Prolog
Am 15. Tage des März im Jahre 2023, nach schwäbischer Zeitrechnung. Nervensend, Haarraufweg, Schluchzingen, Pestviertel, Aualand - verbrannte Erde... Das letzte Zeitalter dieser Serien-Welt.
Gesehen und gut verpackt... die Geschichte eines "Die Ringe der Macht"-Zuschauers - von Cappu Junkie
Ja, wo fange ich an...... Achja - über die Film-Trilogie:
Im Jahre 2001 wurden die feuchten Träume vieler großer und kleiner Tolkien-Fans Wirklichkeit, als Peter Jackson neue Massstäbe setzende Drei-Stunden-Fantasyklopper in die Kinos brachte... und damit sogar den ein oder anderen Sonnenmuffel-Ork zu stürmischem Beifall ermuntern konnte. Nach einer abwechslungsreichen, blutigen Odyssee, gespickt von Schlachten, Monstern und niedlich-kleinen, tollpatschigen Hobbitsen triumphierte ein Haufen zusammengewürfelter Abenteurer über das Böse...
"Hahahaha... Bäärbel... da ist jemand an der Tür!"
Auch ich - zu jener Zeit in praktisch völliger Unkenntnis über Tolkiens Werke und die Tage mit Feuerwerk und Geschirr abwaschen verschwendend, auf welche jedoch nicht näher eingegangen werden soll zu diesem Zeitpunkt! *Kritik verdunkelt sich und Donnergrollen ist zu hören* - war seitdem ein treuer Anhänger der Geschichten und Abenteuer rund um den einen Ring...
"Bärbel... die Tür!... Herrjemine, wo steckt das Elbenweib?"
Doch das Böse war nicht besiegt! Die Lizenzrechte gerieten dem Geschöpf Amazon in die Hände, das sie tief hinein in die Streaming-Welt trug. Und dort verfielen die Drehbuchschreiber dem Wahnsinn...
Folge 1 - Debatten um die Regiearbeit (OT: Schatten der Vergangenheit)
Mit einem Kribbeln im Bauch schalte ich den Fernseher an. Mein Herz pocht, denn ich bekomme jetzt endlich eine neue Injektion Mittelerde... vielleicht der schönste Tag meines Lebens! Doch nanü, was ist denn da los? Die Mobbing-Elbenbrut versenkt in böswilligster, sauronischer Absicht ein kleines Papier-Schwanenboot! Das traumatisierte Opfer, die kleine Bootsbauerin Galadriel, möchte schön mittig eine redlich verdiente Faust im Gesicht des Mob-Anführers platzieren, wird aber zurückgepfiffen und getadelt.
Wie so oft in letzter Zeit breitet sich wieder einmal leichtes Unbehagen in mir aus. "Weisst du, weshalb ein Schiff schwimmt, ein Stein aber nicht?" - Noch ahne ich nicht genau, welch geistiger Dünnpfiff mir in den nächsten Sekunden in die Ohren gestopft werden wird, aber auch Bärbel neben mir merkt... da ist was im Busch, da kommt was Größeres. Sie lässt sich nichts anmerken, aber in mir reißt ein tollwütiger Troll wutentbrannt sein Maul auf und verteilt seinen stinkenden Sabber auf meiner dahinschwindenden Vorfreude. "Einfach, weil der Stein stets nur hinab blickt..." - man hört zwar den Worten zu, doch irgendwo zwischen Gehörgang und den Ram-Riegeln im Kopf spielen die Synapsen verrückt und blockieren aus Eigenschutz diesen mutmaßlichen Virenangriff auf das System.
Nach fünf Minuten bin ich auf dem harten Boden der Realität angekommen und muss mitansehen, welch ein Verbrechen hier unter dem einst makellosen Namen "Herr der Ringe" verübt wurde. Wenn sie in einer Burg leben und dem Zeugwart der Waffenkammer das Leben auf heitere Art und Weise schwer machen möchten, türmen sie doch einfach alle Helme zu einem riesigen, komplett sinnlosen Berg auf, der dann beim Abtragen irgendwann jemanden unter sich begraben wird. Ein Brüller bei jedem Festgelage. Und wenn sie ihre Gäste ganz besonders mögen, engagieren sie doch die nun erwachsene Galadriel samt Elben-Redshirt, damit vor dem Nachtisch das merkwürdigste Gespräch vorgetragen wird, welches sich jemals und wie ein Schlagbohrer in die Hörmuscheln ihrer verdutzt dreinschauenden Liebsten gebohrt hat.
Redshirt: "Ich habe kein Gefühl mehr in meiner Hand."
