Vielen gilt Michael Bay als Augenwischer und filmischer Aufschneider, andere wiederum sehen ihn als einen der wenigen Regisseure in Hollywood, die den Begriff "Traumfabrik" mit Inhalt und Leben füllen können. Auch, wenn man Bays Selbsteinschätzung, er habe das Actionkino revolutioniert, nicht teilt, gilt es festzustellen, dass sein Name mittlerweile als Synonym für ein ganzes Genre steht. Bereits seine erste Regiearbeit "Bad Boys" war ein Paukenschlag, und auch in der Folge ließ sich Bay nicht lumpen und legte mit Filmen wie "The Rock", "Armageddon" und "Transformers" einen Kassenerfolg nach dem anderen vor. Auch in seiner Tätigkeit als Produzent ist seine Linie außerordentlich konsequent, so unterstützte er mit "Michael Bay‘s Texas Chainsaw Massacre", "Freitag der 13. (Friday the 13th)" und "A Nightmare on Elm Street" vornehmlich Horror-Reboots. Man kann sich also auf ihn verlassen: Wo Michael Bay draufsteht, ist auch Michael Bay drin.
Anfänge als Clipregisseur
Als ausschlaggebend für die kritische Grundhaltung vieler Filmfans gegenüber Michael Bay wird häufig dessen Hintergrund als Regisseur für Musikvideos ins Feld geführt: Das Format erlaube eben keine elaborierten Handlungen und zwangsläufig konzentrierten sich die Regisseure auf visuelle Schauwerte – Eigenschaften, die auch Bays Kinofilme auszeichnen. Passend zu dieser Einschätzung hat Bay zu Beginn seiner Karriere vor allem mit Musikern zusammengearbeitet, die für große Gesten und Pathos bekannt sind. Zu seinen frühesten Arbeiten zählen Clips für Tina Turners "Love Thing" (1992) und Lionel Richies "Do It To Me" (ebenfalls 1992), bereits dort ist die Handschrift des Regisseurs deutlich erkennbar: Multiperspektivische Kamerafahrten im Militärhangar, wehende Haare im künstlichen Sturm der Windmaschinen – kaum ein inszenatorischer Aspekt, der hier nicht schon vorgezeichnet wäre. Im Anschluss an diese Arbeiten fand Bay einen weiteren Künstler, dessen musikalisches Schaffen ideal zum Filmverständnis des Clipregisseurs passte, nämlich Meat Loaf, für den er zwischen 1993 und 1994 die Videos zu "I‘d Do Anything For Love", "Rock‘n‘Roll Dreams Come Through" und "Objects In The Rear View Mirror May Appear Closer Than They Are" produzierte.
Fulminanter Einstieg ins Filmbusiness
Über den Produzenten Jerry Bruckheimer (mit dem er auch in der Folge regelmäßig zusammengearbeitet hat) gelang Michael Bay 1995 der Einstieg ins Filmgeschäft. Seine erste Kino-Regiearbeit "Bad Boys" war jedoch problembehaftet – Jahre später beschwerte sich Bay in Interviews noch über das schlechte Drehbuch und das mangelnde Vertrauen der Studios wegen der beiden afroamerikanischen Hauptdarsteller Will Smith und Martin Lawrence. Allen Hindernissen zum Trotz jedoch wurde die Actionkomödie ein Kassenschlager und bedeutete für Will Smith zugleich den Durchbruch zum Kinostar. Für seinen nächsten Film brachte Bay den frischgebackenen Oscar-Gewinner Nicolas Cage und Schauspiellegende Sean Connery zusammen. Unter diesen Vorzeichen wenig überraschend wurde so auch "The Rock – Fels der Entscheidung" zu einem großen Publikumserfolg, sehr zum Leidwesen vieler Kritiker, bei denen das bombastische Actionspektakel durchfiel. In der Folge suchte Bay nach weiteren Superlativen und fand sie – im All. Der Katastrophenfilm "Armageddon" mit Haudegen Bruce Willis in der Hauptrolle bot ihm die Gelegenheit, ein noch bildgewaltigeres Action-Tableau zu entfalten. Die Kritiker-Resonanz fiel wiederum bescheiden aus, das Publikum allerdings liebte den Streifen und machte ihn in den USA noch vor "Der Soldat James Ryan" zum erfolgreichsten Neustart des Jahres 1998.
Actionspektakel Nonstop
Für sein nächstes Projekt begnügte sich Michael Bay wieder mit einem ausschließlich irdischen Handlungsrahmen, ambitionslos war es freilich dennoch nicht: Nichts weniger als ein Kernereignis der amerikanischen Geschichte, den japanischen Fliegerangriff auf "Pearl Harbor", wollte der Regisseur mit dem gleichnamigen Film nachzeichnen. Der Versuch brachte ihm einen Oscar für die besten Soundeffekte ein, gleichzeitig jedoch auch stolze sechs Goldene Himbeeren, u.a. für den schlechtesten Film, den schlechtesten Hauptdarsteller (Ben Affleck) und das schlechteste Drehbuch. Bei "Bad Boys II" verzichtete Bay dann auf Statements zur Zeitgeschichte und konzentrierte sich wieder auf reines Actionkino. So erntete er nach dem einhellig schlecht bewerteten "Pearl Harbor" diesmal wenigstens geteilte Meinungen bei der Kritik und an der Kinokasse brachte die Fortsetzung doppelt soviel ein wie das Original. Es folgte der erste Film des Regisseurs ohne Jerry Bruckheimer; und während die Verfilmung des Sci-Fi-Romans "Spares" von Michael Marshall Smith für Bays Verhältnisse gute Kritiken bekam, war "Die Insel" mit Scarlett Johansson und Ewan McGregor kommerziell gesehen eine leise Enttäuschung.
Die "Transformers"-Trilogie
In der Folge befasste sich Michael Bay vornehmlich mit dem mehrteiligen "Transformers"-Franchise, dessen erster Teil 2007 in die Kinos kam. Für seine um das berühmte Transformers-Spielzeug gestrickte Weltrettungsfabel erntete der Filmemacher tatsächlich das Wohlwollen von Kritik und Publikum, was sich bei der Fortsetzung "Transformers - Die Rache" aber wieder ändern sollte. Die Kritik monierte mehrheitlich eine seelenlose Materialschlacht, während das weltweite Einspielergebnis auf über 800 Millionen Dollar kletterte. 2011 brachte Bay dann "Transformers 3" in die Kinos, nach eigener Auskunft sein letzter Beitrag zur Reihe – und der Filmemacher blieb sich treu: Länger, größer, lauter und diesmal alles in 3D. Wieder einmal setzte Bay actiontechnisch neue Maßstäbe
Ein zweites Standbein
Mit nur neun Filmen als Regisseur gehört Michael Bay längst zu den kommerziell erfolgreichsten Filmemachern aller Zeiten. Da ist es wenig verwunderlich, dass er seinen Einfluss in Hollywood auch in anderer Funktion nutzt. Mit seiner Produktionsfirma "Platinum Dunes" finanziert Bay vor allem Neuauflagen von Horror-Klassikern wie "The Texas Chainsaw Massacre" (mit "Michael Bay‘s Texas Chainsaw Massacre") oder "A Nightmare on Elm Street" (Remake 2010). Die Tatsache, dass Bay trotz teils vernichtender Kritiken bisher nicht von diesem Kurs abgewichen ist, demonstriert erneut seine Fähigkeit, jedem Gegenwind standzuhalten – Michael Bay ist und bleibt "the toughest guy in Hollywood".