„Das ist der Weg!“
Für Disney verlief dieser Weg in den letzten Jahren alles andere als eben und einfach. Die Meinung was die Filme, Serien und Spiele angeht, die Disney in der Zeit veröffentlichte, ist doch sehr gespalten. Besonders die Hauptfilme „Das Erwachen der Macht“, „Die letzten Jedi“ und „Der Aufstieg Skywalkers“, kamen unterm Strich eher gemischt beim Publikum an. Ähnlich verhielt es sich mit den Anthology-Filmen. Während „Rogue One“ überzeugen konnte, verliert sich „Solo“ wieder in der Belanglosigkeit und im Mittelmaß. Anders verhielt es sich mit dem Rollenspiel „Jedi: Fallen Order“. Dieses fügte sich bestens, dank seiner Handlung und seinen interessanten Charakteren in die Welt von Star Wars ein und lies uns in der gesamten Laufzeit wieder die erhoffte Magie von Krieg der Sterne verspüren. Während die sehr beliebte Serie „The Clone Wars“ abgesetzt wurde, nun aber nach sechs Jahren doch noch ein Finale erhält, fiel auch hier die Serie „Rebels“ durch und wird eher belächelt.
Mit der Serie „The Mandalorian“ setzt man nun auf die erste Realserie, die sich dem gleichen Kult der Mandalorianer widmet, dem einst auch Boba Fett und dessen Klonvorlage bzw. Vater Jango Fett angehört. Was wir in den Filmen eher weniger zu sehen bekamen, wird nun mit dieser Serie ausgeglichen, den „The Mandalorian“ ist wieder beste Star Wars Unterhaltung, die das richtige Feeling und die richtige Stimmung transportiert.
In den Filmen spielten Boba, wie auch Jango Fett eher untergeordnete Rollen, dennoch haben sie eine große Fangemeinde, schließlich sind die Kopfgeldjäger, nicht zuletzt wegen ihres optischen Designe, wahre Lieblinge geworden. In Serien wie „Clone Wars“ und später auch „Rebels“ brachte man erstmals wieder die Mandalorianer im großen Stil zurück und gerade in „The Clone Wars“ stellten diese auch oft ein Highlight dar. Doch jetzt widmen wir uns erstmals ausschließlich den Mandalorianern.
Nun, worum geht es? Die Serie spielt fünf Jahre nach der Zerstörung des zweiten Todessterns und dem Sieg der Rebellion über das Imperium. Der namenlose Mandalorianer erhält einen Auftrag der Kopfgeldjägergilde. Er soll für einen ehemaligen imperialen Warlord ein mysteriösen Paket besorgen, welches für ihn von höchstem Interesse ist.
Die gesamte Serie fühlt sich zu Teilen gar nicht mal richtig an wie eine Sciencefiction Serie, sondern hat zuweilen eher sehr viel mehr mit einem Western gemeinsam. Die gesamte Stimmung der Serie lässt und oft eher glauben wir sind mitten in einem Sergio Leone Film und sehen Clint Eastwood als einsamen Westernhelden. Auch wenn das Prinzip hier sogar sehr ähnlich ist, den genau wie Eastwood in den meisten seiner Rollen, ist auch der Mandalorianer ein einsamer Held, der wenig redet und uns dennoch in den Bann zieht. Obwohl das Gesicht unseres Helden nie zu sehen ist, liefert Pedro Pascal, bekannt aus „Game Of Thrones“, „Narcos“ oder „Kingsman: The Golden Circle“ dank seiner Stimme und seiner Gestik eine richtig gute Leistung hin, die uns diesen Helden greifbar macht.
„The Mandalorian“ besteht aus insgesamt acht Episoden, die einen mehr oder weniger simplen Hauptrang haben, die sich rund um das mysteriöse Paket dreht, auf das ich später noch eingehen möchte. Fünf dieser Episoden drehen sich auch zentral darum ,während die Folgen Vier bis Sechs, sich ein wenig wie Lückenfüller anfühlen. Diese erfüllen zwar auch ihren bestimmten Zweck, lenken aber unter Strich etwas zu sehr vom Plot ab. Dennoch bekommen wir auch hier beste Unterhaltung, in dem uns nicht nur ein weiteres Remake bzw. eine Hommage an eines der größten filmischen Vorbilder für Star Wars geliefert wird, „Die Sieben Samurai“, es wird uns auch eine wilde Jagd durch die Wüsten Tatooines präsentiert und eine Art „Prison Break“ im Weltraum, welcher ein unglaublich packendes Ende hat. Doch am spannendsten ist „The Mandalorian“ trotzdem dann wenn sie im Hauptplot spielt. Gut ist, dass das Ende der ersten Staffel bereits eine sehr gelungene und spannende Ausgangspostion für die zweite Staffel geschaffen hat.