Galadriel: "Nein. Das Böse ist hier so stark, das unsere Fackeln keine Wärme abstrahlen. Hier entlang!"
Redshirt: "Wie könnt ihr euch sicher sein?"
Galadriel: "Es ist kälter als anderswo."
Ich werde diesen Dialog, der auf so viele Arten falsch und verkorkst ist, leider nie mehr vergessen können, doch glücklicherweise hat die Serie Erbarmen und schleudert mir kurz darauf schon die nächste Szene entgegen, die mir signalisieren soll: Ach du wolltest Tolkien? Ne ne mein Freund, Herr der Ringe gibts hier nich. Da bist du ganz falsch hier. Galadriel benutzt ihr mobiles Schwertkatapult, um mit ein paar wenigen Super-Kampf-Einlagen in wenigen Augenblicken mein Herz sowie meine gesamte Rest-Hoffnung auf grausame Weise in viele kleine Scheibchen zu schnippeln.
Auf dem Set scheint es niemanden gegeben zu haben, der in der Lage ist, bis neun zu zählen, oder wenigstens bis sieben. Besteht die Truppe um Galadriel anfangs noch aus zwanzig Seelen, sind es Sekunden später nur noch zehn, beim Bergsteigen nur noch neun und in der Höhle angekommen immerhin noch ganze glorarme Sieben. Irgendwann muss dies wohl einem der Catering-Mitarbeiter beim Vorbeilaufen aufgefallen sein, und schwupps hat der Regisseur nach dem Kampf mit dem Monster wieder neun Elben am Start. Wenn auch sie aufgrund des immer wieder vorkommenden, natürlichen Darsteller-Schwunds bei den Dreharbeiten zu dieser Serie einen Angehörigen vermissen sollten, trösten sie sich mit dem Gedanken, das dieser wenigstens nur an einer oder wenigen Folgen mitwirken musste und der Leidensweg unendlich viel länger hätte sein können.
Ich empfinde fast alles in dieser ersten Folge so schlecht, das ich jeden beleidigenden und herablassenden Satz über Xena tief und innigst bereue. Die sektenartige Zeremonie auf dem Elbenschiff ist fast langweilig und monoton, aber auf Galadriel ist Verlass. Bei der nächsten Kreuzfahrt geraten sie bitte übrigens nicht gleich in Panik, wenn neben ihnen jemand über die Reling springt. Wahrscheinlich hat derjenige nur etwas zuhause vergessen, vermutlich den Zahnarzttermin, den nicht ausgeschalteten Herd oder das endgültige Besiegen des unsagbar Bösen.. Außerdem wären sie sowieso nicht rechtzeitig beim Kapitän, zu behäbig ist das Vorankommen in der schweren Ritter-Matrosenrüstung. Bärbel hat noch nicht bemerkt, das Amazon gerade dabei ist, mein in schöne Scheiben portioniertes Herz genüsslich zu verspeisen. Eigentlich sitzt da nur noch eine leere Hülle neben ihr und greift reflexartig wie ein kopflos umherrennendes Huhn immer wieder in die Chipstüte. Das Armageddon ist eingetreten, Mittelerde ist verloren. Eigentlich kann jetzt nur... ja, jetzt kann nur ein Superheld hier noch was retten und..... Woooa... was ist denn das? .....Das ist... Meteor-Man!
Folge 2 - Treib gut, Galadriel (OT: Treibgut)
Noch keine fünf Minuten vorbei. Ich sitze da in der Hoffnung, wenn ich einmal schiffsprungig sein sollte, das dann auch mir irgendwo ein ominöser Drehbuchschreiber ein Rettungsfloss auf dem endlos riesigen Meer zu Hilfe schickt. Wirklich äusserst praktisch, nachdem man eine abgrundtief dumme Blödheit getan hat, und die Geschichte einen als Hauptdarsteller aber dringend benötigt. Umso praktischer, das das Böse natürlich auch genau auf diesem Floss sitzt. Die ganze Szene ist so bescheuert in ihrer Anhäufung von Zufällen, das sie bei der CIA vermutlich in Zukunft als bevorzugte Psycho-Foltermethode eingesetzt werden wird. Galadriel wird in wenigen Minuten drei mal gerettet - erst vom großen Floss, dann von der sie ins Wasser stossenden Tussy und dann vom kleineren Floss. Ich muss laut lachen und Bärbel schaut mit dem typischen Gesichtsausdruck rüber, welches mir verdeutlichen soll, das sie keinen Humor entdeckt hat. Aber in mir prallen all die bisherigen Fremdscham-Momente in einer Ecke des Hirns zusammen und explodieren in einem riesigen Urknall. Diese Serie soll wohl eine Herr der Ringe-Parodie sein!
