Sozial kritischer Thriller - keine neue Geschichte, aber herausragend erzählt
„The Night Of“ ist ein gelungener Sozial Thriler, der sich mit den Vorurteilen befasst, gegenüber arabischen und muslimischen Menschen. Dabei zeigt die Serie, wie hilflos der Protagonist „Naz“ seinem Schicksal ausgeliefert ist und wie stark sich die Entscheidungen von Anwälten, Richtern und der Polizei auf sein Leben auswirken.
Man sollten keine Action erwarten. Langsam und ruhig wird die Geschichte erzählt und schnell fühlt man die Ohnmacht die der naive Naz verspürt. Riz Ahmed ist brillant als Naz, von der ersten bis zur letzten Szene. Ein netter junger Mann von nebenan, mit großen Rehaugen, einer schmächtigen Figur und aus gutem Elternhaus. Riz Ahmed verkörpert glaubhaft jeden Aspekt seines Charakters und die Veränderung die er im Laufe der Zeit durchmacht ist beeindruckend umgesetzt und erschütternd. Man würde ihn vom Anfang zum Schluss nicht wiedererkennen.
Man fühlt die ganze Zeit mit ihm mit und rätselt fiebernd, was in der entscheidenen Nacht passiert ist. Bis zum Schluss, hält diese Spannung an.
Was ganz klar zu sein scheint, erweist sich anders als gedacht. Nichts ist wie es schein.
Sicher ist nur das Menschen auch Fehler machen und sich dabei manchmal nicht mehr Bewusst sind, welche Auswirkungen ihre Entscheidungen haben. „The Night Of“ macht schnell klar, das Gerechtigkeit im Justizsystem manchmal keine Rolle spielt. Die Wahrheit interessiert nicht viele, zu schnell werden Vorurteile gefällt. Der Zuschauer wird zum Teil der Jury und wird zur Reflexion seiner eigenen Vorurteile gezwungen. Ein Araber, ein Moslem, das muss der Mörder sein. In vielen Köpfen ist die Beweisführung schon mit einem Blick auf die Hautfarbe abgeschlossen.
Auch die Leistung von John Turturro ist großartig als gutmütiger Verteidiger, der seine Fälle grundsätzlich nach Schema F abhandelt. Er kämpft mit sich, seinem Fall und seinem Ekzem/Psoriasis auf so hervorragende Weise, das er sich unsere Sympathie erspielt hat. Wir mussten öfters Lachen und dieser Humor hat der Serie gut getan und für ein gutes Gleichgewicht gesorgt.
Richard Price als Drehbuchautor und Regisseur Steven Zaillian haben ein gutes Tempo gefunden. Ihnen ist es gelungen eine Geschichte die nicht neu ist, fesselnd, berührend und unterhaltsam zu erzählen. Ob Naz’s Verhalten an der ein oder anderen Stelle „unlogisch“ ist, spielt für mich keine Rolle, denn in der Serie geht es um ein vorurteilbehaftetes System, wie es einen plötzlich einsaugen kann, einen zum hilflosen Spielball macht bis es einen wieder ausspuckt.
Die Kameraarbeit war toll und konnte mit durchdachten und gelungenen Bildern überzeugen. Das ganze Zusammenspiel inklusive Schnitt und Musik erzeugt eine packende Atmosphäre. Ein Drama das berührt, weil sie sich so real anfühlt, dabei aber nicht zu schwerfällig wird und bis zum Schluss die Spannung hält.
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Fazit:
Ausgezeichnet - großartige Schauspieler, eine Geschichte die nicht neu ist, aber herausragend erzählt wird. Nicht ohne Grund gab es viele Auszeichnungen für Darsteller, Schnitt und Kamera. Unter anderem auch fünf Emmy Awards.