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Michael S.
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4,5
Veröffentlicht am 20. März 2016
Mit Peter Capaldi wurde der nunmehr zwölfte Doktor, nachdem Matt Smith als jüngster Darsteller in die ikonische Rolle schlüpfte, mit dem bisher ältesten Darsteller der "neuen Ära" besetzt. Dass diese Wahl trotzdem goldrichtig war, beweist spätestens die aktuelle neunte Staffel. Mit großer Kunstfertigkeit balanciert Capaldi elegant auf den schmalen Graten zwischen Genie und Wahnsinn, Humor und Düsternis, Einfühlsamkeit und Draufgängertum. Gerade die finsteren Seiten des Doktors verkörpert er so intensiv wie bisher kein anderer vor ihm. Wenngleich er nicht immer die Verschmitztheit eines Christopher Eccleston oder Matt Smith erreicht, passen diese neuen Seiten erstaunlich gut zu seinem Doktor, ebenso wie die neue Frisur. Andere Accessoires wie E-Gitarre und Schallsonnenbrille mögen am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig sein. Jenna Colman steht ihren Mann so gut wie bisher, probiert aber im Vergleich wenig Neues aus. Fans von "Game of Thrones" werden in einigen Folgen mindestens ein bekanntes Gesicht wiedererkennen - Maisie Williams, alias Arya Stark, die eine besondere Rolle in der Welt des Doktors einnimmt. Obwohl Logik und Zeitverläufe im Doctor-Who-Universum bekanntlich ganz eigenen und nicht immer sofort verständlichen Regeln folgen, kann man den einzelnen Folgen keinen Mangel an kreativen Ideen unterstellen. Schauspielerisch und erzählerisch exzellent ist vor allem die elfte Folge "Die Angst des Doktors" gelungen, in der Peter Capaldi eine mitreißende One-Man-Show abliefert, die in Film und Fernsehen ihresgleichen sucht. Die mehrheitlich von den Autoren Mark Gatiss und Steven Moffat (die Macher von "Sherlock") verfassten Drehbücher verbinden gekonnt die klassischen Abenteuer und Kreaturen der Serie mit zahllosen neuen Einfällen. Natürlich gibt es da hin und wieder Durchhänger, nicht jede Folge ist gleichermaßen genial. Aber gerade in den letzten drei Episoden wird es derart emotional, dass es passionierte Fans bis an die Sofakante treiben dürfte. Im übrigen handelt es sich bei den zwölf Folgen (plus Weihnachtsspecial) fast ausschließlich um Fortsetzungsgeschichten mit monströsen Cliffhangern. Im Heimkino stört das wenig wenn die nächste Folge in Reichweite ist, bei der Erstsendung im Fernsehen fasst sich da vermutlich mancher an den Kopf. Das knappe Budget, einst Grund für Kultfaktor und väterliche Kritik von Nichtfans, scheint endgültig überwunden - Ausstattung, Effekte und Optik müssen sich vor keiner anderen Serie verstecken. Übertriebenen Realismus sucht man nach wie vor vergeblich, aber es hat sich einiges getan. Damit ist die neunte Staffel definitiv eine der besten der neuen Ära und kann sowohl inhaltlich als auch formal jedem anderen TV-Event das Wasser reichen. Übrigens wird es 2017 eine zehnte Staffel geben, Ende des Jahres eine neue Weihnachtsfolge. Und kein Geringerer als Herr-der-Ringe-Regisseur Peter Jackson hat Interesse bei einer Folge Regie zu führen. Es bleibt also spannend im WHOnisversum ...