Kritik betrifft beide Staffeln!
S T A F F E L 1: Wenn man mal ehrlich ist kommt man nicht drum herum, die Story als ziemlich dürftig, mitunter sogar als dünn zu bezeichnen. Passt aber in die Zeit in der ein Großteil der Menschheit ohne die dargebotene Kommunikationstechnik, in welcher Form auch immer, scheinbar nicht mehr auskommt und demzufolge für solche Filme durchaus aufnahmebereit zu sein scheint. Erinnert mich ein bisschen an „Der Staatsfeind No.1“, bloß ein wenig schlechter gemacht. Auch ein Hauch von „Who Am I“ ist zu verspüren, aber auch da kann man nur sagen: schlechter. Man muss feststellen, dass hier eine ganze Menge Blödsinn aus der großen weiten Filmlandschaft verwendet worden ist und krampfhaft versucht wurde, dass irgendwie in das ziemlich oberflächliche Drehbuch einzuflechten. Logiklöcher geben sich die Klinke in die Hand und auch handwerklich wurde ab und an ziemlich geschludert. Von Filmemachern gern genutztes Klischee: beim BND und bei der Polizei, überhaupt bei den Behörden, sitzen scheinbar nur Idioten. Neu für mich, der Dauereinsatz des SEK. In der Serie ist das SEK gefühlt öfter im Einsatz zu sehen, als das ganze vergangene Jahr im Großraum Berlin. Aber gut (Achtung Ironie!), sowas gibt einen ja ein gutes Gefühl. Es gibt Einiges- eigentlich reichlich- an Ungereimtheiten, was uns die Filmemacher vermutlich als nicht so wichtige Bagatellen unterjubeln wollen, in der zusammengesetzten Masse aber dann doch die durchaus zu erkennende Oberflächlichkeit im Drehbuch zu kaschieren versucht. Das wirklich schlechte an der Serie ist aber, dass hier so ziemlich alle Schauspieler/innen ziemlich fehlbesetzt wirken. Man braucht zwei/ drei Folgen eh man sich dran gewöhnt, wer da was spielt. Bei Schweighöfer fällt einen das am Schwersten und hält konstant bis zum Ende an. Er personifiziert das alt bekannte Problem des ewigen Milchbubis mit der piepsige Stimme, der einen harten Kerl spielen soll, den man das aber irgendwie nicht abnimmt. Besser da schon Karoline Herfurth, die in ihrem Motorrad-Outfit ziemlich knallhart und cool daherkommt. Zeugt zwar von ihrer allseits bekannten Wandlungsfähigkeit, aber so richtig überzeugen kann das auch nicht. Tom Beck…, naja, habe von dem noch keine ernstzunehmende Rolle gesehen und auch hier scheint das irgendwie nicht so recht zu passen. Die weiblichen Zuschauer werden das natürlich ganz anders sehen. Bleibt noch Alexandra Maria Lara. Leider- und das ist ganz klar dem Drehbuch geschuldet- arg unterfordert. Was man der Serie allerdings definitiv lassen muss, ein gewisser Spannungsbogen bleibt von Anfang bis Ende erhalten und man will wissen wie es weitergeht. Wenn man die ersten zwei Folgen übersteht, sollte man dabei bleiben, es wird zunehmend besser, Höhepunkt zweifelsfrei die letzte Folge. Nichts desto trotz, selbst wenn man sich vorher nicht zuspoilern lässt, bekommt man spätestens in der 3. Folge so langsam mit, wer denn der Bösewicht ist. Letztendlich gibt es aber noch Gutes zu vermelden: der Sound kommt ziemlich cool und das Kamerateam macht einen soliden Job. So manche (Berliner) Location ist der absolute Hammer und toll in Szene gesetzt. Alles in allem aber ist das was hängenbleibt, die ziemlich dürftig zusammengeschusterte mit reichlich Klischees behaftete Story. Wir lernen das man in einer „geschlossenen Abteilung“ und beim „BND“ (Achtung Scherz: ist ja fast das Gleiche) so mir nichts, dir nichts einfach rein und raus spazieren kann, aber das mit den Ungereimtheiten habe ich ja schon erwähnt. Zweite Staffel ist geplant…, ich weiß aber nicht wozu? Um den Leuten noch mehr Angst zu machen? Wir waren gewarnt… aber das schon seit Jahren! Fazit wird sein: Wasser auf die Mühlen der Leute die Kamera-Überwachung, Datenspeicherung und den ganzen Schnickschnack ablehnen.