Die Frisuren der beiden Herren schmettern mir denn auch sofort ein optisches "Jaaaa" entgegen. Elrond und Celebrimbor spazieren mal eben kurz nach Khazad-Dum. Genau so kenn ich das von mir, es ist wie aus dem Leben gegriffen. Wenn ich den Kumpel in Hamburg mal eben um einen Gefallen bitten will, bemühe ich nicht erst das Telefon, die Bahn oder ein Flugzeug, selbst ist der Mann. Im Morgenmantel mit Sixpack unter dem Arm auf durchs schöne Ländle, von Stuttgart querfeldein ins Hanseland, passt. Natürlich lässt mich der Honk aber nicht einfach rein, wenn ich dann dort bin. Nein, zuerst hauen wir wie die Bekloppten auf ein paar Felsen ein, während uns eine grölende Menge anfeuert und vergessen lässt, wie absurd dumm diese traditionelle Herausforderung ist. Und weil ich nur in die Wohnung darf, wenn ich gewinne, verliere ich natürlich absichtlich. Am Ende versteht niemand, was hier gerade eigentlich geschehen ist, und wir gehen alle zum Saufen in die Wohnung.
Wenn ich mal Kinder haben sollte, wünsche ich mir einen Sohn, der genauso energisch und gnadenlos gegen Ungeziefer im Haus vorgeht wie Theo. Was ist schon ein klaffendes Loch im Wohnzimmerboden, wenn man die Gelegenheit hat, eine Ratte zu Brei zu schlagen. Mein zukünftiger Wunschsohn fährt fort mit seinen geistigen Umnachtungen, indem er eine offensichtlich total magische, äusserst wertvolle Waffe geheim hält. Das Verhältnis zu seiner Mutter ist wohl total zerrüttet, und nachdem Bärbel die erste Folge gar nicht sooo schlecht fand, verstehe ich ihn auch vollkommen.
Arondir und Bronwyn entdecken ein zerstörtes Dorf samt Loch im Boden. Willkommen bei Cappu's Quiz - was würden sie in dieser Situation machen? A) Theo eine Tracht Prügel verabreichen B) Ruhig, aber bestimmt bei der nächsten Stadtratssitzung die explodierenden Gasleitungen beanstanden C) Auf den Schock erstmal einen Schluck schwarze Milch trinken D) Zum nächsten Meer rennen und hineinspringen.
Folge 3 - Unter dem Qualitäts-Radar (OT: Adar)
Was liegt eigentlich unter den tiefsten Abgründen... nun, ich befürchte ernsthaft, das mir die nächsten sechzig Minuten von Ringe der Macht diese Frage locker-lässig aus den Ärmeln schütteln werden. Sogleich fallen natürlich die großen Löcher im Flickenteppich-Dach des orkischen Grabens auf, die so viel Sonne auf den Boden werfen, das es kaum noch einen Unterschied machen würde, wenn es sich die grässliche Rasselbande gleich draußen in Liegestühlen bequem machen würde. Doch bleibt kaum Zeit zum Verschnaufen, denn schon sind wir mit unserem Sonnenschein Galadriel auf einem Schiff der narnianischen Kriegsmarine. Die Kunststoff-Brustplättchen heben sich farblich angenehm ab vom Rest der Matrosenkleidchen. Durch einen weitverbreiteten Waschmaschinen-Zauber ist alle Kleidung in Mittelerde stets sauber und adrett, wie die Hempels laufen ja schliesslich schon die Orkse und deren Gefangene herum.
Während in unseren Gefilden immer die Frauen recht haben, ist es in Numenor die See, die immer das letzte Wort haben muss. Leider spricht die See aber nicht für die Südlande, denn dort gräbt sich ein entscheidungsunfreudiges Lichtallergie-Chaos schneller durch die Hirnwindungen als die Gefangenen der Orks den Graben schaufeln können. Da hat einer quälende Schmerzen beim kleinsten Sonnenstrahl und fängt an zu qualmen, während andere fröhlich vergnügt draußen rumhopsen und Gefangene ärgern.
Sind sie schon einmal ausgeritten, nachdem es beim Mittagessen Krautsalat gegeben hat? Und hatten sie an diesem Tag auch noch eine gesteigerte sexuelle Bedürftigkeit? Galadriel zeigt ihnen in einer eindrucksvollen Zeitlupensequenz, wie wohl auch sie aussehen würden, wenn sich hoch zu Ross voluminös-schmerzhafte Blähungen und ein sich anbahnender Hoppel-Orgasmus zu einer undefinierbaren Fratze vereinigen würden. Sonnenscheinchen zeigt keinerlei Gefühlsregung bei der Rettung vor dem Tod, bei der Rückgabe des Bruder-Dolches, aber Pferde sind der alle Schranken öffnende G-Punkt. Eigentlich gebürt alleine dieser Szene eine 150-seitige Sonderkritik, aber welch närrischer Tuck würde diese Tortur überleben...
