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    Manhattan
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    Michael S.
    Michael S.

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    Staffel 1 Kritik
    3,5
    Veröffentlicht am 15. Juli 2016
    Auf den ersten Blick mag es zynisch wirken, ausgerechnet dem Bau von Kernwaffen eine unterhaltsame Vorabendserie zu widmen. Denn da gibt es natürlich die üblichen Intrigen, rivalisierende Teams, schräge Gestalten, Affären, Krisen und Zoff mit den Vorgesetzten. Noch dazu ist zunächst nur von den amerikanischen Leben, die der Krieg fordert, die Rede, alles andere scheint als Kollateralschaden zu gelten. Wer über die erste Episode hinaus dranbleibt merkt allerdings, dass es nicht ganz so einfach ist. Die Folgen einer Atombombendetonation und der Verstrahlung plagen gleich mehrere der Wissenschaftler, während sie trotzdem wie besessen an ihrem Projekt arbeiten. Gleichzeitig lässt eine grenzenlos paranoide US-Army jeden Bewohner der mitten im Nirgendwo errichteten Kleinstadt ihre Allmacht spüren und veranlasst spontane Hausdurchsuchungen, Verhaftungen und Schlimmeres.
    Tatsächlich benimmt sich eine Handvoll der durchweg gut gespielten Individuen verdächtig, Geheimnisse haben sie alle genug. Früher oder später könnte fast jeder ein Spion sein, der den aktuellen Forschungsstand heimlich, still und leise an die Deutschen oder Russen weiterleitet. Charaktere wie Charlie Isaacs (Ashley Zukerman) oder Dr. Frank Winter (John Benjamin Hickey), der zeitweise an eine Mischung aus Walter White und Dr. Gregory House erinnert, geben perfekte Antihelden ab. Ihre Frauen (Rachel Brosnahan und Olivia Williams) sind oft hin- und hergerissen zwischen der Treue zu ihren formelbesessenen Ehemännern und der Verlockung eines weniger restriktiven Alltags, was zu entsprechenden Verwicklungen führt. Die sie umgebenden Nebendarsteller illustrieren die surreal anmutende isolierte Wüstenstadt auf passende Weise, zeitweise tauchen auch gut dargestellte historische Persönlichkeiten wie Niels Bohr (Christian Clemenson) oder eben Robert Oppenheimer auf, die zusammen mit dem überaus gelungenen Szenen- und Kostümbild für das passende Zeitgefühl sorgen.
    Bis zur Hälfte fesseln sowohl die unterschwellige Bedrohung, die interessanterweise viel mehr von der überwachungssüchtigen Army als von den Achsenmächten ausgeht, als auch der Wettlauf offenbar verfeindeter Forscher den Zuschauer an den Bildschirm. Danach geht es solide weiter, einige Längen machen einzelne Folgen aber langwieriger als nötig. Die letzte Episode überzeugt dann noch einmal mit einer Handvoll unvorhersehbarer Wendungen, die schon den Bogen zur bereits angekündigten zweite Staffel schlagen.
    Spektakuläre Explosionen und ausführliche Kriegsszenarien sollte man übrigens nicht in zu großer Menge erwarten. "Manh(a)ttan" ist vielmehr Zeitgemälde, Personendrama und Spionagethriller als alles andere. Konsequenzen wie die mögliche Verstrahlung der Beteiligten werden leider eher am Rande abgehandelt oder verschwinden recht schnell wieder aus dem Bewusstsein.
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