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    Flesh and Bone
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    3,1
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    Michael S.
    Michael S.

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    Serienkritik
    4,0
    Veröffentlicht am 29. November 2016
    Im Grunde eine alte Geschichte: Unscheinbares Mädchen verwandelt sich in hübschen Schwan und hat mit dem fiesen Umfeld zu kämpfen. Nachdem Darren Aronofsky eine ganz ähnliche Thematik in ähnlichem Umfeld in seinem Film "Black Swan" inszenierte, gibt sich diese Serie nun etwas bodenständiger. Die Kunst kommt dennoch nicht zu kurz: In ihren besten Momenten nehmen sich einzelne Folgen minutenlang Zeit, um Tänzer und Musik das tun zu lassen, was sie nun einmal am besten können. Auch der Vorspann - ein Solo für Ballerina und Holi-Pulver - zelebriert künstlerischen Genuss und macht die noble Kunstform des Ballets auch für unvorbelastete Zuschauer zugänglich. Das Ganze gipfelt schließlich in einem atemberaubenden Finale, das sich nahezu vollständig auf die Kraft der tänzerischen Darbietung verlässt. Respekt für soviel Mut im Fernsehen!

    In den Proberäumen und Gardaroben der Ballet Company geht es hingegen zu wie bei "Game of Thrones": Affären, Sex, Sehnsüchte, Intrigen, Verbrechen und Drogen bedrohen die Existenz der Hauptfigur, die sich als Charakter erst gegen Ende der acht Folgen ein wenig entwickeln darf. Trotz aller Geheimnisse, die ihr Charakter eigentlich bereithält, scheint Sarah Hay das Tanzen leichter zu fallen, als Claires Komplexität glaubwürdig abzubilden. Dafür tut sich in ihrem Umfeld jede Menge. Ben Daniels brilliert als lustvoll überzogenes Ekel, das seine Schüler für den eigenen Ehrgeiz opfert und prinzipiell auch Erpressung nicht abgeneigt ist, um seine Ziele zu erreichen. Damon Harriman überzeugt in der Rolle des in einer Traumwelt lebenden Obdachlosen Romeo, über den man sich etwas Hintergundinformationen erhofft hätte, während diverse Ballerina-Kolleginnen und auch Claires Bruder Bryan (Josh Helman) eher einseitig bleiben.

    Milieu und Umsetzung erinnern stellenweise an die Amazon-Serie "Mozart in the Jungle", im Tonfall gibt man sich jedoch deutlich ernster. "flesh and bone" ist keine Seifenoper zu klassischer Musik, sondern gönnt sich immer wieder mythische und militärische Untertöne (vgl. die Titel der einzelnen Folgen) und will außerdem ganz tief in die Psyche seiner Charaktere eintauchen. Oft gelingt das, der Kompromiss aus tänzerisch begabten Darstellern und gleichzeitig veritablen Schauspielern geht allerdings nicht immer auf. Zudem erhalten diverse Nebenfiguren unvermittelt eigene Handlungsstränge, nur um eben mal kurz ihre Funktion zu erfüllen und dann wieder in den Hintergund zu treten. Das sorgt zwar für genug Füllmaterial, um schlussendlich acht Episoden zu senden, fühlt sich aber gelegentlich unlogisch und gewollt an.

    Trotz aller Kritik bleibt "flesh and bone" eine positive hervorzuhebende Ausnahme in der wild wuchernden Serienlandschaft. Hier wird neben aller Unterhaltung eine Kunstform zelebriert, die mit Popkultur auf den ersten Blick nicht viel gemein hat. Wer bisher nichts mit Ballett anfangen konnte, wird seine Haltung am Ende womöglich überdenken.
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