Die Harfüße, die sie in den bisherigen Folgen dank der Eicheln und Blätter im Haar wahrscheinlich noch nicht einmal entdeckt haben, outen sich nun als schlimmere Bösewichte, als es Sauron je hätte sein können. Trotz einer Population von maximal 40 Seelen und einhergehenden Fortpflanzungsproblematiken werden pervers-grausame Regeln gnadenlos durchgesetzt und ganze Familien aufgrund von Unfällen und Hilfsbereitschaft gegenüber Bedürftigen dem fast sicheren Tod überantwortet. Denn da draußen in der weiten Welt lauern Gefahren, die harmloser ausschauen als so manches rosa Plüschhäschen. Gemeint sind natürlich unter anderem die oft missverstandenen Warge (canis lupus knuddelus) mit ihren riesigen Kulleraugen. Tiertherapeuten im ganzen Land behandeln tausende dieser armen Kreaturen wegen Persönlichkeitsstörungen, da sie mal geknuddelt, mal geköpft werden.
Folge 4 - Diagnose Modedroge (OT: Die große Woge)
"Heute eine schiffbrüchige Elbin, und morgen Trilliarden von Spitzohren, die uns allen die Jobs, die Weiber und die Süssigkeiten - vor allem meine Knoppers - wegnehmen!" Bärbel rollt nur mit den Augen, doch ich sehe die Vorzeichen ganz deutlich - die Gefahr, das zudem die Talsohle dieser Serie noch bei Weitem nicht durchschritten ist. Und da geht es auch schon los, das muntere Rätselraten um die Sonnenempfindlichkeit sensibler Orkhaut. Ich will wahrlich kein Korinthenkacker sein, aber wenn sich die werten Herren nicht bald entscheiden mögen, schmeiß ich Bärbels Sonnenschutzcreme mit Schutzfaktor 99 durch den Bildschirm, so wahr ich hier leide.
Der Brunnenvorfall ist eine jener rätselhaften Bildabfolgen, in denen man weinen, lachen und schreien möchte ob des Unvermögens der Regie, auch nur einen Hauch Logik und Verstand in eine einfache, kurze Szene zu bringen. An die vielen grausamen Details - und es waren bei Gott zu viele in zu wenigen Sekunden - möchten meine in den letzten Wochen zutiefst grau gewordenen Hirnzellen nicht erinnert werden. Ich setze Bärbel mit ernster Miene davon in Kenntnis, das Theo nicht länger unser Wunschkind ist, zu schwer wiegen die Demütigungen seiner endlosen Blödheit. Bärbel setzt mich davon in Kenntnis, das ich meinen Mund halten soll, sie verpasse sonst den Schmiede-Turmbau zu Elben-Gebabel.
Im alten Romenor scheint es keinen Mangel an Fachkräften gegeben zu haben, denn noch immer streift die Architektin ziellos durch die ein oder andere Szene, ohne das zwischen ihr und irgendeinem Handlungsfaden ein erkennbarer Zusammenhang hergestellt werden könnte. Ebenso fehlt praktisch jegliche Verbindung zwischen der plötzlich befreiten Galadriel und vier eingesperrten, breitschultrigen Wärtern. In meinen Tagträumen laufen die Kämpfe zwischen mir und nervenden Idioten an der Schlange zur Stadionwurst ähnlich ab.
Die nächste äußerst skurril anmutende Zeitlupenszene türmt sich grimmig lachend vor mir auf, aber zum Glück ist wenigstens kein Pferd weit und breit zu sehen. Arondir und Theo weichen Pfeilen aus und treffen dabei ganz zufällig mitten im dunklen, riesigen Wald auf die Frau Mama. Schon komisch, denke ich sogleich... bei meinen zufälligen Begegnungen stehen mir immer Schwiegermütter, Zeugen Jehovas oder Knoppers klauende Elbeneinwanderer gegenüber. Plötzlich fliegt aus heiterem Himmel, quasi aus dem Nichts heraus, eine Tube Sonnenschutzcreme - ich glaube mit Schutzfaktor 99 - gegen den Fernseher. Bärbel gibt mir deutlich zu verstehen, das ich nach Theo in Kürze der nächste Verstoßene sein werde.
