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    Michael S.
    Michael S.

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    4,5
    Veröffentlicht am 11. September 2015
    ACHTUNG: Für Nichtkenner der ersten Staffel verstecken sich hier etliche Spoiler! Zum besseren Verständnis lieber bei Staffel 1 anfangen.

    Schön, dass gut gemachte Historienserien so salonfähig sind wie nie zuvor. Zu den TV-Abenteuern, die es über die erste Staffel hinaus geschafft haben, gehört nun also auch die irisch-kanadische Koproduktion "Vikings". Und ein Ende scheint nicht in Sicht zu sein.
    Nachdem der frischgebackene Jarl Ragnar (Travis Fimmel mit echtem Bart) den vormaligen Jarl Haraldson besiegt und den Thron von Kattegat bestiegen hat, stellt sich ihm zu Beginn der Staffel ein besonders erbitterter Gegner in der Schlacht - sein Bruder Rollo (Clive Standen), der mit der Unterstützung des durchtriebenen Jarl Borg ebenfalls die Macht an sich reißen will. Beide Seiten riskieren alles, doch die Schlacht nimmt ein unerwartetes Ende. Ragnar kehrt nach Kattegat zurück, wo ihm ein unverhofftes Wiedersehen bevorsteht. Die geheimnisvolle Prinzessin Aslaug, der er schon in der ersten Staffel nicht wiederstehen konnte, besucht ihn mit ihrem Gefolge und einer Überraschung der kompromittierenden Sorte. Seine Frau Lagertha zieht ihre Konsequenzen aus der Affäre. Später sind die Nordmänner zusammen mit dem Mönch Athelstan wieder auf Raubzug in Britannien unterwegs. Hier treffen sie auf König Ecbert (Linus Roache), der sein ganz eigenes Interesse an den Besuchern zu haben scheint. Daheim versammeln sich Ragnars Gegner einmal mehr, um ihn und seine Familie endgültig zu vernichten.
    Die Welt der Wikinger wird in der zweiten Staffel noch einmal deutlich größer als zuvor. Das liegt nicht nur an der Neuentdeckung des Königreichs Essex, sondern auch an einer üppigeren Bildgestaltung und einem offenbar etwas erhöhten Budget. Obwohl schon die erste Staffel nicht gerade mit angemessenen Schauwerten gegeizt hat, wird hier nochmal eine ordentliche Schippe draufgelegt. Die Schlachten und Flotten haben nach wie vor eine eher realistische Größe, machen sich aber dank sinnvollem Einsatz außerordentlich gut auf dem Bildschirm. Da kann die Serie mit vielen Historienfilmen mithalten, die eine eher dünne Story mit Materialschlachten aufwerten. Hier ist die Mischung nahezu perfekt ausbalanciert. Michael Hirst, der schon "Die Tudors" ins Rampenlicht brachte, ist wieder einmal als Serienschöpfer voll in seinem Element.
    Interessante Charaktere und eine sich durch alle möglichen Widrigkeiten schlängelnde Handlung lassen nie Langeweile aufkommen. Travis Fimmel spielt womöglich die Rolle seines Lebens und gibt einen glaubwürdigen vielseitig denkenden Anführer, der seine Schlachten nicht nur mit Schwert und Axt zu schlagen hat. Der Part des leicht verrückten Bootsbauers Floki wird einmal mehr ziemlich genial von Gustaf Skarsgård ausgefüllt, auch Katheryn Winnick als Lagertha macht ihre Sache gut. Eine Prise Mythologie kommt durch die von Alyssa Sutherland verkörperte Aslaug hinzu. Anfangs erschließt sich noch nicht so recht, wie Ragnar ausgerechnet ihr verfallen konnte. Womöglich ist ihre angebliche Abstammung von Sigurd und Brynhild (Siegfried und Brunhild in der Nibelungensage) die Ursache für seine Ehrfurcht und den Wunsch, sie als Mutter seiner Söhne zu haben. Linus Roache als König Ecbert bringt weitere spannende Aspekte ein. Offenbar findet er die Wikinger interessant, doch allein seine Blicke verraten noch ganz andere Ziele. Der Mönch Athelstan entwickelt sich charakterlich weiter und hat noch ein wenig mehr zu bieten als bisher. Ragnars Sohn Björn wird nach einem Zeitsprung ab der Mitte der Staffel von Alexander Ludwig ("Die Tribute von Panem") dargestellt, der in dieser Rolle nicht nur körperlich überzeugen kann.
    Auch in dieser Staffel besticht die Einbettung von Figuren und Handlung in den historischen und mythologischen Kontext der Geschichte(n) um Ragnar Lodbrok. Die Raubzüge nach Essex und Wessex, die zu dieser Zeit herrschenden Könige und die Lebensumstände in den jeweiligen Reichen wirken authentisch recherchiert. Ob die scheinbar an einem norwegischen Fjord gelegenen Orte tatsächlich Namen wie Kattegat (eigentlich eine Meerenge zwischen Dänemark und Schweden) oder Hedeby (eine historische Wikingersiedlung im heutigen Norddeutschland) getragen hätten bleibt fragwürdig. Womöglich hat man sich in diesem Fall einfach auf einigermaßen nordisch klingende Namen verlassen. Immerhin wird in dieser Staffel wieder sowohl altnordisch als auch altenglisch gesprochen. Die Grammatik scheint korrekt zu sein, die Aussprache ist durch die Synchronsprecher ein wenig "eingedeutscht" und klingt damit nicht immer wie ein rekonstruiertes Original. Da ist die englische Originalfassung ein wenig "uriger".
    Apropos: Mehrere Synchronsprecher wurden für diese Staffel neu besetzt. Gerade Ragnar, dessen wenig passende deutsche Stimme in der ersten Staffel häufig kritisiert wurde, klingt hier deutlich besser und weniger gelangweilt. Die BluRay-Ausgabe verfügt über die Originaltonspur, die deutsche und italienische, jeweils in 5.1 Digitalsound. Klingt gut, und sieht in HD auch im wahrsten Sinne des Wortes richtig scharf aus. Die Menüs sind schon für sich eine Augenweide, interessant animiert und mit atmosphärischer Musik hinterlegt. Dazu gibt's noch reichlich Bonusmaterial, unter anderem mehrere Featurettes über die Dreharbeiten, die Charaktere und die Weiterentwicklungen in der zweiten Staffel. Im zusätzlichen Season-Mode können die einzelnen Folgen in ihrer Reihenfolge ohne Unterbrechung hintereinander angeschaut werden, man muss nur nach drei Episoden die Disc wechseln.
    Nach wie vor also ein wahres Fest für Liebhaber von großen Historienfilmen, gut erzählten Geschichten und nicht enden wollenden Serien. Nachdem in diesem Jahr bereits die erfolgreiche dritte Staffel gesendet wurde, gibt es bereits eine Bestätigung für eine vierte Staffel, die 2016 anlaufen soll.

    Darsteller: Travis Fimmel, Katheryn Winnick, Gustaf Skarsgård, Alyssa Sutherland, Linus Roache, George Blagden, Donal Logue, Alexander Ludwig uvm.
    Regie: Ciarán Donelly, Ken Girotti, Jeff Woolnough, Kari Skogland
    Jahr: 2014 (DVD & BluRay: 2015)
    Label: 20th Century Fox/MGM
    FSK: ab 16 Jahren
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