Schon über drei Jahre ist es mittlerweile her, dass die letzte Folge von Game of Thrones erschienen ist. Bis zum Start der Prequelserie „House of the dragon“ sind es nun nur noch drei Monate. Diese Zeit möchte ich nutzen um die gesamte Serie Game of Thrones ein zweites Mal durchzuschauen und auf diese Reise möchte ich auch euch mitnehmen. Daher werde ich alle paar Tage Kritiken zu den einzelnen Folgen veröffentlichen. Diese werden vermutlich von der Länge her sehr unterschiedlich sein, da es zu einer letzten Folge einer Staffel deutlich mehr zu sagen gibt, als zu einer dritten oder vierten. In meinen Folgenkritiken wird es zu massiven Spoilern kommen, sowohl zu der Serie, als auch zu den Büchern. Daher würde ich empfehlen die Serie anzuschauen, bevor ihr meine Kritiken lest. Zu den einzelnen Folgen werde ich keine Punktzahl vergeben. Dafür werde ich aber in einem Fazit den einzelnen Staffeln und der gesamten Serie Punkte geben. Das soll nun als kurze Einleitung reichen. Nun wünsche ich euch allen viel Spaß beim Lesen meiner Kritiken. Hoffentlich gefallen sie euch!
Staffel 1
Folge 1
Als die erste Folge von Game of Thrones mit dem Titel „Der Winter naht“ am 23. März 2012 auf HBO erschien, ahnte wohl noch niemand, dass diese Serie einmal zur erfolgreichsten Serie aller Zeiten werden würde. Doch am wenigsten glaubten wohl die beiden Showrunner David Benioff und D. B. Weiss an diesen Erfolg. Sie hatten nämlich bei der ersten Pilot Folge mit extremen Problemen zu kämpfen. Als sie diese ihrem Freund Craig Mazin zeigten überzeugte er sie die Folge nochmal neu zu drehen, da der Pilot viel zu verwirrend gewesen sein soll. Zum Glück hörten David Benhioff und D. B. Weis auf ihn und drehten die Folge zu 90% noch einmal neu.
Als Jon Arryn, die Hand des Königs, verstirbt ist dieser gezwungen eine neue Hand zu finden. Daher begibt sich König Robert Baratheon nach Winterfell um Eddard Stark zu seiner neuen Hand zu ernennen. Währenddessen plant Viserys Targaryen die Rückeroberung des eiserenen Throns in dem er seine Schwester Daenerys an einen dothrakischen Khal verheiraten möchte.
Um was für eine komplexe und vielschichtige Serie es sich bei Game of Thrones handelt, zeigt sich schon an dem sehr intelligenten Titel der Folge „Der Winter naht“. Einerseits deutet er auf die Bedrohung der Weißen Wanderer hin, die ja auch schon im Prolog angedeutet werden. Gleichzeitig aber ist „Der Winter naht“ auch das Motto des Hauses Stark. Im deutschen ist es zusätzlich noch der Titel des ersten Buches.
An dieser Stelle möchte ich auch auf den Beginn und das Ende der Folge eingehen, die einfach großartig sind. Der Prolog startet sehr horrorlastig. Durch seine hervorragende Inzinierung wird direkt zu Beginn eine extreme Spannung verursacht. Hier werden bereits die weißen Wanderer eingeführt. Bereits hier wird klar was für eine wichtige Rolle sie noch einnehmen werden und was für furchterregende Gegner sie sind. Brans Sturz aus dem Fenster wiederrum ist einfach das perfekte Ende für diese Folge. Einerseits wird durch den Inzest von Cersei und Jaime schon ein sehr interessanter Konflikt angedeutet, Cersei ist ja verheiratet und Jaime hat sich eigentlich als Ritter der Königsgarde zu einem Zölibat verpflichtet. Andererseits wird der Zuschauer an der Stange gehalten, da man ja wissen will was mit Bran passiert.
Die Einführung der Figuren ist meiner Meinung nach sehr gut gelungen. Der Zuschauer kann direkt ein paar Figuren ins Herz schließen. Allerdings muss der Zuschauer auch wahnsinnig gut aufpassen um alles mitzubekommen, da einiges nur sehr subtil vermittelt wird. Dies ist für mich allerdings eine Stärke.
Zwar ist die Folge sehr Buchgetreu, teilweise wurden Dialoge eins zu eins übernommen, allerdings gibt es trotzdem einige Unterschiede zum Buch, die aber sinnvoll sind. Beispielsweise wurde das Alter der meisten Figuren nach oben hin verändert. Dadurch konnte man leichter Schauspieler finden und mit Jüngeren Schauspieler hätte man vermutlich auch einige Szenen nicht drehen können.
