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    1,5
    Veröffentlicht am 26. Mai 2020
    Verschwendetes Potenzial!

    1997 hatte der US-Drehbuchautor und -produzent Joel Surnow die Idee zu „Nikita“, welche größtenteils potisitive Kritiken bekam. Als sich für diese Serie im Jahr 2000 langsam das Ende abspiegelte, begann er zusammen mit seinem langjährigen Kollegen Robert Cochran nach einer Idee für eine neue Fernsehserie zu suchen. Dabei hatte Surnow die Idee eine Serie zu drehen, die in Echtzeit spielt. In der Serie sollten berufliche und persönliche Probleme aufeinander treffen, so dass die Figuren keine Zeit zum Essen, Trinken und Schlafen haben sollten. Zuerst wollten sie einen Hochzeitstag verfilmen. Schlussendlich entschieden sie sich aber für das Hauptthema Terrorrismusbekämpfung. Bei der Umsetzung dieser Idee kam es allerdings zuerst zu Problemen, da der US-Fernsehsender FX die Serie aus Kostengründen ablehnte. Dafür sprang dann aber der US-Sender FOX ein, der sich von Kiefer Sutherland als Hauptdarsteller überzeugen ließ. Doch obwohl das Testpublikum die erste Pilotfolge positiv bewertete, war die Führungsriege von FOX skeptisch. Am Ende setzte sich aber die FOX-Chefin Gail Berman durch und die Serie wurde umgesetzt. Die erste Folge erschien somit trotz vieler Startschwierigkeiten am 6. November 2001. Vermutlich wurde die Serie auch deswegen so erfolgreich wegen dem Terroranschlag am 11. September. Dadurch interessierten sich nämlich viele Menschen für das Thema Terrorismus und dessen Bekämpfung. Doch erfolgreich heißt nicht unbedingt, dass „24“ auch gut sein muss. Ob „24“ wirklich sehenswert ist erfahrt ihr in dieser Kritik.

    Die erste Staffel von 24 handelt um den CTU-Agenten Jack Bauer. Dieser wird mitten in der Nacht von einer anderen Agentin angerufen, die ihn sofort in der Zentrale sehen will. Denn es gibt glaubwürdige Informationen, die auf einen geplanten Anschlag auf den US-Präsidentschaftskandidaten David Palmer hinweisen.

    Bis zu ca. Folge 8 ist „24“ extrem spannend und unterhaltsam. Sie ist hier noch sehr realitätsnah und auch die Frage wer den nun jetzt der Maulwurf ist lässt einen einfach nicht los. Es gibt auch viele Nebenhandlungen, die jedoch viel zu schnell mit der Haupthandlung verbunden werden. Anders als bei „Die Brücke-Transit in den Tod“, die die Nebenstränge völlig unerwartet in die Haupthandlung einführt, ist es bei „24“ total erwartbar und auch zu schnell gemacht. Und auch der Maulwurf wird viel zu schnell enttarnt, so dass die Spannung bald schwindet. Anfangs ist die Serie auch noch sehr thrillerartig, wer ist der Maulwurf, was haben die ganzen Nebenhandlungen miteinander zu tun, doch nachdem diese ganzen Punkte gelöst werden driftet „24“ ins actionartige ab. „24“ wird somit immer schlechter und schlechter, da sie realitätsferner und unlogischer wird. Manchmal ist sie sogar so unlogisch, dass man sich am liebsten den Kopf gegen die Wand schlagen würde.

    Die Idee, dass alles in Echtzeit passiert ist nicht nur sehr innovativ, sondern macht die ganze Serie auch ungemein spannend. Größtenteils funktioniert es auch sehr gut und ist logisch. Leider ist es ziemlich unlogisch, dass alle zwar 24 Stunden wach sind, aber offenbar weder hungrig, durstig oder müde sind.

    Meiner Meinung nach sagt ein Vorspann oft sehr viel über eine Serie aus. Der Vorspann von „Homeland“ zum Beispiel sieht extrem gut aus und auch die Serie war sehr gut, bei „Jack Ryan“ sah der Vorspann nicht so gut aus und auch die Serie war eher durchschnittlich. Leider ist der Vorspann von „24“ auch eher langweilig und einfallslos. Man sieht einfach nur eine Digitalanzeige, die 24 anzeigt.

