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Michael S.
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3,5
Veröffentlicht am 21. Juni 2020
Thematisch sind alle Fälle für Marple-Verhältnisse nach klassischen Mustern gestrickt: reiche Haushalte mit finsteren Familiengeheimnissen, Streit unter dem Deckmantel von Harmonie und mysteriöse Todesfälle in kleinen Ortschaften. Klar, nach dem großen Abschied von Geraldine McEwans in Staffel 3 und der vergleichsweise experimentellen Abschlussfolge "Nemesis" geht man hier eher auf Nummer sicher. Undurchschaubar sind die meisten Fälle trotzdem von vorne bis hinten, so dass die Auflösung höchstens für Kenner der Buchvorlagen durchschaubar sein dürfte. Und obwohl Miss Marples erster Auftritt als Ermittlerin in Folge 1 eine ganze Weile auf sich warten lässt, feiert ihre neue Darstellerin einen durchaus gelungenen Einstand.
Julia McKenzie spielt ihre Miss Marple im Vergleich zu McEwans noch etwas zurückhaltender, melancholischer und feinsinniger, weniger verschmitzt und doch mit viel menschlicher Wärme. Ein mutiger Schritt, die Figur trotz der beliebten ersten drei Staffeln noch einmal neu zu interpretieren, doch Miss Marple steht es. Genauso wie ihre Unauffälligkeit, die sie vor allem in der letzten Folge sehr bewusst einsetzt, um den Fall zu klären. Vereinzelt kann es natürlich auch daran liegen, dass auch in dieser Staffel wieder einige Christie-Romane adaptiert wurden, in die Miss Marple vom Drehbuchteam nachträglich hineingeschrieben wurde.
Der übrige Cast liest sich wie das Who-is-Who der englischsprachigen TV- und Kinostars: Benedict Cumberbatch ("Dr. Strange"), Natalie Dormer ("Game of Thrones"), Matthew McFadyen ("Ripper Street"), Rupert Graves ("Sherlock") und Brian Cox ("X-Men 2"). Damit ist gute Unterstützung gewährleistet und für das Publikum gut zehn Jahre nach der Erstausstrahlung immer noch Grund genug vorhanden, trotz der üblichen Schrulligkeiten und Verwicklungen immer wieder einzuschalten. Manche Folge überrascht dann auch mit einem spontanen Wechsel im Tonfall. "Das Sterben in Wychwood" ist so ein Fall: Vom kauzigen Dorfkrimi zum schockierenden Drama mit einer fast unglaublichen Auflösung ist es ein spannender Weg, von dem selbst der stilvoll frisierte Benedict Cumberbatch kaum ablenken kann.
Man merkt: Miss Marple kann es noch. Zwar mag Staffel drei variantenreicher gewesen sein, doch als humorvoller Nostalgie-Krimi taugt die Staffel samt Neubesetzung trotzdem. Und wer weiß, was in den noch ausstehenden zwei Staffeln alles ausprobiert wird.