Wenn man an Game of Thrones denkt, denken viele vermutlich auch direkt an das Intro. Dieses ist sehr detailreich und ausführlich gemacht. Vor allem für Neueinsteiger ist dieses Intro sehr hilfreich, da man die unterschiedlichen Orte, wo die Serie spielt, sieht und dadurch einen guten Überblick erhält. Auch die Musik von Ramin Djawadi ist hierbei fantastisch.
An dieser Stelle möchte ich auch noch auf das fantastische Schauspiel, die detailreichen Kostüme und die großartig aussehenden Landschaften und Burgen hinweisen. Da die sich über die gesamte Serie auf diesem hohen Niveau bewegt, werde ich dies nur einmal hier erwähnen.
Fazit: Besser hätte man den Einstieg in eine Serie nicht gestallten können. Schon in dieser Folge zeigt sich vieles, dass Game of Thrones auszeichnet: Brutalität, Sex, Intrigen und mit Brans Fenstersturz ist hier auch schon eine Szene vorhanden mit der sicherlich nicht viele gerechnet haben. Zwar ist es für Neueinsteiger, die das Buch nicht gelesen haben, etwas komplex und man muss gut aufpassen, wenn man dies jedoch tut versteht man auch alles und hat Spaß an der Folge.
Folge 2
Die zweite Folge mit dem Titel „Der Königsweg“ wurde ebenso wie die erste Folge von David Benioff und D. B. Weiss geschrieben. Regie führte auch wieder Tim van Patten. Insgesamt könnte man diese Folge wohl als Folge der Abschiede bezeichnen: Jon bricht in den Norden auf, Eddard reist in den Süden und Daenerys verlässt Pentos mit ihrem Mann Khal Drogo.
Der Titel der Folge ist wie schon bei der ersten Folge sehr gut gewählt. Der Königsweg ist eine Art „Hauptstraße“ in Westeros, die von der Schwarzen Festung aus über Winterfell bis nach Königsmund und von hier nach Sturmkap oder durch Rosengarten bis nach Altsass führt. Auf diesem Weg befinden sich sowohl Eddard Stark und seine Töchter als auch Jon Snow. Nur gehen beide in die genau entgegengesetzte Richtung. Jon begibt sich in den Norden zur Schwarzen Festung und Eddard reist in den Süden nach Königsmund. Somit spielt der Großteil dieser Folge auf dem Königsweg.
Wurden in der ersten Folge die Charaktere noch eingeführt, werden sie in der zweiten Folge schon munter weiter entwickelt. Daenerys, die zu Beginn der Folge noch ängstlich und zurückhaltend ist, entwickelt sich im Laufe dieser Folge langsam und nachvollziehbar zu einer starken Frau, die sich auch von ihrem Mann nichts sagen lässt.
Wie bereits die erste Folge endet auch die zweite Folge mit Bran. Statt mit einem fallenden Bran dieses Mal allerdings mit einem erwachenden Bran und somit erneut auf einem Cliffhanger. Der Zuschauer will ja unbedingt erfahren, was Bran zu berichten hat.
Bereits die zweite Folge hat schon einige sehr emotionale Momente. Beispielsweise wenn Arya gezwungen ist ihren Schattenwolf Nymeria zu verjagen oder wenn Sansa’s Schattenwolf Lady aufgrund eines Befehls von Cersei getötet wird.
Fazit: Zwar hat die zweite Folge ein noch langsameres Erzähltempo als die erste, jedoch wird mit extrem gut geschriebenen Dialogen und vielen angedeuteten möglichen Konflikten, beispielsweise der Mordversuch auf Bran und der Konflikt zwischen Starks und Lennisters, langsam aber sicher Spannung aufgebaut und der Zuschauer bleibt interessiert. Meiner Meinung nach ist es außerdem gut wenn sich eine Serie Zeit dafür lässt Konflikte logisch und nachvollziehbar aufzubauen.
Folge 3
Die dritte Folge trägt den Titel „Lord Schnee“ und wurde wieder von David Benioff und D. B. Weiss geschrieben. Dieses mal führte allerdings nicht Tim Van Patten sondern Brian Kirk Regie. War die zweite Folge eine Folge Aufbrüche ist die dritte Folge nun eine Folge der Ankünfte. Eddard und seine Töchter treffen in Königsmund ein und Jon, der in der zweiten Folge zwar bereits schon an der Mauer ankam, nun aber erst „richtig“ ankommt und langsam zu einem echten Bruder der Nachtwache wird. Auch Daenerys gehört nun „richtig“ zu den Dothraki dazu.
