Als „RRR“ Ende März 2022 in die Kinos kam, war das ein Ereignis. Die erste Zusammenarbeit von Erfolgsregisseur S. S. Rajamouli („Baahubali“-Franchise) und den beiden indischen Leinwand-Mega-Stars N. T. Rama Rao Jr. und Ram Charan versetzte weit mehr als ihr eigenes Heimatland in Aufregung. Dort gab es den besten Kinostarttag in der Geschichte Indiens, doch auch aus dem Rest der Welt wurden volle Kinosäle vermeldet – der Autor dieser Zeilen saß in einem Kino in Berlin, wo nicht nur die ersten Auftritte der Hauptdarsteller, sondern auch zahlreiche weitere Szenen von lauten Begeisterungsschreien und Applaus begleitet wurden.
Denn zur Begeisterung, zur Ekstase verleitet „RRR“ immer wieder: Rajamouli schafft eine Vielzahl überbordender Action-Sequenzen, die man einfach feiern muss. Das garniert er mit reichlich Pathos und einer ergreifenden Bromanze. Natürlich haben auch zwischendrin noch eine Slapstick-Komödie, Musical-Einlagen und eine RomCom kurz Platz, denn „RRR“ hat in seiner Laufzeit von knapp über drei Stunden was für jeden Geschmack.
Nun gibt es „RRR“ auf Netflix im Streaming-Abo!
Das ist die Story von "RRR"
Das Geschehen spielt im Indien es Jahres 1920. Der britische Gouverneur Scott (Ex-Punisher Ray Stevenson als herrlich fieser Bösewicht) und seine Frau Catherine (Alison Doody – auch bekannt als Dr. Elsa Schneider aus „Indiana Jones 3“) entreißen den Bewohnern eines Dorfes ein kleines Mädchen und nehmen es mit nach Delhi. Doch sie ahnen nicht, dass der Stamm einen Beschützer hat: Komaram Bheem (N. T. Rama Rao Jr.) schwört, das Mädchen wieder zu finden und begibt sich in die Hauptstadt, wo er getarnt als Muslim und Mechaniker eine Rettungsaktion vorbereitet und nach einem Weg sucht, in den massiv geschützten Palast einzudringen.
Doch die britischen Besatzer bekommen Wind von der Sache und machen sich auf die Suche nach dem Retter. Vor allem der junge Polizist A. Rama Raju (Ram Charan) sieht seine Chance gekommen. Trotz mutiger Heldentaten ist er bislang bei jeder Beförderung übergangen worden, weil er halt kein weißer Brite ist. Er schwört, Bheem zu fangen. Doch als die beiden so muskelbepackten wie mutigen Männer aufeinandertreffen und gemeinsam einen kleinen Jungen retten, ahnen sie nicht, wer der jeweils andere ist. Und so werden sie die allerbesten Freunde und unzertrennlich, nichtsahnend, was sie jeweils in den wenigen Stunden, in welchen sie sich nicht sehen, für geheime Mission verfolgen..
Hier ist schon mal ein kurzer Netflix-Trailer, ein längerer Trailer folgt am Ende des Artikels:
Was für ein Wahnsinn „RRR“ ist, macht schon der Prolog deutlich, der quasi schon drei ganze Filme auf einmal bietet. Zuerst sehen wir in einer so harmonisch-elegant beginnenden und dann brutal und ergreifend werdenden Sequenz die Entführung des Mädchens, bevor in zwei gigantischen Actioneinlagen die beiden Helden vorgestellt werden. Während Bheem riesige wilde Bestien fängt (die später in einem sensationellen Shot noch mal einen großen Auftritt haben), prügelt sich Rama für die britische Krone durch Aufständische – und zwar nicht durch ein Dutzend, sondern ganz allein gegen Hunderte.
