Wenn die verschollene Julie Mao in den ersten paar Minuten durch ein verlassenes Raumschiff irrt, dann erinnert das an Szenearien, die in der Science Fiction schon zu oft gemacht wurden. Lässt man sich aber auf den Rest ein, dann entfaltet die Geschichte schon bald eine angenehme Eigenständigkeit, die den Genuss der zehn Folgen nie langweilig macht. Die zahlreichen politischen Verwicklungen zwischen Erde, Mars und Gürtlern, sowie die lauernde Bedrohung im Hintergrund lassen die Serie zu mehr als einem bloßen Weltraumabenteuer mit netten Gimmicks werden. Alles mögliche kann passieren, gerade am Anfang gibt es allerhand überraschende Wendungen.
Dazu kommt noch eine Prise dystopischer Krimi wenn sich Detective Miller zu einem Einsatz aufmacht, der ihn zu düsteren Geheimnissen führt. Was die große Gefahr am Ende nun wirklich darstellt, das bleibt trotz des meistens aufschlussreichen Finales immer noch ein wenig vage. Da wird vermutlich noch Material für die nächste Staffeln aufgehoben, die ihren Weg hoffentlich ebenfalls bald in die hiesigen DVD-Regale findet. Bis dahin treibt das Rätsel die Handlung allerdings ordentlich voran, ab Folge drei wird erstmals angedeutet wie alles womöglich zusammenhängt.
Dazwischen kann man sich an für TV-Verhältnisse wirklich gelungenen digitalen Bildpanoramen diverser Raumstationen und intergalaktischer Gefährte erfreuen, designmäßig übertreibt man es zum Glück nicht mehr als nötig. Vor allem die Stationen auf dem Asteroidengürteln zeigen wie dreckig und vor allem ungerecht das Leben trotz aller technischen Fortschritte auch im 24. Jahrhundert sein kann.
Darin liegt eine weitere Stärke der Serie: Die Zukunftsvision beschränkt sich längst nicht nur auf Raumfahrt und Scharmützel mit Laserwaffen, sie bildet auch ein bestens bekanntes Bild einer Gesellschaft ab, in der Vorurteile herrschen, die einen die anderen angeblich oder tatsächlich ausbeuten und in der man sich nie sicher sein kann, ob Regierungen und ihre Gegner tatsächlich mit offenen Karten spielen.
Da könnte man auch einen deprimierenden Noir-Thriller draus machen, doch die drei zentralen Handlungsstränge ergänzen sich elegant zu einem Gesamtbild, das in Sachen erzählerischer Komplexität durchaus mit einem futuristischen "Game of Thrones" verglichen werden darf. Gegen Ende erzählt man dann auch noch die Vorgeschichte einiger Figuren, zeigt Rückblicke, die anfangs anscheinend kaum im Zusammenhang zum Geschehen stehen, kriegt die Kurve dann aber doch wieder.
Offen bleiben nur ein paar zwischendrin aufgeworfene Fragen, zum Beispiel, warum ausgerechnet die Mormonen eine eigene Raumstation brauchen. Ein Thema, das nie wieder angeschnitten wird. Darüber hinaus fehlt es an Figuren, mit denen man wirklich mitfiebert und die dem Zuschauer im Verlauf der Staffel so richtig ans Herz wachsen. Gut gespielt sind sie eigentlich alle, doch gerade die Undurchschaubarkeit mehrerer wichtiger Rollen macht sie nicht gerade nahbarer. Eigenartigerweise funktioniert die Serie trotzdem hervorragend, was vermutlich auch daran liegt, dass die Verfasser der Romanvorlage an der Umsetzung beteiligt wurden und das Worldbuilding stets aufregende neue Seiten der galaktischen Gesellschaft zeigt.
Da die ersten Staffeln überwiegend gut aufgnommen wurden und die Serie auf einer noch nicht vollendeten Buchreihe basiert, besteht für die Zukunft Hoffnung auf eine Weiterführung. Das unklare Schicksal einiger Beteiligter am Ende der anspruchsvoll erzählten letzten Folge und die Enthüllung der großen Bedrohung säen jedenfalls genug mögliche Ansatzpunkte für ein Fortführung der Geschichte.