Ich hatte erwartet, dass die Serie ähnlich wie das Original-"Boot" angelegt war. Meine Enttäuschung war groß, denn dem Anspruch des Originals konnte die Serie nie und in keiner Form gerecht werden. Statt einer realistischen Darstellung der Situation im Atlantik ab 1942 erwartet den Zuschauer ein weichgespülter und auf Hochglanz getrimmter Mix aus "Boot"-Replay und ermüdender Spionagestory a la "Jäger des verlorenen Schatzes". Das Ergebnis mutet an, als sei eine ohnehin schon dünne Story mit allen erlaubten Mitteln auf 2x8 Stunden gestreckt und anschließend auf Hochglanz gebracht worden. Mit heutigen Möglichkeiten hätte man atemberaubende filmische Effekte entstehen lassen können, stattdessen begnügte man sich mit einfallslosen und langweiligen Bootsszenen. Das U-Boot-Modell mit den Plastefiguren im Turm, bei der komischerweise immer dieselben Figuren an immer denselben Positionen stehen, wirkte selbst 1981 mit den damals vor Helgoland aufgenommenen Szenen wesentlich ausgewogener. Die Dimensionen des Modells passen in dieser Serie einfach nicht zum Wellenverlauf, der eigentlich eine langgestreckte, langsam rollende Atlantikdünung hätte zeigen sollen. Die teilweise PC-Spiel- anmutenden tarngefleckten U-Boot- und Flugzeug-Simulationen wirkten einfach nur deplatziert. Die U-Boot-Stories der Staffel 1 und 2 wirken hahnebüchen, kein Marineoffizier, der jemals eine Ausbildung in Mürwick mit anschließender Kommandantenausbildung durchlaufen hat, würde sich an derartigen Meutereien beteiligen. Keine Marineleitung hätte für den Transport dreier Saboteure mit einem Koffer voll Dynamit und Säurezündern (was man wahrscheinlich besser alles vor Ort organisiert hätte) ein wertvolles Atlantik-U-Boot eingesetzt, so etwas gibt es nur in PC-Spiel-Kampagnen. Beim Aussetzen des Kommandanten Hoffman ins Schlauchboot stand wohl die "Meuterei auf der Bounty" Pate, allerdings mit dem Unterschied, dass die Reise von Captain Bly im offenen Boot spannend zu verfolgen war, während sie in dieser Serie einfach nur bruchstückhaft, wirr und unrealistisch dargestellt wurde, dazu selbst in Staffel 2 nicht mal richtig aufgelöst wurde. Im Gegensatz zum warmen Pazifik bei Captain Bly wäre Hoffman im Nordatlantik wahrscheinlich erfroren, doch plötzlich stand Hoffman am Ende von Staffel 1 wie hingebeamt in New York im Büro eines angehenden US-Senators. Ein LI, der in der 1. Staffel als zum Unteroffizier degradierter Smut fährt, würde wohl kaum direkt wieder auf den für das Boot überlebenswichtigen LI-Posten in der 2. Staffel kommandiert werden - so unbedarft war man im Gegensatz zu den Drehbuchautoren bei der Kriegsnarine garantiert nicht. Die Boot-Story der 2. Staffel kommt einem dann insgesamt sehr bekannt vor: aus idealistischen Motiven abtrünniger erfolgreicher Kommandant will sein Boot an die amerikanische Ostküste fahren und den Amerikanern ausliefern, wird dabei von eigenen Verfolgern erbittert gejagt. Das kann man in "Jagd auf roter Oktober" im spannenden Original verfolgen, bei der Serie "Das Boot" erwartet einen dagegen nur ein langgezogener und völlig wirrer Abklatsch, der das spannende Torpedoduell der beiden U-Boote dann stark vermissen lässt. Da fiel den Skriptschreibern wohl nichts Eigenes ein, oder der Erfolgsdruck zwang zum Abschreiben. Die Drehbuchschreiber haben offensichtlich auch versäumt, den Rollenbetrieb einer Bootsbesatzung wirklich verstehen zu wollen. Stattdessen wird in dieser Serie in überzeichneter und deutlich unausgewogener Form gezeigt, wie ein unbedarfter Zuschauer sich vom Hörensagen eine U-Boot-Besatzung vorstellen würde. Ein L.-G. Buchheim hatte das Rollenspiel der U-Boot-Besatzung gut beschrieben, W. Petersen hatte es gekonnt umgesetzt. Wo ist die Beschreibung der aufreibenden Öde des weiten Atlantiks, das anstrengende und ermüdende stundenlange Absuchen des Horizonts bei voller Konzentration geblieben? Wo die Herausforderungen durch Regen, Sturm, Wellen, durchdringender Kälte des Nordatlantiks? Dem Rollen und Schlingern des Bootes bis zur physischen Erschöpfung der Besatzung? Für unbedarfte Binnenländer auf der Suche nach Hochglanzunterhaltung auf PC-Kampagnenniveau mag die Serie als seichter Zeitvertreib herhalten. Diejenigen aber, die durch Titel und Trailer angelockt, eine tiefergründige und realistische Darbietung im Sinne des Originals erwarteten, fragten sich enttäuscht, ob man nicht besser abschalten sollte oder irgendwie noch eine positive Wendung zu erwarten sei. Dieses wenig kreative Kompilat aus Anleihen beim Original-Boot, bei "Jäger des verlorenen Schatzes", "Bounty" und "Roter Oktober" mag vielleicht anspruchslose Zuschauer locken und damit umsatzmäßig interessant sein, aber am Genre interessierte Zuschauer werden dieses Machwerk wohl in wenigen Jahren bereits vergessen haben. Der Interessierte greift dann doch lieber zum liebevoll inszenierten Original im Directors Cut. Selbst "Unternehmen Petticoat" ist da allemal kurzweiliger.