Eine Meinung, die ich allgemein nicht teilen kann, ist dass die Serie zu viel Fanservice betreibt. Anders als die Filme, die zugekleistert sind mit Reverenzen und teilweise sich extrem an den bereits bestehenden Teilen orientiert, geht man hier wieder ein viel eigenständigeren Weg. Allgemein sind Reverenzen auch nichts schlechtes. Wir bekommen diese zwar auch, aber sie fügen sich gelungen in die Handlung ein, ähnlich den Anspielungen in „Jedi: Fallen Order“, „The Clone Wars“ oder „Rogue One“, gibt es diese zwar, aber sie lenken nicht vom Hauptwerk ab und lassen sie immer noch eine eigenständige Geschichte erzählen. Gerade deshalb, weil die Serie sowohl die Ära der Klonkriege, des galaktischen Imperiums, sowie der ersten Ordnung aufgreift, wird die Welt in sich so greifbar und schlüssig.
Während, wie bereits gesagt, der Mandalorianer ein gelungener Protagonist ist, so könne die anderen Figuren am besten dann Glänzen, wenn sie in Interaktion mit dem Kopfgeldjäger sind. Wobei die Serie nur in sehr seltenen Momenten ohnehin von der Hauptfigur abweicht und sich den Nebenfiguren in einzelnen Szenen widmet. Aber gerade wenn die Figuren im Team agieren macht die Serie am meisten Spaß, weil die Chemie unter den Figuren bestens passt. Carl Weathers (Apollo Creed in „Rocky“, „Predator“) ist als Greef Karga ein ebenso sympathischer, wie auch zwielichtiger Gildenchef, während Gina Carano („Deadpool“) als ehemalige Schocktrupplerin der Rebellion ordentlich austeilen darf. Mit Nick Nolte („Herr der Gezeiten“, „Die Gejagten“) als Ugnaugh Kuiil einen warmherzigen und liebenswerten Nebencharakter spielt.
Aber besonders die Schurken sind hier wieder absolut überzeugend. Die deutsche Regielegende Werner Herzog („Fitzcarraldo“, „Nosferatu“) füllt zum Beispiel die Rolle des Auftraggebers aus. Im englischen Originalton stets mit einem dicken deutschen Akzent strahlt er eine wahrhafte Gefahr aus, ist bedrohlich, clever und charismatisch. Des weiteren gehören ihm auch mit die besten Textpassagen der Serie, die uns des öfteren zum Nachdenken anregen. Zum Höhepunkt wird dann am Ende auch noch der von Giancarlo Esposito („Breaking Bad“) gespielte Moff Gideon. Auch dieser versprüht eine ganz besondere böse Aura und hat auch einige der besten Momente in der Serie.
Auch Regisseur und Schauspieler Taika Waititi („Jojo Rabbit“, „5 Zimmer Küche Sarg“) erhält hier den Part des Attentäterdroiden IG-11. Und wie es sich für jeden guten Star Wars Film gehört, bekommt auch „The Mandalorian“ dank ihm einen gelungenen und coolen Droiden, den es in jedem Film braucht. Gerade in diesem Bereich hat Star Wars mit R2-D2, C-3PO, BD-1, K2-SO oder BB-8 viel richtig gemacht.
Ja und dann ist da das Paket, das die meisten, wenn man nicht vollkommen hinterm Mond lebt, bereits mitbekommen haben, sich um ein Kind dreht, welches der gleichen Spezies wie Meister Yoda angehört. Dieses süße Wesen, ist dabei das absolute Highlight der Show. Es wirkt weder albern, noch lächerlich, sondern erfüllt einen Sinn. Es treibt nicht nur die Handlung voran, sondern gibt auch dem Mandalorianer einen Sinn. Die Chemie, zwischen dem Helmträger und der Puppe stimmt! Auch dass Baby Yoda vollkommen ohne CGI umgesetzt wurde ist ein großer Pluspunkt, den die Puppe wirkt echt, authentisch und damit auch greifbar. Und auch bei dieser Figur bin ich sehr gespannt auf ihren weiteren Wertegang, den obwohl es sich hier „nur“ um ein Kleinkind dreht, so hat auch dieses bereits eine sehr gelungene Charakterisierung erhalten.
Handwerklich ist die Serie ebenfalls sehr gelungen. Auch wenn die Effekte nicht immer sitzen und mache Kostüme nicht so ganz gelungen sind, wirkt die Serie aber eben genau durch die authentischen Schauplätze, die echten Masken und die wenigen Effekte doch so gut. Die Welt ist wieder dreckig und düster. Das Gefühl einer Nachkriegszeit macht sich breit und dieser dreckige Westerlock, gefällt mir ähnlich gut wie bereits in „Rogue One“ und „Solo“. Die Kameraarbeit ist bestens und ein großer Teil zur grandiosen Stimmung steuert der schwedische Komponist Ludwig Göransson bei, der mit seinem „Main Theme“ ein Werk kreiert hat, dass einen bis zur letzten Sekunde am Bildschirm hält.
„The Mandalorian“ ist ein wahrer Genuss für alle Star Wars Fans. Die Serie ist eigenständig, dreckig und authentisch. Spannende Figuren, überzeugende Schurken und ein über weite Strecken überragendes Handwerk lassen echtes Star Wars Feeling aufkommen, dass Lust auf mehr macht. So reiht sich die erste „Star Wars“ Realserie zu den guten Werken ein, die sich in der weit weit entfernten Galaxis abspielen.