Netflix hat eine große Auswahl an Netflix-Original-Content. Von "Stranger Things" über "House of Cards" bis hin zu "Orange is the New Black" oder "Narcos". Die genannten Serien kennt wohl jeder, doch es gibt immer wieder Serien, die unter dem Radar bleiben und von der breiten Masse -warum auch immer - nicht die Aufmerksamkeit erhalten, die sie eigentlich verdient hätten. Ein Beispiel für eine Serie, auf die das zutrifft, ist "Bloodline". Es ist für mich vollkommen unverständlich, dass so wenige Menschen diese Serie kennen und gesehen haben.
Der Fokus der Serienproduktionen liegt in letzter Zeit zunehmend auf Science-Fiction und Fantasy-Serien. Wer einfach mal Lust auf ein wenig Abwechslung und ein "normales" (Familien-) Drama hat, sollte sich "Bloodline" unbedingt ansehen. Die Serie hat einige Dinge vorzuweisen, die wirklich herausragend gut sind. Da wäre zunächst einmal die schauspielerische Leistung zu erwähnen, die Gott sei Dank auch bei den Emmys Anerkennung gefunden hat. Es gibt hier nicht DEN einen Schauspieler, der eine außergewöhnliche Leistung abliefert. Sie tun es alle und es wäre unfair jemanden hervorzuheben. Allen Schauspielern - von den Hauptfiguren bis hin zur kleinsten Nebenrolle - nimmt man das Gespielte zu 100% ab und sie liefern Schauspielkunst auf aller höchstem Niveau. Das alleine ist schon ein Blick wert.
Ebenfalls positiv hervorheben würde ich den gesamten technischen Bereich. Mit den Florida Keys wurde ein perfektes Setting gewählt, das immer wieder wieder toll von der Kamera eingefangen wird. Es gibt unfassbar schöne Kamerafahrten über das blau-türkise Meer und den weißen Strand, die sofort die Wertigkeit der Serie unterstreichen und einen idealen Kontrast zu der düsteren Story bieten. Zudem gibt es viele Szenen bei Nacht, die einfach unfassbar gut aufgenommen wurden. Bei der Kamera und der Inszenierung führt meiner Meinung nach nichts an 5 Sternen vorbei, da diese es immer wieder schaffen, den Zuschauer zu faszinieren und ihm das Gefühl zu geben mittendrin zu sein.
Lobend hinzufügen möchte ich zudem die sehr langatmige Erzählart der Serie, denn die ist für diese Geschichte absolut passend. Es ist keine Serie bei der es in jeder Folge große Höhepunkte und 2-3 krasse Wendungen gibt (was nicht heißt, dass die Serie highlightarm wäre). Hier wird sich über 3 Staffeln die Zeit genommen, dem Zuschauer in aller Ruhe zu zeigen, wie das Kartenhaus, das die Familie Rayburn im Laufe der Jahre aufgebaut hat, Stück für Stück in sich zusammenfällt. "Langatmig" wird häufig mit "langweilig" gleichgesetzt, doch diese Serie beweist wieder einmal dass das ein Trugschluss ist. Gerade die langatmige Erzählweise schafft nämlich eine völlig neue Art der Spannung, die sich langsam steigert und an bestimmten Stellen zu explodieren scheint. Der Zuschauer bekommt schon in den ersten zwei Folgen das Gefühl, dass das Ganze nicht gut enden wird und gerade durch die sehr langsame Zuspitzung der Verhältnisse fühlt der Zuschauer umso mehr mit . Die Serie nimmt sich ausreichend Zeit die Charaktere, deren Entwicklung im Laufe der Geschichte und ihre Beziehung zueinander authentisch und ausführlich darzustellen und gerade diese Authentizität ist es, die die Serie einmalig macht. Der Zuschauer hat hier wirklich das Gefühl eine reale Geschichte von einer Familie aus dem normalen Leben erzählt zu bekommen. Durch das langsame Erzählen wirkt nahezu jede Wendung, Charakterentwicklung und letztlich die Story in ihrer Gesamtheit zu 100% authentisch und realistisch und das macht es so faszinierend.
Zwei kleinere Kritikpunkte an "Bloodline" gibt es für mich trotzdem. Der Kleinere: Es gibt vereinzelte Stellen ,die es auch für mich mit der Langatmigkeit übertreiben und die tatsächlich etwas hätten gestrafft werden können. Da es allerdings wirklich recht selten vorkommt, ist dies kein Punkt, der für einen Punktabzug sorgen würde. Der größere der beiden Kritikpunkte allerdings schon: Es gibt 2-3 Charaktere im Laufe der Serie, deren Geschichte entweder etwas ausführlicher hätte erzählt werden können und/oder die etwas besser in die Hauptstory hätten integriert werden können. Diese Charaktere sind zwar gut gespielt und interessant, doch sie hätten eben einen Tick mehr eingebunden und beleuchtet werden können.
Fazit: "Bloodline" ist zwar kein absolutes Meisterwerk, aber nichtsdestotrotz eine herausragende Serie, die viel mehr Aufmerksamkeit verdient hätte. Ich würde sie jedem, der sich mit einer langsamen Erzählweise anfreunden kann, empfehlen.