S T A F F E L 2:
Fangen wir diesmal mit dem Guten an. Die Macher schaffen es erneut die Spannung von Anfang bis Ende hochzuhalten. Man kann nicht leugnen, dass man permanent wissen will, wie es weitergeht. Dies ist größtenteils dem absolut großartigen Sound geschuldet der die Szenarien absolut hörenswert untermalt und begleitet. Lobenswert, auch in Staffel 2 ist Berlin toll in Szene gesetzt, allerdings nicht so wie man es aus Reiseführern kennt. Dem Kamerateam kann man zu seiner Arbeit nur gratulieren. Grandios. Nichts desto trotz bleibe ich aber dabei, dass auch diesmal leider eine ganze Menge Logiklöcher und Oberflächlichkeiten an der Tagesordnung sind. Die Handlung bleibt dürftig zusammengeschustert. Es wurde nicht ins Detail gegangen und man fragt sich doch des Öfteren: „Wie jetzt?“. Das unseren Behörden, allen voran der Polizei, der BND, ein aufs andere Mal ein doch ziemlich simples Schnippchen geschlagen wurde…, naja, das lassen wir mal einfach so im Raum stehen, widerspricht aber eigentlich der Thematik des Films. Übermacht, egal ob legal oder illegal zustande gekommen kommt ja nicht von ungefähr. Schauspielerisch ist alles wie in der 1. Staffel. Manch einer nicht ganz glaubwürdig, manch eine arg unterfordert. Alles so gesunder Durchschnitt. Die Holländerin Hanna Hoekstra als „Angel“ ein absoluter Gewinn, Jessica Schwarz als „ Geheimagentin“ Nelly Hallaska dagegen nicht so sehr, für mich sogar eine riesen Enttäuschung, weil ziemlich unglaubwürdig in der Rolle, wobei die Rolle an sich auch ziemlich unglaubwürdig ist. Mal rotzt sie aus ziemlicher Entfernung ne ganze Menge Vietnamesen, die sich in einem Gebäude ziemlich flink hin und her bewegen mit einem Gewehr und gezielten Schüssen (ein Schuss-ein Treffer) dahin, anderseits schafft sie es nicht mit ihrer Pistole den ziemlich dicht vor ihr herlaufenden Lukas Franke samt Frau endgültig zu eliminieren, geschweige denn, dass sie ein Ersatzmagazin dabei hätte. Man könnte jetzt noch andere Schwachpunkte aufzählen, die gleichmäßig über beide Staffeln verteilt sind, aber vielleicht bin ich ja zu pingelig und der gemeine Zuschauer stört sich gar nicht daran. Neuzugang Michael Landes als Admiral Bruce Gardner sei noch erwähnt, der macht das mehr als ordentlich. Fazit: Der Spannungsbogen wird stetig aufrechterhalten, so dass man bei der Stange bleibt. Die ganze (beängstigende) Thematik bleibt mehr als interessant, letztendlich sogar mehr als bedrückend, aber irgendwie fehlt es an einem perfekt ausgetüftelten Drehbuch- eben weil die ganze Überwachungsthematik einfach mal mehr Detailverliebtheit „verdient“ hat. Immer noch zu viele Zufälle und Ungereimtheiten. In der 3. Staffel sollte da echt mehr drauf geachtet werden.