Mit "Dark" produzierte der US-Gigant Streamdienst Netflix das erste Mal eine deutsche Serie. Dabei ist eine handwerklich sehr spannende Mystery-Serie herausgekommen. Die kleine Stadt Winden: ein verschlafenes Städtchen mitten im Wald, das scheinbar so gut wie jeder scheinbar den Rücken kehren möchte. Die meisten Bewohner arbeiten im örtlichen Atomkraftwerk. Eines Tages verschwindet ein Jugendlicher. Die Polizei ist machtlos. Eine Gruppe von Freunden Rund um den schüchternen Jonas, macht sich auf die Suche. Die Suche geht jedoch schief und statt jemanden zu finden, verschwindet ein weiteres Kind. Der Sohn des Polizisten Ulrich Nielsen. Ulrich setzt alle Hebel in Bewegung um seinen Sohn zu finden. Scheint jedoch einige Feinde in der Stadt zu haben. Währenddessen wacht Ulrichs Sohn Mikke im selben Wald wieder auf...allerdings im Jahr 1986...
Vorab: Ja, "Dark" weißt einige Parallelen zur anderen Mystery-Serie von Netflix namens "Stranger Things" auf. Ist es ein billiger Abklatsch? Nein, definitiv nicht. In den ersten 2-3 Folgen fühlt es sich so an, aber anschließend nimmt er ganz andere Wege. Ich habe mich hier viel mehr an "Twin Peaks" erinnert gefühlt. Wenn die Macher von Dark sich etwas abgekupfert haben, dann viel eher an Twin Peaks. Dass deutsche Serien/Filme keinen guten Stand haben, ist kein Geheimnis. Die Macher von Dark wollten sich hier scheinbar unbedingt an den US-Serien halten. Was man in den ersten Folgen sofort merkt. Leider geht das nach hinten los. Es fühlt sich nicht echt an. Man hat nie das Gefühl, dass das Leben in Deutschland wirklich so abläuft. Es war mir zu "amerikanisch", zu gekünstelt. Hat man diese schwierige Phase überwunden, wartet die Serie mit einigen Überraschungen auf einen. Sie zieht einen in ihrem Bann und man möchte unbedingt wissen, wie es denn weitergeht. Besonders interessant wird es, wenn eine dritte Zeitebene auftaucht. Als Zuschauer macht es einen riesen Spaß die Figuren zu ordnen. Wer ist wer in der Zukunft bzw. in der Vergangenheit. Dabei fehlt hier auf wie bemerkenswert ähnlich die Paarungen ausgesucht wurden. Bei den meisten Figuren erkennt man sofort das jüngere oder ältere Ebenbild. Die Charaktere schließt man schnell ans Herz und sie bleiben einem im Gedächtnis. Was auch dem exzellenten Spiel zu verdanken ist. "Dark" macht seinen Namen alle Ehre. Die Serie ist "dunkel". Teilweise zu dunkel. Es regnet oft. Der scheinbar nie aufhörende Regen wird als Stilmittel genutzt um etwas düstere Stimmung zu verbreiten. Oft wirkt es leider zu lächerlich bzw. zu gewollt. Beispielweise wenn Hauptkommissarin dem Atomkraftwerk ihr Durchsuchungsbefehl in den strömenden Regen vorzeigt. Ganz schön peinlich so mit einem sehr wichtigen Dokument umzugehen! Die Handlung spielt meistens in dunklen Räumen oder im ebenso dunklen Wald (November) ab. Es ist zwar schön, dass man hier der Serie einen ernsten Ton verpassen wollte, aber mir war das irgendwann doch zu viel. Wir bekommen zwar hin und wieder etwas 80er Jahre Gefühl durch Lieder von Nena oder der bunten Kleidung von damals, aber der Serie hätte etwas Humor gut getan.
Der recht tristen Stimmung tut die Musik/der Ton keinen Gefallen. Lautes Vibrieren und ohrenbetäubende Bässe stehen hier an der Tagesordnung. Zu praktisch jeder Szene wird das allseits bekannte Inception Horn ausgepackt! Szenen, die überhaupt nicht spannend sind, werden damit untermalt. Als Zuschauer starrt man jedes Mal hochkonzentriert die Augen auf den Bildschirm. Es könnte ja etwas passieren! Tut es aber nicht und man lässt einen leicht enttäuschten Seufzer raus.Schließlich hat die laute Musik das ja angedeutet! Auch wenn der Ton wirklich grandios ist, findet er eine viel zu häufige Verwendung. Teilweise ist es so omnipräsent, dass man sogar die Gespräche gar nicht mehr hört.
FAZIT: Ich mag die Serie, die Figuren, die Handlung und wie gut all die Figuren in den mehreren Ebenen zusammenpassen und zusammen geführt werden. Nach der zweiten Folge hatte mich die Serie gepackt und ich wollte unbedingt wissen, wer dieser verdammte Pfarrer ist! Und natürlich tausend andere Sachen. Dark macht sehr vieles richtig. Allerdings sollte man sich für die zweite Staffel auf die eigenen Stärken berufen und nicht krampfhaft versuchen amerikanische Töne zu treffen. Apropos Ton: bitte für Staffel 2 unbedingt das Horn einpacken! Oder es zumindest drosseln.