Wenn sie drei oder mehr Kinder ihr Eigen nennen, probieren sie doch die seit Jahrhunderten höchst erfolgreichen, romenorischen Erziehungsmethoden aus. Kommt ihr Ältestes eine Stunde zu spät nach Hause, rennen sie nach oben, reißen die Tür des Kinderzimmers auf und bestrafen sie laut brüllend und vollkommen pauschal auch die Anwesenden dort mit einer Woche Hausarrest. Sie werden schnell merken, wie Harmonie und erfolgreiche sowie generationenübergreifende Familientraditionen ins Haus einkehren.
Da stand Sonnenscheinchen mit reichlich Trotz, Arroganz und Überheblichkeit doch so kurz davor, die Geschicke höchst erfolgreich in Richtung Mittelerde zu lenken... da kommen ihr Milimeter vor der Ziellinie ein paar fliegende Blütenblätter zuvor und heimsen den ganzen Erfolg für sich ein. Bei solch entstehenden Verspannungen im Körper einer geschundenen Elbin empfiehlt der Doktor einen ausgiebigen Ritt in Verbindung mit Slowmotoxin.
Ich komme mir ganz dünn vor, ausgemergelt - wie Butter auf zu viel Brot verstrichen. Ferien, ich brauche Ferien. Leider werde ich zurückkommen müssen, denn Bärbel hat das letzte Wort und jemand muss ja auch auf die Knoppers aufpassen.
Folge 5 - Logiklochschmiede (OT: Abschiede)
Wenn sie vor einer Dose Surströmming sitzen, wissen sie (hoffentlich) um die erwartbaren Konsequenzen. Ich starte mit zittriger Hand die fünfte Folge dieses Etwas. Selbst Bärbel spricht inzwischen offen davon, das Projekt "Hölle" abzubrechen, doch irgendetwas tief in mir muss das jetzt durchziehen, es gibt kein Zurück mehr ins vorherige Leben.
Stellen sie sich eine "Stirb langsam" Version vor, in der an Bruce Willis in der einen Szene alle Kugeln abprallen wie an einem massiven Stahlträger, während ihn in der nächsten eine kleine Stubenfliege im Vorbeiflug anditscht und ihn regelrecht explodieren lässt. Und dies wechselt dann ca. 30 Mal im Film hin und her, so dass selbst der liebe Bruce irgendwann zum Telefon greifen und eine 555-Therapeutennummer wählen muss. Jedenfalls hilft hier keine Sonnenschutzcreme mehr, sondern nur noch das beherzte Zugreifen in die Chipstüte neben mir, um die Gedanken wenigstens eine Sekunde lang von dem Schmerz auf der Mattscheibe und den perfiden Machtspielchen von Adar abzulenken.
Die große Südlande erhebt sich gegen den Feind. Super, endlich werden Heere aufeinander knallen und der lange Leidensweg ein Ende haben! Ich fasse neuen Mut, denn sicher haben die Bauern in ihrer kleinen Festung daran gedacht, Boten hier und dorthin zu entsenden, um die erste große Schlacht in dieser Milliarden-Serie zähnefletschend von der Leine zu lassen! Ich spüre Hoffnung aufkeimen, für die Qualen und die eingesetzte Lebenszeit bald endlich entlohnt zu werden.
Fünfzig Bauern-Seppel haben den genialen Plan, statt irgendwohin zu flüchten, sich in einer klitzekleinen Festung zu verschanzen, um die ankommenden Orkhorden abzuwehren. Ohne Nahrung, Waffen, die Hälfte der Bauernschaft oder einer motivierenden Rede stellen sie fest, das das doch gut zu handlen sein sollte.
"Ihre Hiebe fallen wie die Steinriesen in den Nordmooren." Da ist sie, die erste richtige Panikattacke der Folge, die meinen Körper durchfährt wie ein nicht enden wollender Stromschlag. Doch selbst die schlimmsten Befürchtungen können nicht mit der Realität in Einklang gebracht werden, während Galadriel und kleine Nachwuchs-Romenorer mit echten Waffen mitten in der City vor vielen zivilen Zuschauern loskämpfen. Die Stadt, die von oben relativ goß aussah, besteht im Grunde nur aus dieser Einkaufsmeile samt Schmiede, weshalb alles hier auf engstem Raum stattfinden muss. Man fragt sich, was der Regisseur hier alles hätte rausholen können, wäre nur das Budget etwas höher gewesen. Die extrem schlechte Kampf-Choreografie fällt sogar einem Nicht-Experten wie mir auf, ohne zurückspulen und Slowmotoxin einwerfen zu müssen. Inzwischen denke ich ohnehin die meiste Zeit über nur noch darüber nach, welche der bis jetzt über ein Dutzend Szenen in dieser Serie den Cappu-Award "dümmste, schlechteste und überflüssigste Szene aller Filmzeiten" verliehen bekommt, und diese "Trainings"-Session wird definitiv mit dabei sein.