Das macht schon deutlich, wie groß, nein wie gigantisch gedacht, „RRR“ ist. Hier ist alles nicht nur eine Spur überhöht, sondern ins Unermessliche gesteigert und es wird jeder Superlativ bemüht. Da reicht es halt nicht, gegen eine Übermacht zu kämpfen, da muss diese gleich so groß sein, dass sie das komplette Bild in einer weit herausgezoomten Luftaufnahme ausfüllt.
"RRR": Ein Fest der Superlative
Und so ist das bei allem in „RRR“. Alles wird in Superlative gesteigert. Die englischen Besatzer foltern nicht einfach nur brutal, sie foltern super-brutal. Und die Freundschaft zwischen Bheem und Rama ist halt nicht nur eine Männerfreundschaft, sondern es ist die allerbeste, intensive, männlichste Freundschaft, die man je im Kino gesehen hat. Wenn es eine Tanzszene auf einem Sommerfest gibt, wird nicht einfach nur getanzt, sondern es wird so wild, schnell und lange getanzt, bis nur noch einer stehen kann. Und auch wenn bei „RRR“ immer wieder das Testosteron förmlich aus dem Film raustrieft, ist er gleichzeitig auch eine ungemein emotionale Geschichte mit vielen unterschiedlichen Tönen.
Eine Liebesgeschichte des unbeholfenen Bheem mit der Britin Jenny (Olivia Morris) ist kein Fremdkörper, sondern unterhält als wunderbar eigene kleine Rom-Com im Film. Und die tragische Hintergrundgeschichte von Rama, die quasi von einem eigenen Film-im-Film zur Halbzeit als lange Rückblende erzählt wird, lässt dessen Tun plötzlich in einem neuen Licht erscheinen - und stellt alles noch mal auf den Kopf.
„RRR“ hat weltweit den Zusatztitel „Rise, Roar, Revolt“ - was gut die mitreißende Begeisterung für den Freiheitskampf der Hauptfiguren verdeutlicht, aber erst eine nachträgliche Erklärung des Titels ist. Denn eigentlich war „RRR“ erst mal nur ein Arbeitstitel, der deutlich machen sollte, dass hier mit Regisseur Rajamouli und den Schauspielern Rama Rao und Ram Charan drei indische Mega-Stars zusammenarbeiten. Doch man behielt den Titel – und wir warten seitdem darauf, dass Vin Diesel das hört und verkündet, dass der Abschluss der „Fast & Furious“-Reihe „Fast 11: Diesel“ heißt.
Und es macht auch Sinn, denn „RRR“ zelebriert seine Stars. Immer wieder hält das Bild inne, wenn sie auf der Leinwand zu sehen sind, immer wieder werden in Zeitlupen ihre Posen ausgekostet. Auch Marvel hat bei Filmen wie „Avengers: Endgame“ oder „Spider-Man: No Way Home“ dem Umstand Rechnung getragen, dass Menschen im Kino gerne auch mal vor Freude jubeln wollen und Momente so inszeniert, dass es dafür auch Raum gibt. In „RRR“ gibt es das gleich reihenweise – vor allem, wenn die beiden Stars im (natürlich – positiv – überlangen) Finale in die Kostüme der mythischen Figuren schlüpfen, die als Vorlage für ihre Figuren dienen.
Wir können euch am Ende dieses Artikels nur empfehlen: Schaut „RRR“ - ab sofort auf Netflix! Denn es ist der Actionfilm, den ihr dieses Jahr unbedingt gesehen haben solltet.
Hinweis: Netflix hat nur die Streaming-Rechte an der Hindi-Sprachfassung erworben. Eigentlich gilt die Telugu-Sprachfassung als die Originalversion, „RRR“ wurde zusätzlich aber in verschiedenene in Indien verbreitete Sprachen synchronisiert, so in Hindi. Verfügbar ist die Hindi-Sprachfassung auf Netflix nun mit einer breiten Auswahl an Untertiteln, darunter natürlich auch deutsche.