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Michael S.
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4,0
Veröffentlicht am 16. April 2020
Man spürt, dass diese Staffel ein besonderer Abschied für Hauptdarstellerin McEwan sein soll. Während die ersten beiden Staffeln recht gleichmäßig erzählt wurden, gönnen sich insbesondere die erste und letzte Folge stilistische Abstecher, die der alten Dame bei genauerem Hinsehen gar nicht so übel zu Gesicht stehen. "Betram's Hotel" bezieht seinen Reiz vor allem aus der Fokussierung auf einen einzelnen Schauplatz - das titelgebende Hotel - in dem sich Verbrecher und Verfolger die Klinke in die Hand geben. Allerdings kann nur Miss Marple den Fall aufklären und das tut sie nach reichlich Verwirrung auf unnachahmliche Weise. Selbst als schon alles erklärt zu sein scheint, zieht sie noch einen Trumpf aus dem Ärmel, der vieles in neuem Licht erstrahlen lässt.
"Tödlicher Irrtum" und "Kurz vor Mitternacht" - die mittleren beiden Folgen - ähneln sich in der Konstellation ihrer Figuren: Miss Marple ist zu Gast bei Bekannten und stößt dort auf Mordfälle. Außerdem beruhen beide nicht auf Marple-Romanen, die Ermittlerin ersetzt hier andere Figuren. Womöglich deshalb hat "Tödlicher Irrtum" mit etwas holpriger Dramaturgie zu kämpfen und gibt sich außerdem viel ernster, als man es von den meisten bisherigen Geschichten gewohnt ist. "Kurz vor Mitternacht" macht dagegen vieles besser, nicht nur wegen der hübschen Schauplätze am Meer, sondern auch weil Miss Marple der Polizei mal wieder etliche Schritte voraus ist.
Für den Höhepunkt ist Arthouse-Legende Nicolas Winding Refn zuständig. Ja, genau, der Regisseur von "Drive", "The Neon Demon", "Walhalla Rising" und ähnlichen blutig-wuchtigen Werken. Bei einer Krimiserie dieses Schlags hätte man ihn also am wenigsten vermutet, trotzdem gerät "Das Schicksal in Person" nicht zum kunstvollen Slasher. Winding Refns Handschrift bleibt dennoch erkennbar, etwa in der pointierten Inszenierung der skurrilen Mitreisenden von Miss Marple und den angedeuteten Ausflügen ins Horrorgenre, die besonders in einer Szene deutlich werden, die in einem verlassenen Kloster spielt. Allzu gruselig wird's allerdings nicht und Agatha-Christie-Fans müssen keine reißerische Neuinterpretation vermuten. Vielmehr gelingt die Gratwanderung, den humorvollen Retro-Krimi gerade mit sovielen dunklen bis exzentrischen Elementen zu füllen, wie es ihm gerade noch gut tut.
Für Geraldine McEwan sind die vier Folgen also ein würdiger Abschied, für Miss Marple eine reizvolle Ergänzung bereits existierender Verfilmungen. Diese Staffel traut sich noch mehr zu, als ihre beiden Vorgänger und macht damit Hoffnungen auf die nächsten drei Staffeln mit der neuen Hauptdarstellerin Julia McKenzie.