Wenn es um die schlechtesten Filme basierend auf den Romanen und Kurzgeschichten von Stephen King geht, dann sollten Titel wie „Trucks“, „The Mangler“ oder „Quicksilver Highway“ eigentlich deutlich vor „Der dunkle Turm“ genannt werden. Dass viele Fans trotzdem Nikolaj Arcels Fantasyfilm zuerst nennen werden, hat einige Gründe.
Doch erst einmal die Info, falls ihr den Film schauen wollt: VOX zeigt „Der dunkle Turm“ am heutigen 24. März um 20.15 Uhr. Alternativ könnt ihr „Der dunkle Turm“ auch bei Netflix im Abo streamen.
"Der dunkle Turm": Fantasy-Enttäuschung statt zweites "Herr der Ringe"
Doch warum enttäuschte nun ausgerechnet „Der dunkle Turm“ trotz hochkarätiger Besetzung mit unter anderem Idris Elba, Matthew McConaughey, Katheryn Winnick so sehr? Weil die Geschichte des Kampfes zwischen Revolvermann Roland (Elba) und dem Mann in Schwarz (McConaughey) um einen dunklen Turm, der im Zentrum aller Welten steht und diese zusammenhält, hier nur eine schnöde, rund 90 Minuten kurze 08/15-Fantasystory ist. Genau das ist sie für Autor King und seine Fans aber eben nicht. „Der dunkle Turm“ ist quasi Stephen Kings „Herr der Ringe“, ein großes, acht Romane umfassendes Epos um den Kampf zwischen Gut und Böse.
Das alles in einen Film zu packen, war unmöglich. So entschied man sich, etwas wild einzelne Elemente der verschiedenen Bücher zu mischen. Auf diese Weise etwas Neues, vielleicht Eigenständiges zu schaffen, ist ein durchaus interessanter Ansatz und das Ergebnis ist auch ein bisweilen recht kurzweiliger Fantasyfilm, der gerade Nicht-Fans hätte abholen können. Doch dafür ist die Kinoversion von „Der dunkle Turm“ dann in vielen Punkten zu schlecht. Spannungsszenen funktionieren nicht, Effekte sind teilweise unterdurchschnittlich, viele zu viele Nebenfiguren bleiben Klischees.
Der dunkle TurmAuch Autor Stephen King äußerte sich später kritisch: Das Studio habe entschieden, einen jugendfreien Film, einen potentiellen Blockbuster zu machen. Die Verantwortlichen hätten entschieden, dass der Film für eine große Zielgruppe gemacht werden müsse und so habe die Geschichte viel an Komplexität und Härte eingebüßt.
Am Ende enttäuschte „Der dunkle Turm“ an den Kinokassen. Weltweite Einnahmen von 113 Millionen Dollar sind selbst bei einem moderaten Budget von 60 Millionen Dollar zu wenig, zumal vor allem an wichtigen einheimischen US-Markt nur knapp 51 Millionen Dollar umgesetzt wurden.
Der Ansatz, alles so weit zu vereinfachen, dass „Der dunkle Turm“ ein Mainstream-Fantasy-Filmchen wird, brachte also kaum ein neues Publikum … und verärgerte die Fans.
"Der dunkle Turm": Auch Serien-Adaption ist gescheitert
Die Fans ließen an „Der dunkle Turm“ kaum ein gutes Haar, konnten ihre Hoffnung dann aber zumindest in eine Streaming-Serie stecken. War es bereits ursprünglich der Plan, den Film mit einer Serie zu erweitern, wurde dieser nach dem enttäuschenden Kinoergebnis gestrichen. Streamingdienst Amazon Prime Video wollte stattdessen mit einer Fantasy-Serie auf den Spuren von „Game Of Thrones“ ganz neu anfangen und die Geschichte des ewigen Zweikampfs zwischen Roland und dem Mann in Schwarz von Anfang an erzählen … und hatte, was viele gar nicht wissen, sogar schon angefangen zu drehen.
„The Walking Dead“-Macher Glen Mazarra sowie Sam Strike als junger Roland und Jasper Pääkkönen als Mann in Schwarz kamen an Bord. Für Nebenrollen wurden etablierte Charakterdarsteller wie Jerome Flynn („Game Of Thrones“) und Michael Rooker („Guardians Of The Galaxy“) verpflichtet.
Doch nach einer Pilotfolge zog Amazon den Stecker. Die Serie habe nicht das Niveau der anderen Fantasy-Projekte, die gerade für den Streamingdienst entstehen, war damals von Quellen aus dem Umfeld zu hören. Amazon arbeitete damals auch an „Das Rad der Zeit“ (mittlerweile erschienen) und „Der Herr der Ringe“ (Start: 2. September 2022). Amazon gab damals die bereits fertigen Drehbücher zwar frei und eröffnete damit anderen Anbietern und TV-Sendern die Möglichkeit, die Serie zu übernehmen, doch niemand schlug zu.
Stephen-King-Fans sollten also keine zu großen Hoffnungen hegen, „Der dunkle Turm“ zeitnah so verfilmt zu sehen, wie es Stephen King wollte. Aber wer weiß, was die ferne Zukunft bringt. Bei „Der Herr der Ringe“ dauerte es schließlich fast 50 Jahre, bis die Verfilmung erschien, welche dann das Gros der Fans glücklich machte.
Hinweis: Dieser Artikel basiert auf der Programmankündigung des Senders für heute. Aufgrund aktueller Ereignisse kann es aber zu kurzfristigen Programmänderungen kommen.