Von Robert De Niro oder jüngst Christian Bale ist die heftige Gewichtszu- und Abnahme für bestimmte Rollen bekannt. Aber auch der deutschstämmige Schauspieler Michael Fassbender kann in Sachen Extreme Method Acting ein Wörtchen mitreden. Für seinen Durchbruch als politischer Gefangener in „Hunger“ nahm er über 15 Kilo ab, bis er nur noch 59 Kilo wog – und das bei einer Körpergröße von 1.83 Meter. Doch die Strapazen hatten sich gelohnt, diese Rolle brachte Fassbender nicht nur zahlreiche Filmpreise und Nominierungen ein, sie eröffnete ihm auch die Gelegenheit mit weiteren berühmten Regisseuren wie Quentin Tarantino zu arbeiten.
Deutsche Herkunft, internationale Karriere
Michael Fassbender wurde in Heidelberg als Sohn eines Deutschen und einer Irin geboren. Als er zwei Jahre alt war, zog die Familie nach Killarney in Irland, wo sie ein Restaurant eröffnete. Fassbender, der immer noch fließend Deutsch spricht, lernte das Schauspiel vornehmlich am renommierten Drama Centre London. Erste Aufmerksamkeit als Darsteller erregte er aber in den USA, als er 2001 eine Nebenrolle in der von Steven Spielberg co-produzierten Zweiter-Weltkriegs-Miniserie „Band of Brothers“ übernahm. Nach weiteren Auftritten in Serien und im Musikvideo „Blind Pilots“ der britischen Band The Cooper Temple Clause arbeitete Fassbender 2003 auch an einer zehnteiligen Radio-Hörspielversion von „Dracula“ mit. In den Folgejahren zog es ihn immer wieder ans Theater, wo er nicht nur den irischen Nationalhelden Michael Collins spielen durfte, sondern auch eine Bühnenversion von Quentin Tarantinos „Reservoir Dogs“ mitinitiierte. 2006 konnte Fassbender endlich eine Rolle in einem Erfolgsfilm ergattern: In Zack Snyders Graphic-Novel-Verfilmung „300“ wagte sich Fassbender an der Seite von Gerard Butler in die Schlacht bei den Thermopylen. Im gleichen Jahr spielte er auch einen romantischeren Part in François Ozons umstrittenen Film „Angel - Ein Leben wie im Traum“.
Durchbruch nach dem Hungerstreik
2008 sollte das Jahr von Michael Fassbender werden. Um den hungerstreikenden IRA-Gefangenen Bobby Sands in Steve McQueen Indie-Drama „Hunger“ glaubwürdig zu verkörpern, zog Fassbender eine strenge Diät durch. Der Lohn war die Auszeichnung als bester Schauspieler bei den British Independent Film Awards. Eine Affinität zum Extremen zeigte Fassbender auch mit seiner Mitwirkung in dem harten Horrorfilm „Eden Lake“, der das deutsche Fantasy Filmfest 2008 eröffnete. Einen starken Eindruck hinterließ Fassbender auch ein Jahr später in Quentin Tarantinos gefeierter Nazi-Groteske „Inglourious Basterds“. An der Seite von Stars wie Brad Pitt mimte Fassbender den britischen Offizier Archie Hicox. Der Film wurde in Cannes uraufgeführt, genau wie Andrea Arnolds Sozialdrama „Fish Tank“, in dem Fassbender als schwer durchschaubarer neuer Freund der Mutter von Hauptfigur Mia (Katie Jarvis) zu sehen war.
Flops ohne negative Folgen
Nach seinem Erfolgsjahr musste Michael Fassbender 2010 erst einmal einige Misserfolge verdauen. Weder das Neo-Western-Trashspektakel „Jonah Hex“ mit Josh Brolin und Megan Fox noch Neil Marshalls Römergemetzel „Centurion“ konnten ihr Geld an den Kinokassen einspielen. 2011 sieht die Sache aber bereits wieder rosiger aus. Die Brontë-Neuverfilmung „Jane Eyre“ erntete begeisterte Kritiken, genau wie Fassbender, der neben Mia Wasikowska in die komplexe Figur des Mr. Rochester schlüpfte. Eine berühmte historische Person spielt Fassbender in David Cronenbergs „A Dangerous Method“. Hier wird er den Schweizer Psychiater C.G. Jung verkörpern. Aber auch dem Hollywood-Blockbusterkino verschließt sich der Mann mit den vielen Rollenangeboten nicht. In Matthew Vaughns Prequel „X-Men: Erste Entscheidung“ zeigt Fassbender, wie der junge Magneto sich in den Gegenspieler von Professor Charles Xavier verwandelt. Desweiteren wird Fassbender noch in Steven Soderberghs starbesetztem Actionfilm „Haywire“ und „Shame“, dem „Hunger“-Nachfolgewerk von Steve McQueen, zu sehen sein. Für 2012 steht dann bereits ein weiteres weltweit mit Spannung erwartetes Filmprojekt in den Startlöchern. In Ridley Scotts Alienfilm „Prometheus“ agiert Fassbender als Android namens David.