Philip Seymour Hoffman ist einer der begnadetsten Schauspieler Hollywoods und hat sich vor allem durch seine zahlreichen Nebenrollen in Filmen von den Coen-Brüdern, Spike Lee, Anthony Minghella oder Paul Thomas Anderson einen Namen gemacht. Dennoch war es dem Schauspieler mit dem markanten Gesicht lange Zeit nicht gelungen, sich als Hauptdarsteller zu empfehlen. Erst in Richard Kwietniowskis „Owning Mahowny“ stand Hoffman das erste Mal an der Spitze des Cast. Nur vier Jahre später wurde er für seine Darstellung des homosexuellen Schriftstellers Truman Capote in Bennett Millers „Capote“ mit einem Oscar sowie einem Golden Globe Award ausgezeichnet.
Vom Ring auf die Bühne
Philip Seymour Hoffman wurde am 23. Juli 1967 als Sohn der katholische Richterin, Rechtsanwältin und Bürgerrechtlerin Marilyn L. O'Connor im Staate New York geboren. Der Rotschopf und seine drei Geschwister Emily, Jill und Gordy wurden von beiden Elternteilen im kleinen Städtchen Fairport aufgezogen, bis sich Marilyn und Gordon Stowell Hoffman 1976 trennten. Auf der Fairport High School zeigte der damals jugendliche Philip eine große Begeisterung für Wrestling und Baseball. Um ein Mädchen aus seiner Klasse zu beeindrucken, trat er zeitgleich außerdem in eine Theatergruppe ein. Aus der Eroberungstaktik entwickelte sich jedoch eine persönliche Passion, sodass Hoffman sich in der Folge nicht nur an zahlreichen Produktionen des Schultheaters beteiligte, sondern 1984 außerdem an einem Intensivkurs der New York State Summer School of the Arts teilnahm. Seine wachsende Leidenschaft führte ihn schließlich an die Tisch School of the Arts der New York University, an der er 1989 seinen Abschluss machte.
Schützling von Paul Thomas Anderson
In den Jahren nach seiner Ausbildung profilierte sich Hoffman vor allem in den verschiedensten Nebenrollen. Während er 1991 in „Law & Order“ erstmals im amerikanischen Fernsehen zu sehen war, erhielt er zeitgleich seine erste Rolle im polnischen Independentdrama „Cheat“. 1992 war er gleich an vier Filmprojekten beteiligt, darunter auch Martin Brests Schuldrama „Der Duft der Frauen“ mit Chris O'Donnell und Al Pacino. Es folgten Rollen in Blockbustern und Kultstreifen wie „Twister“ (1996), „Happiness“ (1997), „The Big Lebowski“ (1998), „Der talentierte Mr. Ripley“ (1999) sowie „Almost Famous - Fast berühmt“ (2000). Die Konstanz des Schauspielers überzeugte bald Ausnahme-Regisseur Paul Thomas Anderson, der ihn für seine Projekte „Last Exit Reno“ (1996), „Boogie Nights“ (1997), „Magnolia“ (1999), „Punch-drunk love“ (2002) und „The Master“ (2013) verpflichtete. Zwischen Hoffman und Anderson entwickelte sich im Laufe der Zusammenarbeit eine gegenseitige Hochachtung: So bezeichnete Anderson „Magnolia“ beispielsweise als den großartigsten Film, in dem er jemals mitgespielt und den er jemals gesehen habe.
Aufstieg vom ewigen Nebendarsteller
2002 erhielt der renommierte Charakterdarsteller mit den markanten Sommersprossen schließlich seine erste Hauptrolle: In Richard Kwietniowskis leisem Spielerdrama „Owning Mahowny“ (2002) mimte Philip Seymour Hoffman den spielsüchtigen Bankangestellten Dan Mahowny, der immer skrupelloser wird, um seine Sucht zu befriedigen. Die Lorbeeren für seine konstanten Leistungen erntete Hoffman schließlich 2006: Für die Rolle des homosexuellen Schriftstellers und „Frühstück bei Tiffany“-Autors Truman Capote in Bennett Millers Biopic „Capote“ (2005) wurde er mit dem Oscar in der Kategorie „Bester Hauptdarsteller“ ausgezeichnet. Bereits zuvor war der Schauspieler als Bester Hauptdarsteller in einem Drama mit dem Golden Globe Award geehrt worden. Weitere Oscar-Nominierungen erhielt der erklärte Daniel Day-Lewis-Fan 2008 für seine Nebenrolle in Mike Nichols' „Der Krieg des Charlie Wilson“ (2007) sowie 2009 für seine Performance in John Patrick Shanleys Drama „Glaubensfrage“ (2008), in dem er einen des sexuellen Missbrauchs beschuldigten Priester spielte.
Die Bretter, die die Welt bedeuten
Während viele seiner Kollegen das Theater lediglich als Sprungbrett zum Film verstehen, legte Philip Seymour Hoffmans seine Passion für das Medium nie ab: 1995 wurde er Mitglied der Non-Profit-Organisation LAByrinth Theater Company und trat in einer Reihe Off-Broadway-Produktionen wie beispielsweise Mark Ravenhills "Shopping and Fucking" auf. Für das Stück „In Arabia We’d All Be Kings“ nahm Hoffman 1999 dann erstmals selbst das Regiezepter in die Hand. Im Rahmen des Projektes lernte er seine heutige Ehefrau, Kostümdesignerin Mimi O’Donnell, kennen, mit der er mittlerweile drei Kinder hat. Nachdem er für "Jesus Hopped the 'A' Train" noch einmal den Regiestuhl bestiegen hatte, zog es Hoffman 2000 an den Broadway: Sechs Monate lang begeisterte er das Theaterpublikum in Sam Shepards "True West". Für seine intensive Darstellung wurde er unter anderem für den Tony-Award nominiert.
Exzentrische Charaktere
2010 gab der Schauspieler mit dem schütteren, rotblonden Haar dann auch sein Regiedebüt beim Film: In der romantischen Komödie „Jack In Love“ (2011) erzählt Philip Seymour Hoffman die Geschichte vom schüchternen Chauffeur Jack, der mit der nicht minder zurückhaltenden Connie (Amy Ryan) verkuppelt wird und sogar gewillt ist, für seine Phobie vor dem Wasser zu überwinden und das Schwimmen zu erlernen. Ein solcher Wille zur Selbstoptimierung geht Hoffmans Filmfigur im Sportdrama „Die Kunst zu gewinnen - Moneyball" (2011) dagegen völlig ab: In der Rolle des Baseball-Coachs Art Howe zeigt er sich gegenüber Billy Beane (Brad Pitt), dem neuen Manager seines Teams, regelrecht stur. Als Wahlkampfmanager Paul Zara hatte der Oscar-Preisträger in „The Ides of March - Tage des Verrats“ (2011) hingegen die Zügel wieder fest in der Hand und zeigte seinem Schützling Stephen Myers (Ryan Gosling) die zynische Realität des amerikanischen Politgeschäfts. 2012 kommt es schließlich erneut zur Zusammenarbeit mit Anderson: In dessen Sektendrama „The Master“ präsentiert sich Hoffman als charismatischer Intellektueller Lancaster Dodd, der eine glaubensbasierte Gemeinschaft gründet und sich in der Folge mit dem Zweifler Freddie Quell (Joaquin Phoenix) messen muss.