Westworld als Serie zeigt all jene Möglichkeiten und Probleme moderner Serien auf. Auf der einen Seite hat man die Chance, ein besonderes Thema vielfältiger und tiefer darzustellen. Hier muss man bei Westworld natürlich den Kino-Klassiker mitberücksichtigen, doch man kann recht klar feststellen, es gelang, dass alte Thema in neuer Form aufzugreifen und auszubreiten. Auf der anderen Seite verlangt die Ausführung der Chance mehr Geschichte, die überdies für die lockenden Übergänge zwischen den Folgen gestaffelt erzählt werden muss. Das ist bei dieser Serie zwar auch ganz gut gelungen, stellt aber für den Zuschauer eine große Herausforderung dar. Denn Westworld erzählt scheinbar wieder und wieder manche dieser Geschichten, manchmal nur aus einer etwas anderen Perspektive, so dass es zum einen ermüdend wirkt, zum anderen auch verwirren kann. Hierin ist Westworld geradezu etwas Besonderes und es ist größtenteils gelungen. Dazu kommen recht gute Schauspieler; nur die zentrale weibliche Hauptfigur fällt hier ab. Aber es sind auch diese Probleme moderner Serien deutlich spürbar. Jenes Anfertigen von Pilotfilm, vielleicht ein, zwei weiterer Folgen, um erst nach deren Erfolg über die Fortführung nachzudenken. Ebenso das Zelebrieren eines Finales für die Staffel, das doch genügend offen hält, um gegebenenfalls es weiterführen zu können in einer zweiten Staffel. Die so entstehenden Brüche kann man als aufmerksamer Zuschauer spüren. Westworld überarbeitet sogar recht geschickt jene der Anfangszeit. Nicht so gut gelingt dies gegen Ende der ersten Staffel. Als Zuschauer erwartet man ein großes Finale mit einer Auflösung und dieses wäre auch machbar gewesen. Aber etwa zu der Zeit muss jemand Verantwortliches entschieden haben, es wird eine zweite Staffel geben. Also wurde nur ein Teil aufgelöst, ein Ende hängen gelassen, während ein Nebenstrang regelrecht gekappt wurde (und dies inhaltlich zu einer argen Enttäuschung führt). Dadurch wirken die beiden letzten Folgen der ersten Staffel irgend wie unglücklich und unvollständig. Wären sie im Sinne eines abschließenden Finales gedreht worden, hätte die Serie eine deutlich besser Note verdient. Meine Note ist nicht schlecht, aber für sie blende ich sowohl die Mühen für den Neuling aus, als auch das eigentlich unvollständige Ende. Staffel 2 musste logischweise etwas neu erfinden. Die Macher schaffen dies, trotz kleinerer Widersprüche, recht gut, jedoch auch die erste Staffel entwertend. Nun ist deren Welt und Geschichten nur ein kleiner Teil der Welt und aller Geschichten. Dass dies nicht immer gelingt, zeigen Teile zweier späterer Folgen: Sie wirken aufgesetzt, zu actionorientiert und inhaltlich unnötig. Überhaupt ändert sich hier ein Element der Erzählung, denn ab nun lassen sich die Schreiber der Serie offensichtlich Räume, leichter noch weitere Staffeln anzuhängen. Das reduziert auch den Genuss des Zuschauers. Musste er sich anfangs der ersten Staffel noch bemühen, um dann bei allen vermeintlichen Wiederholungen die Unterschiede zu begreifen, bis er dann von allen überraschenden Wendungen und Deutungen wirklich verblüfft war, so wirkt dies in einer zweiten Staffel wie der Gebrauch eines bekannten Gewürzes, das die Speise irgend wie alltäglich und fad werden lässt, um dann in einer emotionalen Rückschau auch die positiven Gefühle angesichts der Überraschungen in der ersten Staffel in Frage zu stellen. Das Ende von Staffel 2 ist damit auch kein Finale mehr, eher die Erfüllung einer ergebenden Erwartung: Der plattgewalzte Cliffhanger. Ich kenne Staffel 3 noch nicht, fürchte aber, dass es so weitergehen wird. Inhaltlich entfernt man sich immer weiter vom Motiv des ursprünglichen Westworld, die neue Geschichte wird immer weniger authentisch wirken. Wie schon in Staffel 2 werden die diversen Charaktere verwässert werden. Und auch die Serie als solche. Denn der besondere Stil von Staffel 1 hätte - mit einem abschließenden Finale - eine Auszeichnung der Serie möglich gemacht. Jetzt wird sie zum reinen Vermarktungsprodukt degradiert.