Wie bereits bei den ersten beiden Folgen möchte ich auch hier wieder auf den Titel der Folge eingehen. „Lord Schnee“ ist der Name für Jon, den er von seinem Ausbilder Ser Allisar Thorn erhalten hat. Mit dem „Lord“ spielt er auf seine adlige Herkunft an mit dem er ihn als hochwohlgeboren verspottet. „Schnee“ ist der Bastardname im Norden. Einen Bastardnamen erhalten die unehelichen Kinder von Lords, die anerkannt wurden. Mit diesem will Ser Allisar Jon provozieren.
Sowohl Jon als auch Daenerys machen in dieser Folge einige tiefgreifende Veränderungen durch. Jon ist zu Beginn noch sehr arrogant und kommt mit seinen anderen Brüdern nicht sonderlich gut zurecht. Durch ein klärendes Gespräch mit Tyrion erkennt Jon jedoch seinen Fehlern und bemüht sich, seinen anderen Brüdern nun zu helfen. Er wird zu einem wahren Bruder der Nachtwache.
Daenerys kommt so wie Jon in der Nachtwache auch bei den Dothraki „richtig“ an. Dies wird dem Zuschauer sehr subtil gezeigt, beispielsweise dadurch, dass sie nun die Kleidung der Dothraki trägt, Befehle erteilt oder sogar die Sprache lernt. Anders als in vielen Filmen und Serien passiert dies nicht stumpfsinnig und super offensichtlich, wie beispielsweise durch einen Monolog oder Dialog indem sie einfach behauptet sie gehöre nun dazu, sondern durch eher unauffälligere Anzeichen. Auch dieses subtile Vorgehen und die hervorragende Charakterentwicklung ist meiner Meinung nach eine der großen Stärken dieser Serie.
In dieser Folge werden auch viele neue Figuren eingeführt: Lord Petyr Baelish, Lord Varys, Lord Kommandant Mormont, Ser Allisar Thorn und noch viele andere. Vor allem die Einführung von Lord Baelish, auch bekannt als Kleinfinger, und von Lord Varys sind sehr gut gelungen. Beide wirken sehr geheimnisvoll und undurchsichtig. Auch angedeutete Konflikte wie zwischen Kleinfinger und Eddard, da bei Catelyn lieben, sind sehr interessant. Noch ein kurzes Wort über Lord Varys: Bei ihm handelt es sich im eigentlichen Sinne um keinen Lord, da er keinerlei Ländereien besitzt, allerdings ist er der Lord der Flüsterer.
Neben neuen Figuren sehen wir aber auch neue Orte. Zum ersten Mal sehen wir Königsmund richtig, in der ersten Folge haben wir es ja nur sehr kurz gesehen und auch den Eisernen Thron, um den sich Game of Thrones ja zum größten Teil dreht. Der Eiserne Thron ist in den Büchern übrigens komplett anders. Der Thron aus den Bücher besteht aus Tausenden von Schwertern und ist somit um einiges größer. Aus Kostengründen hat man sich für die Serie entschlossen den Thron kleiner zu halten.
An dieser Stelle möchte ich an einem Beispiel nochmals erläutern wie genial die Schnitte in dieser Serie gesetzt sind. Zunächst sehen wir einen Dialog zwischen Lord Varys, Lord Petyr Baelish, Catelyn und Eddard, der damit endet, dass Lord Baelish behauptet der Dolch mit dem Bran ermordet werden sollte, gehöre Tyrion. Dann erfolgt ein Schnitt und wir sehen einen Dialog mit Tyrion an der Mauer. Hierbei handelt es sich um einen perfekten Übergang in die nächste Szene.
Das Ende wirkt im Vergleich zu den beiden vorherigen Enden auf den ersten Blick unspektakulär. Achtet man allerdings auf Eddards sorgenvollen Blick und das Klirren der Schwerter, erkennt man, dass bereits hier ein gewaltiger Kampf oder sogar ein Krieg angekündigt wird.
Fazit: Auch der dritten Folge gelingt es auf dem selben hohen Niveau zu bleiben wie die ersten beiden. Vor allem durch hervorragende Figurenentwicklungen, die Einführung neuer interessanter Figuren und durch das Vorausdeuten am Ende bleibt der Zuschauer interessiert an der Serie dran. Auch die Folgen des Sturzes von Bran, der ja in den ersten beiden Folgen eine sehr große Rolle spielten, werden hier sehr gut aufgelöst und weiter behandelt.
