Schon der erste Kinofilm "American Beauty" machte den britischen Theater- und Filmregisseur Sam Mendes international bekannt. Das oscarprämierte Kleinstadtportrait offenbart Mendes' sensibles Gespür für die besonderen Lebensumstände seiner Figuren. Dieser Ansatz durchzieht das Werk des Regisseurs, zu dessen bekanntesten Arbeiten auch das Gangsterdrama "Road to Perdition" und die Beziehungskrise "Zeiten des Aufruhrs" gehören.
Der Lockruf des Theaters
Sam Mendes wurde am 1. August 1965 im englischen Reading geboren. Als Kind musste er die Trennung seiner Eltern miterleben und wuchs fortan bei seiner Mutter auf. Mendes besuchte die Magdalen College School in Oxford und studierte Englisch am College Peterhouse in Camebridge. Während seiner Studienzeit entdeckte Mendes seine Leidenschaft für das Theater. Er fing an, eigene Inszenierungen auf die Beine zu stellen, und feierte erste Erfolge. Nach dem Abschluss des Studiums etablierte sich Mendes mit zahlreichen Theaterarbeiten in der Londoner Kulturszene. Er führte bei Anton Tschechows "Der Kirschgarten" mit Judi Dench Regie, arbeitete für die Royal Shakespeare Company und sorgte in den 1990er Jahren mit frischen Inszenierungen der Musicals "Cabaret" und "Oliver" für Furore.
Kleinstadtgesellschaft und Gangster
Dadurch wurde Steven Spielberg auf den Theatermann Mendes aufmerksam und engagierte ihn für "American Beauty" (1999). In der ironischen Tragikomödie verkörpert Kevin Spacey einen Mann in der Midlife-Crisis, der sich in die hübsche Schulfreundin seiner eigenen Tochter verliebt. Aus der peinlich klingenden Grundkonstellation entwickelte Mendes dank seines perfekten Gespürs für sensible Untertöne ein ebenso humorvolles wie gefühlvolles Portrait der Kleinstadt und ihrer Bewohner. "American Beauty" wurde mit fünf Oscars ausgezeichnet, darunter Sam Mendes für die "Beste Regie" und Kevin Spacey als "Bester Hauptdarsteller". Mit seinem Erstling hatte Mendes bewiesen, dass er in der Lage war, die Besonderheiten des dargestellten Sozialgefüges herauszuarbeiten. Dem blieb er auch bei seinem Gangsterfamiliendrama "Road to Perdition" (2002) treu. Tom Hanks verliert als Mitglied einer irischen Bande seine Frau und einen seiner Söhne durch einen Mordanschlag. Gemeinsam mit dem überlebenden Sohn macht er sich auf eine Reise durch Amerikas Hinterland und verdient sein Geld unter anderem durch Banküberfälle. Mendes Regie stellt die schicksalhafte Beziehung zwischen Vater und Sohn in den Mittelpunkt und lässt ihre gegenseitige emotionale Annährung in einer Katastrophe enden. "Road to Perdition" wurde mit einem Oscar für die beste Kameraarbeit ausgezeichnet.
Nach kurzer Theaterpause zurück
Nach "Road to Perdition" widmete sich Mendes zunächst wieder dem Theater und inszenierte in London unter anderem Anton Tschechows "Onkel Wanja". Seine Rückkehr ins Filmgeschäft markierte der Kriegsfilm "Jarhead – Willkommen im Dreck" (2005) über eine Truppe Soldaten im ersten Golfkrieg Anfang der 1990er Jahre. Die Kämpfer halten sich jedoch fast nur im Lager auf, so dass sie nicht in das Geschehen verwickelt werden. Die ständige Anspannung unter den Soldaten sorgt für psychische Verwerfungen, die Mendes vor allem mit Hilfe der von Jake Gyllenhall gespielten Hauptfigur herausarbeitet. Bei der Kritik wurde der Film jedoch eher verhalten aufgenommen. Das war beim Beziehungsdrama "Zeiten des Aufruhrs" (2008) wieder anders. Mendes vereinte das "Titanic"-Traumpaar Kate Winslet und Leonardo DiCaprio als Ehepaar in der Krise. Mit melodramatischer Intensität folgt der Film dem Scheitern der Liebe und wirft dabei nicht nur einen Blick auf die Trostlosigkeit hinter einer scheinbar glücklichen Kleinbürgerexistenz, sondern auch auf die problematische Gefühlslage der 1950er Jahre. Aktuell dreht Mendes den 23. Bond-Film "Skyfall".
Zwischen 2003 und 2010 war Sam Mendes mit Schauspielerin Kate Winslet verheiratet. Die beiden haben einen gemeinsamen Sohn. Im Jahr 2000 wurde Mendes zum Commander of the Order of the British Empire ernannt.