Die Karriere der zweifachen Oscarpreisträgerin Hilary Swank begann mit etlichen Auftritten in Fernsehserien und wenig ruhmreichen Filmproduktionen. Nachdem sie 1998 nach nur 16 Folgen aus dem Cast der Erfolgsserie „Beverly Hills, 90210“ gestrichen wurde, gelang Swank ein Jahr später mit der mit einem Golden Globe und einem Oscar prämierten Hauptrolle im Independent-Drama „Boys Don´t Cry“ der Durchbruch. 2005 erhielt sie für die Hauptrolle der Boxerin gegen alle Widerstände in Clint Eastwoods Meisterwerk „Million Dollar Baby“ erneut diese beiden prestigeträchtigen Auszeichnungen – heute zählt Hilary Swank, die oft starke Frauenfiguren darstellt, zu den großen Charakterdarstellerinnen Hollywoods.
Jugendzeit und erste TV-Auftritte
Als Hilary Ann Swank am 30. Juli 1974 zur Welt kam, war ihre Mutter sechzehn Jahre alt. Der Vater arbeitete als Handelsreisender und war nicht oft bei der Familie, die in einer Wohnwagensiedlung lebte. Nachdem Hilary im Alter von neun Jahren den Part des Mowgli in einer „Dschungelbuch“-Aufführung des Schultheaters übernommen hatte, trat sie mit wachsender Begeisterung in verschiedenen Theaterstücken auf. Zudem nahm die Heranwachsende an der Jugendolympiade im Schwimmen teil und arbeitete sich zur fünftbesten Turnerin im Bundesstaat Washington empor. Nach der Trennung der Eltern zog Swank im Alter von sechzehn Jahren mit ihrer Mutter nach Los Angeles, wo der Teenager eine Karriere als Schauspielerin starten wollte. Zunächst mussten die beiden im Auto übernachten, doch recht bald erhielt Hilary Swank erste kleinere Rollen in TV-Serien. Ab 1990 trat sie beim US-Sender ABC im neu etablierten Format „TGIF“ (= Thank God It's Friday) auf, das jeden Freitagabend familientaugliche Unterhaltung lieferte: Unter anderem besuchte Swank für eine Folge die Serie „Harry und die Hendersons“, eine Fortsetzung des Kinofilms von 1987, und war für zwei Episoden in der Sitcom „Unser lautes Heim“ zu sehen – der Anfang war gemacht.
Buffy & Karate Kid: Der lange Weg nach oben
In „Buffy, der Vampirkiller“ gab Hilary Swank 1992 an der Seite von Donald Sutherland und Rutger Hauer ihr Kinodebüt. Die Mischung aus Vampirfilm und Teeniekomödie floppte an den Kinokassen – erst als Autor Joss Whedon die Idee für die ab 1997 ausgestrahlte Kult-Serie „Buffy – Im Bann der Dämonen“ erneut aufgriff, avancierte der Stoff zum großen Erfolg und machte Sarah Michelle Gellar zum Star. Hilary Swank hingegen musste sich weiter mit mäßigen oder kleinen Parts über Wasser halten. Auf die Familienserie „Camp Wilder – Ein verrückter Haufen“ folgte das TV-Drama „Opfer seiner Wut“, ehe sie in „Karate Kid IV – Die nächste Generation“ 1994 erneut im Kino zu sehen war. Die begehrte Rolle der Julie Pierce, des ersten von Mr. Miyagi trainierten Mädchens, erhielt Swank wohl auch dank ihrer sportlichen Erfahrungen. Wenngleich „Karate Kid IV“ der bis dahin größte Film ihrer Karriere war, blieb Swank auch weiterhin auf Fernsehproduktionen und kleinere Kinorollen angewiesen. Unter anderem spielte sie in der für den Videomarkt produzierten Stephen King-Verfilmung „Manchmal kommen sie wieder 2“ mit, trat in der Fernsehserie „Leaving L.A.“ auf und war neben Jason Robards im Drama „Der Baumflüsterer“ zu sehen. Heute prangt Hilary Swanks Namen auf den DVD-Covern dieser Produktionen, zur Zeit von deren Entstehung war die Darstellerin jedoch noch weithin unbekannt.
