für einen zünftigen Verschwörungsthriller, zu dem die Serie spätestens ab der dritten Folge tendiert. Claire Danes ist dieses Mal nicht die Hauptattraktion, die sonst so genial dargestellten bipolaren Anfälle ihrer Figur spielen in dieser fünften Staffel eine eher untergeordnete Rolle. Dafür geben die zwölf Folgen allerhand deutschen Schauspielern viele Gelegenheiten zu glänzen. Besonders Alexander Fehling, dem leider seine gemurmelte Eigensynchronisation ab und zu im Weg steht, und Sebastian Koch können hier punkten, andere Nebenrollen sind gleichfalls gut bis solide besetzt. Eine Handvoll Stereotypen kann man sich trotz allem nicht verkneifen. Die meist typisch deutschen Namen der einheimischen Charaktere lassen sich noch verschmerzen. Berlin ist im Kontrast zu den aufgeräumten Citys in Amerika und den verstaubten Metropolen im nahen Osten die kunterbunte Stadt der hippen Ökos und alternativen Szenegänger. An jeder Ecke kleben Aufkleber und Konzertplakate, Hacker hausen in graffitibesprühten Hinterhöfen (oder Bordellen) und man ist im Regelfall mit dem Fahrrad unterwegs. Ganz aus der Luft gegriffen sind diese Momentaufnahmen nicht, man kann sie notfalls auch als Hommage an die Stadt verstehen. Peinlich: Der Flughafen BER wird als mögliches Terroziel genannt und vorsorglich evakuiert. Zu dumm, dass er immer noch nicht eröffnet ist ... Deutschland wird außerdem klar als das Land dargestellt, in dem dank Leaks über die illegale Zusammenarbeit von CIA und BND hochgefährliche Terroristen kurzerhand aus dem Gefängnis entlassen werden. Hätte es jenseits des großen Teichs nicht gegeben, da exekutiert man die bösen Jungs lieber, bevor Verfahrensfehler gefunden werden können. Zwischen allem schnüffeln natürlich auch noch Russen mit Bürstenhaarschnitt herum, die ihre Interessen mit Garotte und Korruption durchsetzen. Darüber hinaus präsentiert sich "Homeland" trotz aller bisherigen Höhepunkte erneut von seiner besten Seite. Die ebenso vertrauten wie meist interessant in Szene gesetzten Schauplätze machen die elegant verwickelte Geschichte erst richtig interessant. Charakterentwicklung findet eher in Form neuer Nebenrollen statt. War es in der letzten Staffel noch eine Nachwuchsagentin, die unverhofft in Lebensgefahr schwebte, ist es mitlerweile ein Hacker, der versehentlich geheime CIA-Dokumente herunterladen hat, obwohl er sich eigentlich über den Dschihad lustig machen wollte. Die dadurch aktivierte Maschinerie paranoider Nachrichtendienste erinnert erschreckend an die Jagd auf Edward Snowden und die Verurteilung anderer Whistleblower und zeigt außerdem, wie weit Geheimdienste offenbar zu gehen bereit sind. Nicht schlecht für eine amerikanische Mainstreamserie. Interessanterweise finden sich die spannendsten Szenen übrigens nicht (nur) bei Verfolgungsjagden oder Attentatsversuchen. In der Unberechenbarkeit vieler Figuren und den jeweiligen Schachzügen der Beteiligten liegt wieder einmal die eigentliche Stärke der Serie. Fazit: Homeland at it's best! Wer in den letzten beiden Staffeln das Interesse verloren hat, könnte sich für Nummer fünf vielleicht wieder begeistern. Allen Fans bescheren die neuen Schauplätze und Konflikte reichlich Material für spannende Fernsehabende. Revolutionäre Erkenntnisse über Spionage und Terrorismus darf man sich zwar nicht erhoffen, gute Unterhaltung mit meist glaubwürdigem Bezug zu aktuellen Gefahren ist aber garantiert.