Zu den Stärken der Kinoversion gehörte es, wenigstens visuell einigermaßen geerdet zu sein. Die Heldin war auch einigermaßen sympathisch, die Darstellung von Magie und Zauberwesen Geschmackssache. Offenbar wendet sich die TV-Serie nun an eine andere Zielgruppe. Die Optik erscheint hier dermaßen glattbegügelt, dass man selbst im auf Hochglanz polierten Schattenjäger-Hauptquartier wenig mehr als perfekte Menschen in perfekten Outfits zu sehen bekommt. Technologie und Magie miteinander zu verbinden ist eine reizvolle Idee, doch so richtig überzeugen will die Studiokulisse mit ihren leuchtenden Plastikschwertern nicht.
Ähnliches ist bei den Schauspielern der Fall. Dass Teenager von Mittzwanzigern gespielt werden ist man ja schon gewohnt, Clary und ihr Freund Simon sehen aber in jedem Fall einige Jahre zu alt für ihre Rollen aus. Ein Umstand, der umso deutlicher wird, wenn sich Clary-Darstellerin McNamara hilflos oder ängstlich gibt und damit schauspierisch kaum durchschnittliches Seifenopernniveau erreicht. Da wünscht man sich fast die halbwegs taffe Lily Collins aus der Filmversion wieder zurück, die mehr konnte als verängstigt in High Heels durch dunkle Gänge zu stöckeln. Viele Nebenrollen und auch manche andere Hauptrolle sind besser besetzt, vor allem wenn die Charaktere eine gewisse Selbstironie mitbringen. Ein wenig mehr davon hätte dem Endprodukt in jedem Fall gut getan.
Sobald sich die Serie jedoch ernst nimmt und Dramatik oder gar Grusel erzeugen will, dürften sich bei anspruchsvollen Zuschauern die Nackenhaare aufstellen. Da werden sorglos Pentagramme und Runen aufgetragen und in völlig neue Zusammenhänge gebracht, Dämonen beschworen, (Un)Tote auferweckt und vieles mehr. All diese gravierenden Ereignisse, die nebenbei bemerkt für Zwölfjährige nur bedingt geeignet sind, auch wenn die FSK da anderer Ansicht ist, hinterlassen in der erzählten Geschichte kaum mehr Eindruck als ein billiger Zaubertrick, der eben ein Mittel zum Zweck ist. Am Ende muss mit viel schillernder digitaler Magie die Welt (oder wenigstens New York) gerettet werden, damit ja keine finstere Armee den wenig überzeugenden Guten die Hölle heiß macht. Emotionale Zwischentöne werden gnadenlos von einer Pop-Lawine überrollt, bevor sie sich entfalten können.
Würde sich die Geschichte hauptsächlich um den Bösewicht Valentine und seine Horden drehen, könnte man sie fast als gelungen(er) betrachten. Dieser und so manch andere zwiegespaltene Charaktere hinterlassen ironischerweise wesentlich mehr Eindruck als alle Schattenjäger zusammen. Da hilft auch die optisch wenig ansprechende Lack-und-Leder-Optik diverser Vampire nicht viel. Die wenigen guten Momente finden sich da, wo das bunte Treiben nicht übermäßig ernstgenommen wird, besonders in Folge zehn, die einen kurzen Ausschnitt einer alternativen Realität zeigt, in der sich sämtliche Charaktere auf amüsante Weise anders als gewohnt benehmen.
Wer ein wildes Crossover aus "Twilight", "Harry Potter" und der Ästhetik von "Fifty Shades of Grey" vetragen kann, der sollte hier reinschauen. Als belanglose Ablenkung zwischendurch vielleicht auch noch geeignet, man sollte allerdings nicht zuviel Wert auf eindeutig dramaturgische Höhepunkte legen. Denn, soviel darf gepoilert werden: Selbst der große Kampf in der letzten Folge ist nur ein Abenteuer von vielen und dient hauptsächlich dazu, die nächste Staffel anzukündigen.