Folge 4
Die vierte Folge wurde zum ersten Mal nicht von David Benioff und D. B. Weiss geschrieben, sondern von Bryan Cogman. Regie führt wie bereits in der dritten Folge Brian Kirk. Insgesamt ist die vierte Folge geprägt von den Vorbereitungen für das Turnier, das Robert zu Ehren der neuen Hand ausrichten lässt. Zur gleichen Zeit trifft Daenerys mit dem Khalasar in Vaes Dothrak ein. Und Samwell Tarly kommt an die Mauer.
Der Titel dieser Folge „Krüppel, Bastarde und Zerbrochenes“ lässt sich auf einen Satz zurückführen, den Tyrion in dieser Folge sagt. Er behauptet, dass er ein Herz für Krüppel, Bastarde und Zerbrochenes hat. Dies zeigt sich unter anderem daran, dass er Jon in der vorherigen Folge dabei geholfen hat mit den anderen Brüdern der Nachtwache klar zu kommen und er übergibt Bran Zeichnungen für eine Konstruktion eines Sattels mit dem er reiten könnte. Tyrion hat ein Herz für diese ausgegrenzten Personen, da er als Kleinwüchsiger auch mit Ausgrenzung und Verachtung zu kämpfen hat.
In dieser Folge wiedersetzt sich Daenerys auch zum ersten Mal ihrem Bruder Viserys und schlägt diesen sogar. Dies ist ein besonders wichtiger Moment in ihrer Figurenentwicklung zu einer starken Frau. Sie spricht auch zum ersten Mal mit Jorah über den Königsanspruch ihres Bruders und ob dieser überhaupt berechtigt ist.
Und auch in dieser Folge werden wieder neue Figuren eingeführt: Samwell Tarly und Ser Gregor Clegane. Samwell Tarly wirkt zu Beginn der Folge noch wie ein Weichei, doch als der Zuschauer seine Vorgeschichte erfährt empfindet man Mitleid mit ihm. Und auch durch die beginnende Freundschaft mit Jon wächst einem diese Figur schon in dieser Folge ans Herz. Ganz anders verhält es sich mit Ser Gregor Clegane, der eine sehr düstere Vorgeschichte erhält. Durch diese Vorgeschichte erscheint nun auch der bisher verhasste Sandor Clegane, der der Bruder von Gregor ist, in einem etwas anderen Licht.
Hier sehen wir auch zum ersten Mal Vaes Dothrak. Vaes Dothrak ist die einzige feste Siedlung der Dothraki, die ja eigentlich ein Nomadenvolk sind. Es handelt sich um einen Ort des Friedens und Waffen sind hier strengstens verboten. In der Stadt wird Handel getrieben und hier befindet sich auch der Tempel der Dosh Khaleen, die über die Stadt herrrschen.
An dieser Stelle möchte ich auch noch auf die „Sexposition“ eingehen, die Game of Thrones ja praktisch erfunden hat. Das Wort setzt sich zusammen aus „Sex“ und „Exposition“. Bei der „Sexposition“ handelt es sich um eine Technik um „langweilige“ Exposition durch Sex „interessant“ zu machen. Bei der Szene in einer Badewanne von Viserys und einer Dienerin handelt es sich beispielsweise um eine Sexposition. Hier wird Exposition betrieben, indem Visery der Dienerin über Drachen erzählt. Würden sie sich dabei ganz normal gegenüber sitzen wäre der Dialog nicht sonderlich spannend, da die Informationen, die wir daraus erhalten nicht sehr interessant sind. Daher wird die Szene nun durch Sex „interessant“ gemacht (sex sells).
Der bereits in den vorherigen Folgen angekündigte Konflikt zwischen Starks und Lennistern erreicht in der Schlussszene der Folge seine erste Eskalationsstufe, da Lady Catelyn Stark Tyrion Lennister verhaften lässt. Zwar ist Tyrion nicht gerade das Lieblingskind von Tywin Lennister, jedoch ist dieser trotzdem zu einer Reaktion gezwungen, da er sonst schwach wirken würde. Hier sehen wir auch zum ersten Mal wie Tyrion die Kontrolle verliert. In diesem Moment sollte man unbedingt auf das überragende Schauspiel von Peter Dinklage achten.
Fazit: Obwohl dies die erste Folge Game of Thrones ist, die Bryan Cogman geschrieben wurde, bleibt sie auf dem gleichen hohen Niveau wie die vorherigen Folgen. Er zieht das Erzähltempo durch Szenen wie Daenerys Streit mit Viserys und der Schlussszene in der Tyrion verhaftet wird sogar weiter an und man freut sich schon auf die weiteren Folgen.