Es ist schon etwas seltsam, das die Evolution dem Menschen nicht mit der Zeit die Hände weggenommen hat, nachdem klar wurde, das diese Wesen immer alles anfassen müssen, ganz egal wie gefährlich die anzutatschende Sache auch offensichtlichst wirken mag. Und Harfüße tun es ihnen gleich, setzen aber noch einen drauf, da sie sich entgegen ihrem ersten Auftritt nicht mehr verstecken, sondern singend, schreiend und vollkommen naiv durch die schrecklichst anmutenden Todes-Wälder latschen.
Wo wir schon bei Evolution sind - ich habe da neulich einen schönen Esstisch bei Bekannten entdeckt, der sich verdammt gut bei uns zuhause machen würde. Jetzt bräuchte ich nur noch eine niederträchtig-dummdreiste Idee, wie ich das wohl am besten bewerkstelligen könnte... und auch der Transport mit Kumpels aus der Kneipe könnte ähnlich ablaufen wie bei den scheinbar evolutionär stark benachteiligten Elben.
Isildur - und ich muss das jetzt mal so deutlich öffentlich kundtun - ist so dämlich, blöd und dumm noch obendrein, das er - als Ork geboren - wahrscheinlich der Einzige wäre, der kein Problem mit der Sonne hätte, weil er die ganze Grundproblematik schlicht nicht begreifen und erfassen könnte. Der Dialog mit seinem Vater im Anschluß an die Bootsexplosion verdeutlicht dem leidensfähigen Zuschauer dann auch sogleich, woher er diese kaum beschreibungsfähige Blödheit hat.
Und bevor die Folterstunde zuende ist, werden dem auch nur im Ansatz mitdenkenden Zuschauer die drei Harry-Potter-Kriegszauberschiffe von Romenarnia präsentiert, die hunderte Soldaten, ebenso viele Pferde, Besatzung, Verpflegung und ein alle Aufmerksamkeit auf sich ziehendes Sonnenscheinchen beherbergen.
Folge 6 - Kuhdûng (OT: Udûn)
Die Gesetze von Physik, Zeit und Raum scheinen sich langsam aber sicher zu verflüchtigen, denn wie sonst könnten sechzig Minuten Fantasy mehr Handlungs-, Logik-, und Verständnislücken aufweisen wie einer meiner Aufsätze aus der Schulzeit, die mir vom Lehrer so laut brüllend um die Ohren gehauen wurden, als hätte ich dessen Mutter Galadriel genannt.
Isildur bemerkt in der heutigen Folge beim zweiten Bissen in den prallen Apfel, das Pferdesabber gar nicht mal so köstlich ist, und dies trotz aller Vernarrtheit in die edlen Tierchen. Und weil er die Viecher ab diesem Moment hasst und verabscheut, opfert er das angesabberte Stück Obst der immer recht habenden See, statt es dem blöden Gaul zu gönnen. Ich würde der See all meine angeknabberten Knoppers in den Rachen werfen, wenn nur endlich diese Serie zuende wäre und ich danach noch einen fühlbaren Puls hätte.
Dann folgt letztendlich doch noch der Kuss zwischen Arondir und der begnadeten Redenschwingerin, an den weder ein griesgrämiger Hobbit, noch ein manischer Zwerg jemals noch geglaubt hätte, nachdem sie sich folgenlang aus dem Weg gingen oder schlicht ignorierten. Und da sitzen wir nun in der Dunkelheit, haben eine kleine Festung mit Mauern, Tor und schwerer Zugänglichkeit gegen ein paar Strohhütten auf offenem Feld eingetauscht, um den nicht minder bescheuerten Feind mit Fackeleinlauf endlich richtig willkommen zu heißen.
Adar hat also nicht in derselben Nacht einfach nochmal angegriffen, sondern entschließt sich aus Gründen, die allen beteiligten Figuren, den Machern der Serie und den Zuschauern sowieso vollkommen unergründbar bleiben, kurz vor Sonnenaufgang der nächsten Nacht die Orkse erneut gegen den Feind zu schicken. So kommt es wie es kommen muss - plötzlich befinden wir uns am hellichten Tage zurück auf den Pelennor-Feldern, wo die Rohirrim zur Attacke blasen, während im Dorf noch tiefste Nacht herrscht. "Eine schnelle Sonne geht auf! Heute Nacht wurde von Amazon endgültig Pipi auf Tolkiens Grabe vergossen!" brülle ich, und Bärbel wacht kurz erschrocken auf.
