Staffel 1:
Im März 2010 erregte die israelische Fernsehserie Hatufim-In der Hand des Feindes große Aufmerksamkeit. In der Serie geht es um drei Soldaten in palästininensischer Gefangenschaft. Zwei von ihnen können nach 17 Jahren Gefangenschaft befreit werden. Doch beide leiden nun unter posttraumatischen Belastungsstörungen. Auch Howard Gordon wurde auf Hatufim aufmeksam. Er überredete noch im selben Monat, als die Serie erschien 20th Century Fox Television dazu die Rechte an Hatufim zu kaufen. Als Executive Producer erarbeitete er nun zusammen mit Drehbuchautor Alex Gansa und Hatufim-Schöpfer Gideon Raff ein Drehbuch zum nun umbenannten Homeland. Nur ein Jahr nach dem Erscheinen von Hatufim erschien nun Homeland. Doch kann das funktionieren, nach nur einem Jahr nun schon Remake zu erschaffen?
Die erste Staffel von Homeland dreht sich um die Befreiung und die anschließende Heimkehr von US-Marine-Sergeant Nicholas Brody, welcher sich acht Jahre lang in Gefangenschaft befand. In den USA wird er herzlich empfangen und als Kriegsheld gefeiert. Doch die CIA-Agentin Carrie Mathison vermutet, dass Brody umgedreht wurde und nun einen Anschlag verüben will.
Schon der Vorspann ist etwas völlig Neues und zieht einen sofort in den Bann. Der Vorspann ist eine Collage aus Jump Cuts, Archivmaterial und sich überlagernden Bildern, Einstellungen und Tönen. Hierbei werden sowohl Bilder aus der Realität, wie auch Bilder aus der Serie gezeigt. In den Tonsequenzen aus der Realität hört man Terrorwahrnungen von den Medien und hochrangigen Politikern, angefangen bei Ronald Regan über Bill Clinton bis zu Barack Obama. Es werden sogar Bilder vom Einsturz des World Trade Centers gezeigt. Dieser Vorspann passt nicht nur perfekt zu Homeland, er verbindet auch noch die Realität mit dem fiktiven Geschehen aus Homaland. Dies sorgt dafür, dass die Serie sehr realitätsnah wirkt und dadurch auch noch spannender wird.
Auch der Anfang der Staffel ist sehr gut gelungen. Die Figuren werden perfekt eingeführt und es wird auch nicht zu viel Zeit mit dem Hintergrund der Figuren verschwendet. Stattdessen wird man einfach mitten in das Geschehen hinein geworfen. Zum Hintergund wird dafür häppchenweise jede Folge etwas neues erzählt. Es wird auch sehr eindrucksvoll gezeigt, wie die Rückkehr einer einzelnen Person, das Leben vieler Menschen und vor allem das seiner Familie völlig auf den Kopf gestellt wird. Besonders eindrucksvoll ist hierzu die Szene mit der Rückkehr Brodys. In ihr weis seine Familie gar nicht wie sie sich verhalten soll und ein ziemlich peinlicher Moment entsteht. Das alles wirkt völlig authentisch und sehr realitätsnah.
Die Story ist vielschichtig und besitzt zahlreiche, unvorhersehbare Handlungen. Dadurch bleibt die Serie durchgehend spannend. Der Zuschauer befindet sich beinahe die ganze Serie auf einer Achterbahn der Gefühle, da man nie weis, wem man trauen kann und was als nächstes passiert. Es wird einem so gut wie nie langweilig. Großartig waren auch die vielen Rückblenden, welche die Gefangenschaft von Brody zeigen. Sie sind genau richtig dossiert, so dass der Zuschauer beinahe jede Folge ein neues spannendes Detail entfernt. Bei der Gefangenschaft wird nichts verschönt und die Folterszenen werden mit einer unfassbaren Gewalt gezeigt, welche dem Zuschauer dem Mund offen stehen lassen.
Es gibt auch zahlreiche Nebenstränge, die die Geschichte noch interessanter und abwechslungsreicher machen. Zum Beispiel wird Brodys Familiensituation genauestens gezeigt: Wie er am Anfang Schwierigkeiten hat sich zurecht zu finden, wie sei bester Freund ihn betrügt und weitere Probleme werden gezeigt. Auch Carries Charakter entwickelt sich immer weiter. Wir erfahren etwas über ihre Familie, sowie über ihre bipolare Störung und wie sie damit leben kann.
Obwohl Homeland eine US-amerikanische Serie ist, gibt es erstaunlich wenig Patriotismus in ihr. Natürlich kommt eine Serie, die in den USA spielt und sich um die CIA und Soldaten dreht nicht gänzlich um Patriotismus herum. Trotzdem wird nicht alles gut geheißen, was die USA macht, zum Beispiel werden Drohnenangriffe in der Serie kritisiert und auch der Sinn des Krieges wird in Frage gestellt.
Homeland behandelt auch viele aktuelle Themen, wie den Terrorismus und den Krieg. Dadurch ist die Serie brandaktuell un interessant. Durch die Aktualität erscheint die Serie sehr realitätsnah und passt somit auch perfekt in unsere heutige Zeit.
Zum Schluss muss ich auch nich ein riesengroßes Lob an die Schauspieler aussprechen, welche einen fantastischen Job gemacht haben. Allen voran ist hier Claire Danes, die Carrie Mathison spielt. Sie haucht ihrer Figur Leben und eine unfassbare große emotionale Tiefe ein. Man findet sie sofort sympathisch und kann dadurch auch gleich mit ihr mitfiebern. Besonders beeindruckend ist, wie sie in den letzten Folgen die verwirte Carrie mit den bipolaren Problemen spielte. Ich konnte ihr diese Rolle voll und ganz abkaufen. Auch Damian Lewis, der Nicholas Brody spielt kann voll und ganz überzeugen. Zwar wirkt seine Rolle auf den ersten Blick sehr einfach, da er keine Emotionen zeigen muss und ziemlich kalt herrüber kommt, doch er zeigt auch immer wieder in kleinen Szenen seine emotionale Seite. Er kann besonders in Folge 12 und 13 die Zerrissenheit seiner Figur darstellen. In den Rückblende jedoch überzeugt er als eine gebrochene, am Boden zerstörte Person. Und auch Mandy Patinkin kann als Saul Berneson, der die väterliche Person und der Mentor in der Serie ist, voll und ganz überzeugen.
Fazit: Die erste Staffel von Homeland ist ein Meisterwerk, aufgrund seiner fantastischen Schauspielern, seiner wendungsreichen Story und seiner Aktualität. Deswegen erhält sie von mir auch fünf Sterne. Nach dieser ersten gelungen Staffel, freue ich mich nun schon wahnsinnig auf die zweite Staffel.