Für Freunde der feinen Klinge des Humors. Eine Serie geschrieben und produziert von Lisa Kudrow (Phoebe, mein Lieblings-„Friend”). Sie spielt auch die Hauptrolle, Valerie Cherish, eine mittelmäßige Schauspielerin, die vor einigen Jahren erfolgreich in einer Sitcom mitgespielt hat, danach aber keine Rollenangebote mehr bekam. Nun hat sie eine Nebenrolle in einer neuen Sitcom ergattert, und dafür wird sie auf Schritt und Tritt von einem Kamerateam begleitet, dass innerhalb eines Realityformats ihr Comeback dokumentiert.
Der Clou der Serie ist, dass es ausschließlich (bis auf wenige Minuten ganz am Ende der zweiten Staffel) aus dem Rohmaterial ebendieses Kamerateams besteht. Das heißt, auch die Szenen, die für die Ausstrahlung eigentlich zu peinlich, zu beschämend und zu ungeeignet sind. Das ist besonders aus heutiger Sicht, wo das Fernsehprogramm von Realityshows regelrecht geflutet wird, einfach köstlich anzuschauen, was diese Valerie Cherish alles über sich ergehen lässt, um ein kleines bisschen Ruhm abzubekommen und erneut im Rampenlicht zu stehen, und dabei, getäuscht von ihrer Selbstwahrnehmung, gar nicht merkt, wie sie sich zum Deppen macht.
Diese Valerie Cherish ist nur mäßig gut in ihrem Job. Nur sieht sie das nicht selbst, schließlich hat sie damals ja den Public Choice Award gewonnen, den „wichtigsten Preis, weil er ja von den Zuschauern kommt”. Und so gibt sie ungefragte Ratschläge ans Team, bekniet die Autoren, ihr mehr Sendezeit und mehr Gags zu schreiben, und sonnt sich im Rampenlicht. Wie sie wirklich wahrgenommen wird, entgeht ihr meist. Das alles wird schonungslos aufgedeckt durch das Kamerateam, das sie ständig begleitet, für das sie ein Videotagebuch führt und das sogar Kameras in ihrer Wohnung installiert hat.
Lisa Kudrow spielt die Rolle herrlich over the Top, ständig etwas drüber. Halt schlecht, aber absichtlich schlecht, was eine wahre Kunst ist. Dabei ist Valerie Cherish nicht unbedingt unsympathisch, im Laufe der Serie gewinnt man sie durchaus lieb und fiebert mit ihr mit. Doch sie ist eben etwas selbstverliebt, süchtig nach Ruhm und dem Rampenlicht und leidet an einer falschen Selbstwahrnehmung, auch wenn sie per se kein schlechter Mensch ist. Um die Serie richtig zu genießen, sollte man noch wissen, dass alles, jede Einstellung, jeder gesagte Satz genau so gescriptet und nicht etwa improvisiert ist und jedes Blocking genau so gewollt war, das erhöht das Sehvergnügen noch einmal. Jedoch sollte man keine Schenkelklopfer erwarten. Die Show besticht mehr durch einen feinen tiefschwarzen Humor, der einen ständig wissend schmunzeln lässt oder durch seine Absurdität besticht. Realityformate und ihre Auswirkungen werden saftig durch den Kakao gezogen, wobei man oft zwischen Fremdschämen und Lachen hin und her schwankt. Auch Seitenhiebe auf das Showbiz in Hollywood kommen nicht zu kurz.
Die erste Staffel von The Comeback wurde 2005 ausgestrahlt und traf auf gemischte Reaktionen der Zuschauer. Diejenigen, die das Format durchschaut haben, waren hellauf begeistert, andere haben es nicht verstanden, dass das keine wirkliche Dokumentation ist, sondern diese vielmehr auf die Schippe nimmt, und fanden es unlustig. Man muss dazu sagen, dass damals diese Reality-Formate, die heute aus der Fernsehlandschaft kaum noch wegzudenken sind, erst in der Entstehung waren. Die Serie war einfach ihrer Zeit voraus. Auch war das Konzept des Anti-Hero wenig entwickelt. Viele störte, dass die meisten Charaktere, auch die Hauptrolle, nicht sehr sympathisch waren.
Vermutlich auch deshalb wurde die Serie nach der ersten Staffel nicht verlängert. Doch im Laufe der Jahre entwickelte sie sich zu einem Fanliebling. Das Streaming ermöglichte es, laufend neue begeisterte Fans dazuzugewinnen, deren Stimmen immer lauter wurden. Und so kam es, dass neun Jahre später, in 2014, eine zweite Staffel gedreht wurde, die nicht weniger unterhaltend ist. Bis heute hält sich eine große Zahl an glühenden Fans, die bei „I don't need to see that!” ein breites Grinsen ins Gesicht bekommen.
In Deutschland ist die Serie nahezu unbekannt, ich bin auch nur aus Zufall darauf gestoßen. Völlig zu Unrecht, denn sie ist ein wahres Juwel, das alle Lorbeeren völlig verdient und Fans von tiefschwarzem Humor und Satire begeistern kann. All diejenigen, die die neuen „Stars” der Realityszene verachten, werden sicher ihre helle Freude haben.