Halbrand wird gar feierlich zum neuen König zweier Dörfer - eines davon komplett zerstört - auserkoren. Nur Menschen, die in Hintertupfingen zum Vize-Dorfvorsteher gewählt werden, können die unglaublichen Emotionen, die damit einhergehen, wohl einigermassen nachempfinden. Irgendwann kommt wenigstens Theo mal auf die glorreiche Idee, das Ding da in dem verdreckten Tuch auszuwickeln, was die Einleitung darstellt zum vielleicht absolut Dümmsten, was ich jemals im TV miterlebt habe. Wir wissen jetzt aber immerhin, das Galadriel (sowieso) und fast alle anderen im Dorf übernatürliche, unsterbliche Gottwesen sind.
Folge 7 - Hirnausgesauge (OT: Das Auge)
Ich habe mich vorsorglich von meinem Arzt für eine Woche krankschreiben lassen, um vor der kommenden Stunde die Gewissheit zu haben, das mir danach wenigstens etwas Zeit für die Verarbeitung des gesehenen Grauens vergönnt ist. Und schon während ich mir mit Knabberzeugs in der Hand eine angenehm-gemütliche Mulde inmitten der Berge von Kissen und Decken auf der Couch zurechtmummele, legt sich der eiskalte Schauer Galadriels über das Zimmer. Das noble Sonnenscheinchen, von der paar hundert Grad heißen Aschewolke vollkommen unversehrt geblieben, trottet durch das brennende Dorf und ignoriert gekonnt Menschen in Not sowie Babygeschrei. Dann schnappt sie sich Theo, dem sie aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen ihre Anwesenheit mehr gönnt als dem brennenden, stöhnenden Mann paar wenige Meter weiter und marschiert sogleich mit dem gelernten Rattenmatscher schnurstracks aus dem Dorf.
Stunden nach dem Haupttross kommen die ausgestoßenen Hobbitse am Zielort an, und dort wird nicht längst alles aufgebaut oder sitzt irgendwo am Feuer. Nein, man tut so, als wäre man auch eben erst angekommen und begutachtet die abgefackelten Bäume und die daran hängenden Bratäpfel. Dem typischen Kurzclip-Zuschauer der Neuzeit wäre weniger Rumgehampel im Hintergrund nicht zuzumuten, zu irritiert wären Abermillionen ADHS-Duracell-Hasenmenschen bei einigermassem realistischen Verhalten und stimmigen Zeitachsen. Ein Glück, das wir aus den Büchern und Filmen wissen, das Gandalf keine bleibenden, psychischen Schäden von seinen Abenteuern mit den Harfüßen behalten wird, denn beinahe im Minutentakt entscheiden sich die kleinen Freaks nun zwischen Willkommen und bösem Monster um.
Doch es bleibt kaum Zeit, bei jeder Murks-Szene den dröhnenden Kopf zu schütteln, bis ein multiples Schleudertrauma eintritt. Sonnenscheinchen offenbart ihre dunklen Pläne, Sauron tatkräftig bei der Zerstörung Mittelerdes zu helfen, indem sie Theo ein Schwert in die Hand drückt - dem Wesen, das bereits begonnen hatte, wegen einem kleinen Nagetierchen mit einem Schürhaken das ganze Land zu zerdeppern. Im Römenor-Lager jammert Elendil seine blinde Königin ob der Verluste voll und hasst von nun an das ganze Land, weil das schlagkräftige, Meeres-Pferdevolk-Heer mit seinen freiwilligen, untrainierten Bauerntölpeln tatsächlich Verluste zu beklagen hat.
"Wir sind Harfüße... aber in einem übertreffen wir wahrlich sämtliche Geschöpfe in ganz Mittelerde. Wir bleiben einander treu!" - Zitat von dem Hobbit, der aufgrund einer unverschuldeten Verletzung und einer hilfsbereiten, Nächstenliebe praktizierenden Tochter ausgestoßen und dem sicher geglaubten Tod überlassen wurde. Wenn es noch kein Aspirin gäbe, würde ich das Zeug persönlich heute Abend nach dieser Ansprache von Noris Vater erfinden und mir eine Dauerinfusion in den Kopf legen lassen.