    Da die Folgen nicht genau eine Stunde gehen, wird ab und zu eine Digitaluhr eingeblendet, die etwas nach vorne eilt. Währendessen ist das Bild aufgesplittet. Auf diesen Bildern sieht man dann die verschieden Handlungen. Dies soll die Gleichzeitigkeit der Handlungen betonen. Es sieht aber auch noch ziemlich cool aus und macht die ganze Sache viel spannender. Leider hat man an manchen Stellen das Gefühl, dass die Zeitpunkte, an denen in der Zeit vorausgeeilt wird, rein zufällig gewählt werden.

    Was in „24“ leider besonders negativ auffällt ist der ganze Patriotismus. In der ersten Staffel sind so gut wie alle Bösewichte Europäer und die ganzen Guten sind die Amerikaner. Besonders gegen Osteuropäer wird hier geschossen. Das dass nicht seien muss zeigte zum Beispiel auch „Homeland“, in der so gut wie gar kein Patriotismus vorkam.

    Was braucht den überhaupt eine gute Serie? Natürlich eine spannende Story, aber das reicht ja nicht. Eine gute Serie braucht auch unbedingt starke Figuren, in die man sich gut hineinversetzen kann und mit denen man mitfiebert. Doch solche Figuren hat „24“ leider nicht. Fast alle Figuren handeln überhaupt nicht nachvollziehbar. Sie sind einem auch noch völlig egal und uninteressant. Komisch ist auch, dass nie irgendjemand in Zweifel zieht, was er selbst tut. Außerdem sind alle Figuren entweder Schwarz oder Weiß, also gut oder böse. Es gibt keinen Bereich, in dem gut und böse ineinander verschwimmen.

    Ein gutes Beispiel dafür, wie schlecht die Figuren sind ist Jack Bauer. Er ist einem von Anfang an unsympathisch. Er verstrickt sich leider viel zu oft in Widersprüchen. Zum Beispiel wird anfangs versucht in dadurch interessanter zu machen, dass er Agenten verraten hat, die sich bestechen lassen. Deswegen wird er nun von vielen verachtet. Doch er selbst lässt sich sofort erpressen und tut einfach alles. Laut seinen eigenen Prinzipien müsste er sich nun eigentlich selbst einsperren. Aber alles was er ja macht wird bedingungslos akzeptiert. Auch als er bei einem Verhör anfängt zu foltern und sein gegenüber deswegen stirbt, interessiert das offensichtlich keinen.

    Leider ist auch seine Familie extrem nervig. Kim Bauer spielt sich dauernd auf und will im Mittelpunkt sein. Sie macht die ganze Zeit auf supertaff und denkt, dass sie es am allerschwersten hätte. Außerdem ist sie total egoistisch und interessiert sich nur für sich selbst. Und auch Jacks Frau Terry Bauer ist total nervig. Sie heult eigentlich nur die ganze Zeit rum und redet nur von Jack. Was aber am unlogischstem ist, dass sie dann auf einmal einfach so kaltblütig einen Typen erschießt. Woher weiß sie denn wie eine Waffe funktioniert? Und warum ist sie auf einmal so kaltblütig, obwohl sie die ganze Zeit davor nur herumgeheult hat?

    Die einzigen zwei halbwegs sympathischen Figuren sind George Mason und Sherry Palmer. Diese beiden treffen zumeist logische Entscheidungen und sind auch dazu bereit schwierige Entscheidungen zu treffen.

    Traurigerweise bleiben auch die Bösewichte ziemlich blass. Sie hätten durch ihre starken Motive ein sehr großes Pontential gehabt, was leider nicht ausgenutzt wird. Ein guter Schurke muss entweder ultra-brutal und gewissenlos sein oder er muss zweigeteilt und ein schlechtes Gewissen haben. Beides trifft auf die Bösen aus „24“ leider nicht zu.

    Manchmal können zwar gute Schauspieler schlechte Figuren durch gutes Schauspiel trotzdem noch interessant machen, doch dies ist hier leider nicht der Fall.

    Fazit: „24“ ist eine enttäuschende Serie, die viel Potential hatte, das aber leider nicht ausgenutzt wurde. „24“ ist zwar über große Teile spannend und unterhaltsam, aber diese Spannung wird von unlogischen Handlungen und nervigen Figuren zunichte gemacht. Deswegen erhält die erste Staffel von „24“ von mir 1,5 Sterne. Als ich hörte, dass es noch acht weiter Staffel und einen Film geben sollte, war ich nicht sehr begeistert.
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