Der Durchbruch mit „Boys Don’t Cry“
Ein Hauch von Durchbruch gelang Hilary Swank, als sie eine Rolle in der achten Staffel der erfolgreichen Jugendserie „Beverly Hills, 90210“ ergatterte. Als alleinerziehende Mutter trat sie von in der TV-Saison 1997/98 in 16 Folgen der Reihe auf, bis ihre Figur aufgrund mangelnder Resonanz beim Publikum herausgeschrieben wurde. Doch kurz nach diesem Rausschmiss wurde Hilary Swank zum Casting der Independent-Produktion „Boys Don´t Cry“ von Kimberly Peirce eingeladen. Um die Chancen für eine Zusage zu erhöhen, flunkerte Swank und behauptete – wie die Hauptfigur – aus Lincoln in Nebraska zu stammen. Sie bekam die Rolle und feierte als Brandon Teena ihren Duchbruch: Das auf einer wahren Begebenheit basierende Porträt einer transsexuellen Frau bescherte Hilary Swank hervorragende Kritiken und zahlreiche Auszeichnungen. Als frischgebackene Oscar-Preisträgerin bekam Swank fortan auch Rollen in größeren Hollywoodproduktionen: Eine Nebenrolle im Mystery-Thriller „The Gift“ von Sam Raimi, die Hauptrolle im Kostümfilm „Das Halsband der Königin“ und ein Part als junge Polizistin an der Seite von Al Pacino und Robin Williams in Christopher Nolan Thriller „Insomnia - Schlaflos“ 2002 markierten den Anfang.
Hilary Swank als „Million Dollar Baby“
Im neuen Jahrtausend konnte sich Hilary Swank ihre Rollen endlich aussuchen und kombinierte großes Hollywood-Kino mit kleineren anspruchsvolleren Produktionen. Auf das Science-Fiction-Abenteuer „The Core“, in dem Swank eine dramatische Reise zum Inneren der Erde antratt, um die Erde vor einer Katastrophe zu retten, ließ sie die Krimikomödie „11:14“ folgen. 2004 verkörperte sie die Frauenrechtlerin und Titelheldin im TV-Drama „Alice Paul – Der Weg ins Licht“ und trat in Tom Hoopers Drama „Red Dust – Die Wahrheit führt in die Freiheit“ als Anwältin auf. Der nächste große Karriereschritt von Hilary Swank war die Hauptrolle in „Million Dollar Baby“ von Clint Eastwood. Für ihre famose Darstellung der willensstarken Boxerin Maggie Fitzgerald, die einen tragischen Sportunfall erleidet, wurde Swank erneut mit einem Golden Globe und einem Oscar ausgezeichnet.
Engagierte Allrounderin
In der Anfangszeit ihrer Karriere musste Hilary Swank fast jeden Schauspieljob annehmen, den sie kriegen konnte. Nachdem sie es zum hochdekorierten Star geschafft hat, ist diese Bereitschaft, alles zu geben und das Beste aus jeder Rolle zu machen, immer noch zu spüren. Sei es als Madeleine Linscott neben Scarlett Johansson und Josh Hartnett in der James-Ellroy-Verfilmung „The Black Dahlia“ von Brian De Palma oder als engagierte Englischlehrerin im Drama „Freedom Writers“, als Wissenschaftlerin im Horrorthriller „The Reaping“ oder als Ehefrau von Gerard Butler im Romantikdrama „P.S. Ich liebe dich“ - immer war Swank mit vollem Engagement dabei. So auch in der Tragikomödie „Birds of America“ und in dem von Mira Nair inszenierte Biopic „Amelia“, in dem Swank die Luftfahrtpionierin Amelia Earhart darstellte. Eine weitere reale Persönlichkeit spielte sie 2010 als „Betty Anne Waters“, die jahrelang um die Freilassung ihres zu Unrecht inhaftierten Bruders kämpft. Während der Horrorfilm „The Resident“ in Deutschland lediglich auf DVD erschien, dürfte die mit etlichen Stars gespickte romantische Komödie „Happy New Year“ von „Pretty Woman“-Regisseur Garry Marshall wiederum ein Hit werden.
Nach acht Jahren Ehe ließen sich Hilary Swank und der Schauspieler Chad Lowe, die bereits seit 1992 eine Beziehung führten, im Mai 2006 scheiden. Im Jahr 2007 bekam die Darstellerin einen Stern auf dem Walk of Fame.