Folge 8 - Ins Auenland verschwunden (OT: Gebunden)
Selbst Sonnenscheinchen hat keinen Bock mehr auf diese einzige, große Grausamkeit, diese Ringe der völligen, geistigen Umnachtung. Trotz edler Rüstung, zwei Pferden und einem schon liegenden Halbrand ist kein Zeitlupen-Orgasmus mehr zu erwarten - durch zu viele schrecklich unlogische, abartig oberflächlich und belanglose Szenen in zu billig wirkenden Theaterkulissen hat sie sich quälen müssen. Dabei wechselt ihr männlicher Begleiter in vielen Szenen heiter zwischen halbtot und praktisch fit hin und her, so das sie eigentlich einen Lachanfall bekommen müsste. Wir könnten um die Wette lachen, bis wir Muskelkater haben, denn meine Bauchmuskeln werden wie so oft von Elrond strapaziert, dieser wandelnden Elben-Parodie, welche unglücklicherweise noch als eines der positiven Highlights dieser Serie heraussticht.
Noch eine Stunde, dann kann ich endlich losfahren und die Langzeit-Therapie beginnen, die mir Bärbel bereits zugesagt hat. Im Auenland-Klinikum werde ich versuchen zu vergessen, das die meisterhaften Elbenschmiede nach Jahrtausenden auch endlich in das Geheimnis von Legierungen eingeweiht werden. Mit diesem Wissen ausgerüstet können nun endlich Schmuckstücke in einer stinknormalen Schmiede hergestellt werden, welche rätselhafterweise etwas schwer zugänglich auf einem riesigen Turm erbaut wurde.
Das blässliche, mutmaßlich weibliche Trio Infernale verliert seinen Kampf natürlich gegen Meteor-Man, damit man anschließend die vielleicht schlechteste Sterbeszene aller Zeiten erleben darf. "Aber egal, nur noch 30 Minuten, und wenigstens das Finale einer Milliardenproduktion wird ja hoffentlich mal mit der Zunge schnalzen lassen!" fährt es aus mir hinaus... Der Wahn spricht aus mir, während die beiden Herren links und rechts der Couch freundlich, mit einer Folge geschulter Bewegungen die Riemen der Zwangsjacke festzurren und Bärbel lieb lächelnd den gepackten Koffer bereitstellt.
Superbrain-Sonnenscheinchen erkennt als Erste, das es nach tausend Jahren ohne König ziemlich sicher keinen legitimen Königs-Nachfahren mehr geben kann. Saurons Plan ist also offenbart, alles vom Schiffbruch auf dem Meer, Schlägereien und dumm-hohlen Sprüchen war bis ins kleinste Detail in einem abstrus-komplexen Mega-Plan konstruiert, um am Ende die Elben dazu zu bringen, 3 Ringlein zu schmieden, was der Schelm dann letztlich auch noch fast alleine macht. Damit wäre vielleicht auch endlich die Frage geklärt, wohin all die Männer dieser Welt verschwunden sein könnten, nachdem sie kurz Zigaretten holen gehen wollten, denn bei Halbrand-Denkweise geht dieses Unterfangen ziemlich sicher mit einem Abstecher zum Planeten Neptun und dem Fangen einer einbeinigen, lispelnden Fee einher.
Bärbel schreibt dem Klinikum noch ein paar wichtige Infos auf, darunter auch den Hinweis, das bereits der Konsum von "Avatar 2" bedenkliche Schäden an meinem Ich hinterlassen hat und dies, falls möglich, doch bitte gleich mitbehandelt werden möge.
"Wo gehen wir jetzt hin?" frage ich, noch mit den nachlassenden Gesichtslähmungserscheinungen nach dem Ende der ersten Staffel kämpfend. "Im Zweifelsfall, Cappu Junkie, folge immer deiner Nase!" ruft mir Bärbel noch ins Treppenhaus nach. Eine neue Reise, viele Abenteuer erwarten mich. Und wenn die Klinik kein Prime-Abo hat, rechne ich mir sogar dezente Überlebens- und Genesungschancen aus.
Epilog
"Meine liebe Bärbel... Die haben mich hier fast entzwei gerissen, weil die Riemen so schwer aufgingen! Aber ich muss doch noch viele Jahre ganz und heil sein, um die zweite Staffel von Ringe der Ohnmacht anzuschauen *durchgeknallt kicher... Es gibt noch so viele weitere Abgründe tiefster Logik- und Drehbuchfehler, an denen ich mich erfreuen kann, um sie anschließend schreiend und weinend in der Gummizelle zu verarbeiten. Meine Rolle in dieser Geschichte geht weiter... Ich werde bald zurück sein! ...Auf, Rohirriiim! *Mit Reitorgasmus vortäuschendem Gesicht Aufstand im Flur von Station C anzettel*