+++ Meinung +++
Als ich vor wenigen Tagen mitbekommen habe, dass „Unsere große kleine Farm“ am 22. April eine Fortsetzung auf Disney+ bekommen würde, war ich durchaus überrascht. Der erste Teil startete damals schließlich im Kino und obwohl er mich begeistert hatte, habe ich nicht damit gerechnet, irgendwann mal eine Fortsetzung zu sehen – zumal Disney+ den Trailer auch erst vor zwei Wochen veröffentlichte und zuvor auch keine große Mühe hineinsteckte, den Nachfolger zu bewerben. Heute erscheint „Unsere große kleine Farm: Die Rückkehr“ auf Disney+. Die Fortsetzung dauert, anders als sein Vorgänger, allerdings nur 30 Minuten.
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„Die Rückkehr“ setzt da an, wo der Vorgänger aufgehört hat, und wir erfahren, wie sich die Apricot Lane Farm von Molly und John Chester seit dem letzten Film entwickelte. Hier könnt ihr euch den Trailer ansehen, der mal wieder fantastische Tieraufnahmen bietet:
Den Streaming-Start möchte ich nun aber nutzen, um euch den Vorgänger ans Herz zur legen, der für mich eine der Must-See-Dokus der letzten Jahre ist. Leider gibt es „Unsere große kleine Farm“ allerdings nicht auf Disney+, dafür könnt ihr sie bereits für kleines Geld bei Amazon Prime Video leihen:
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Eine der besten Dokus der letzten Jahre
In „Unsere große kleine Farm“ geht es um das Ehepaar Molly und John Chester, das genug von der Großstadt Los Angeles hat und hinaus aufs Land zieht, um dort eine eigene Farm zu gründen. Als ich den Film zum ersten Mal sah, hatte ich völlig falsche Erwartungen. Ich dachte, die Doku solle authentisch zeigen, wie es ist, wenn man als Ottonormalbürger*in ohne Vorerfahrung plötzlich seinen eigenen Bauernhof aufbauen will. Doch nix da: John und Molly starten mit völlig utopischen Voraussetzungen in ihr Abenteuer.
So haben sie nicht nur einen Investor an Land ziehen können, der ihnen die komplette Finanzierung abnimmt, sondern auch noch den weltbesten Experten für traditionelle Landwirtschaft als Berater zur Seite stehen. Ob diese ihnen wohl auch geholfen hätten, wenn John keinen Film über das Vorhaben gedreht hätte? Aber darum geht es nicht. Nach 20 Minuten Laufzeit steht die Farm und die eigentliche Geschichte von „Unsere große kleine Farm“ beginnt sich zu entfalten.
Der Großteil der Dokumentation handelt vom ewigen Kreislauf von Leben und Tod, der Natur und dem Streben nach Harmonie in einem System, das auf dem Überleben des Stärkeren basiert. „Unsere große kleine Farm“ räumt mit der naiven Sicht auf die Natur auf, die oft als unschuldiger und friedvoller Gegenpol zum moralisch verdorbenen, umweltverpestenden Menschen dargestellt wird. Denn ganz so einfach ist es nicht.
Anhand vieler kleiner, hochemotionaler und mit einer großartigen Kameraarbeit veredelten Geschichten, in denen wir eine Beziehung zu den tierischen Bewohner*innen der Farm aufbauen, wird die Farm zum anschaulichen Mikrokosmos, der das Wesen der Natur als Ganzes symbolisiert.
So sehr sich das Ehepaar auch darum bemüht, ein friedliches Utopia zu errichten, so sehr scheitern sie immer und immer wieder an der harten Realität. Mit einem hungrigen Kojoten lässt sich eben nicht verhandeln und wenn eine Schneckenplage die gesamte Ernte niedermacht, dann kann man das auch nicht einfach so hinnehmen. John und Molly müssen kreative Lösungen finden und das komplexe Gleichgewicht der Natur verstehen lernen, um ihr Projekt zum Erfolg zu führen.
Es gibt nicht viele Filme, bei denen ich unmittelbar nach der Sichtung das Gefühl hatte, als Person ein Stück gereift zu sein – doch „Unsere große kleine Farm“ ist einer davon. Die Doku rüttelt auf, zeigt die Natur als faszinierendes Zusammenspiel, in dem Grausamkeit und Schönheit, Leben und Tod nur gemeinsam existieren können. Das mag deprimierend klingen, doch mir persönlich hilft dieses Verständnis bis heute, die kleinen Dinge des Alltags mehr wertzuschätzen, und zu akzeptieren, dass Leid ein essenzieller Bestandteil eines jeden Lebens ist, der sich niemals völlig ausmerzen lässt.
Das mag keine revolutionär-neue Erkenntnis sein, aber so schön wie „Unsere große kleine Farm“ hat das noch kein anderer Film veranschaulicht.
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