Der Mann hinter „The Following“ heißt Kevin Williamson, einer der bekanntesten Horrorfilmautoren Hollywoods und verantwortlich unter anderem für „Scream“, „Ich weiß was du letzten Sommer getan hast“ und „Vampire Diaries“. Den Horror-Anteil hat er dieses Mal deutlich heruntergefahren, wenn auch nicht ganz ausgeblendet. Dafür treten Psycho- und Crime-Elemente in den Vordergrund. Zunächst nicht schlimm, man merkt jedoch eindeutig, in welchem Genre Williamson sich wohler fühlt: während die Gänsehaut-Momente größtenteils funktionieren, stören im Rest der Handlung die gigantischen Logiklöcher.
Dabei ist die grundlegende Idee keine schlechte. Ein einsamer, abgehalfterter, trinkender Detektiv, ein geradezu klassischer gebrochener Held, der seinen Gegenspieler eigentlich schon besiegt hat, die Auswirkungen von dessen Taten aber dennoch nicht aufhalten kann. Ein spannender Gedanke mit einer Menge Potential, und tatsächlich ist „The Following“ durchaus das, was englische Kritiker als gripping bezeichnen würden. Doch die theoretisch guten Ansätze werden immer wieder von der unglaubwürdigen Umsetzung erstickt. Wie konnte es Carroll gelingen, vom Gefängnis aus eine so gigantische Operation zu planen und zu organisieren? Wie konnten ihn jahrelang dutzende Leute unter falschem Namen besuchen, ohne dass es jemandem auffiel? Wie schafften es diese Leute, sowohl das FBI, als auch Carrols Familie und das Umfeld seines letzten Opfers zu infiltrieren, sodass immer genau dann einer seiner Anhänger um die Ecke kommen kann, wenn es gerade ins Drehbuch passt?
All das würde in einem Horrorfilm nicht allzu viel ausmachen, in einer Krimiserie jedoch geht es auch um Glaubwürdigkeit und Nachvollziehbarkeit, und die geht so verloren. Es bringt nun einmal nichts, den Zuschauer zwanghaft mit immer neuen Twists zu überraschen, wenn diese völlig aus der Luft gegriffen sind. Hinzu kommt, dass „The Following“ allenfalls mittelmäßig gut inszeniert ist und sich immer wieder durch zu viele Nebenkriegsschauplätze selbst ausbremst. Diese sind natürlich dazu da, Charaktere einzuführen, die man ein paar Folgen später unter großem Trara wieder sterben lassen kann. Die scheinbare Konsequenz ist aber nur vorgetäuscht, denn dass es von den Hauptfiguren so schnell keine erwischt, ist auch die meiste Zeit über klar – was der Spannung nicht gerade zuträglich ist.
Und dann gibt es da noch diese eine Folge, in der „The Following“ mein Wohlwollen endgültig verspielt: Um an eine wichtige Information zu kommen, foltert Ryan Hardy einen Verdächtigen – und hat mit dieser Methode Erfolg. Noch problematischer wird dies dadurch, dass vor dem eigentlichen Vorgang ausgeblendet und dieser so verharmlost wird. Folter als probates Mittel darzustellen, ist schlimm genug, aber dann sollte man wenigstens den Mumm haben, sie auch wirklich zu zeigen.