Westeros ist zurück und zwar besser als erwartet!
Wer hätte gedacht, dass „Game of Thrones“ noch einmal mit Kraft zurückkehrt? Wenige sicherlich. Ich selbst hatte wenig Interesse an der neuen Spin-off-Serie „House of the Dragon“, doch siehe da: Die erste Staffel ist tatsächlich ziemlich gut. Nicht perfekt, aber tausend mal besser als der peinliche Witz „Die Ringe der Macht“! Für das Spin-off orientierte man sich an einigen Kapiteln aus „Das Lied von Eis und Feuer“ von George R. R. Martin, der übrigens dieses Mal auch enger mit den Produzenten an der Story mitwerkelte. Und das merkt man. „House of the Dragon“ kehrt nämlich zu den Wurzeln von „GoT“ zurück und das ist klasse.
200 Jahre vor der ersten Staffel von „Game of Thrones“ kriegen wir Einblicke in das Haus der Targaryens. König Viserys herrscht über Königsmund und ernennt seine Tochter Rhaenyra als Thronerbin. Das gefällt jedoch vielen Parteien nicht, denn eine Frau auf dem eisernen Thron gab es bis dahin noch nie…
Anders als „GoT“ ist „House of the Dragon“ deutlich fokussierter auf seine wenigen Figuren. Das ist keine Kritik an „GoT“, aber manchmal war es schon schwer den Figuren zu folgen, gerade zu Beginn. Dahingehend ist „House of the Dragon“ sicherlich viel ansprechender für viele Neueinsteiger. Was das Spin-off aber am stärksten von seinem achtstaffeligen Vorgänger unterscheidet, sind die neuen Zeitsprünge. Praktisch in jeder Folge gibt es einen Zeitsprung, bis auf die letzten zwei Episoden. Einerseits ein cooles und frisches Prinzip für die Show, andererseits waren diese krassen Sprünge manchmal auch etwas schädigend für den Fluss der Story. Einige Dinge gingen viel zu schnell vorbei, während andere gar nicht erst gezeigt werden. Klar, man wollte schnell dorthin kommen, wo die erste Staffel schließlich endet, doch ein paar Dinge hätten gern mehr erklärt und beleuchtet werden können. Zudem ist es schwer die ganzen Kids der Hauptfiguren zuzuordnen, da es immer mal wieder neue Schauspieler*innen gibt, die dieselbe Figur nur in älter spielen.
Das bedeutet nicht, dass die Figuren darunter leiden, sie sind aber auch nicht alle so stark, wie sie vielleicht hätten sein können. Eine große Ausnahme ist sicherlich König Viserys, gespielt von Paddy Considine, die wohl beste und spannendste Figur in der Serie. Und für mich auch eine der besten Figuren in ganz „Game of Thrones“. Rhys Ifans ist ebenfalls klasse und viele der Kinderdarsteller sind wirklich gut. Der Cast ist generell sehr gut, vor allem Matt Smith als Daemon ist charmant und finster zugleich.
Man kommt nicht drumherum diese erste Staffel mit der Eröffnungsstaffel von „GoT“ zu vergleichen, denn es gibt einige Parallelen! Trotzdem schafft es „House of the Dragon“ einen eigenen Charakter zu entwickeln und frische Ideen in das Universum von R. R. Martin zu bringen. Dabei ist es ein Segen, dass sich die Serie endlich wieder Zeit nimmt für die Geschichte und nicht von einem Ort zum anderen rast, wie Staffel 7 und 8 von „GoT“. „House of the Dragon“ hat keine weißen Wanderer, sondern spannende Figuren, auch wenn einige etwas zu eindimensional wirken (der Kleinfinger-Abklatsch mit dem Krückstock etwa hat mich eher genervt). Und am Ende wartet ein wirklich fieser Cliffhanger, der einen wieder in dieses bekannte „GoT“-Gefühl bringt: Man will unbedingt wissen, wie es weiter geht! Chapeau, das schaffen heutzutage nicht mehr viele Serien oder Filme.
Optisch sieht die Serie toll aus, auch wenn die CGI-Effekte hier und da etwas mehr Aufmerksamkeit hätten vertragen können. Die Action ist schick gefilmt, die Kostüme eindrucksvoll, aber der billige Nacht-Filter in einer Folge hat mich etwas abgeturnt. Dafür kehrt Ramin Djawadi mit bekannten Themen und neuen Motiven für die Serie zurück. Er ist der Sound der Serie und der Welt und er erfüllt seine Arbeit wieder mit Bravour.
Fazit: „House of the Dragon“ ist ein erfrischender und solider Neustart für die Welt von „Game of Thrones“. Und das ist etwas, was ich und sicherlich viele Fans nicht erwartet haben. Doch der Grundstein für eine starke Spin-off-Serie ist gelegt. Ich bin sehr auf die Zukunft der Serie gespannt, auch wenn wir erst mal bis 2024 warten müssen...