+++ Meinung +++
Die Zeiten großer Komödien scheinen vorbei. Heutzutage kann man sich schon darüber freuen, wenn das jeweilige Kinojahr überhaupt einen wirklich lustigen Vertreter des Genres bereithält. Eine echte Überraschung unter diesem Blickwinkel war für mich „Die Goldfische“ von Alireza Golafshan, der am heutigen Montag, dem 10. Januar um 20:15 Uhr seine Free-TV-Premiere auf Sat.1 feiert. Hier darf man nämlich nicht nur herzlich lachen, sondern bekommt auch eine Geschichte geboten, die durch ihre Lebensfreude ans Herz geht.
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Darum geht es in "Die Goldfische"
Bevor ich weiter auf den Film eingehe, gibt es hier erst einmal die Inhaltsangabe: Oliver (Tom Schilling) ist Banker und Portfolio-Manager aus Passion. Sein Leben führt er auf der Überholspur, bis er eines Tages mit 230 km/h selbstverschuldet in eine Leitplanke kracht. Als er im Krankenhaus wieder aufwacht, sieht er sich mit einer verheerenden Diagnose konfrontiert: Er ist querschnittsgelähmt. Eigentlich ist nun ein mehrmonatiger Reha-Aufenthalt im Krankenhaus geplant, doch Oliver fällt schon bald die Decke auf den Kopf und so landet er schließlich in einer WG für Menschen mit Behinderung, die den Namen „Die Goldfische“ trägt.
Hier trifft er unter anderem auf Magda (Birgit Minichmayr), die blind ist, den autistischen Rainman (Axel Stein) und Franzi (Luisa Wöllisch), ein Mädchen mit Down-Syndrom. Betreut werden sie von der idealistischen Laura (Jella Hasse, „Fack Ju Göhte“), die hier als Förderpädagogin ihren Traumjob gefunden hat, während Eddy (Kida Khodr Ramadan, „4 Blocks“) seine Arbeit als Heilerziehungspfleger hasst. Als die Gruppe eine Reise in die Schweiz unternehmt, schließt sich Oliver an, um an das Schwarzgeld zu kommen, welches er dort gebunkert hat...
Ein Highlight in der Tradition von "Verrückt nach Mary"
Was mich an „Die Goldfische“ so begeistert hat, ist Alireza Golafshans Desinteresse, den Film als angepasstes Moral- respektive Lehrstück zu erzählen. Sobald Workaholic Oliver in der WG angekommen ist, entfesselt der Film ein Tempo, bei dem eine überraschend hohe Gag-Dichte samt Trefferquote die Zuschauer*innen bestens bei Laune halten. Erinnerungen werden dabei an einen echten Comedy-Klassiker der 1990er-Jahre geweckt.
Denn wenn man so möchte, dann ist „Die Goldfische“ ein kleiner Bruder von „Verrückt nach Mary“. Wie schon Peter und Bobby Farrelly bringt auch Alireza Golafshan den Mut auf, seine vom Schicksal gebeutelten Protagonist*innen nicht mit Samthandschuhe anzufassen, sondern beweist einen unverkrampften, lebensechten Umgang mit Klischees und Voreingenommenheit. Im Zuge dessen offenbart vor allem Luisa Wöllisch einen wunderbaren Sinn für Selbstironie.
Wenn hier Witze über Menschen mit Behinderung gemacht werden, dann niemals auf Kosten dieser. In „Die Goldfische“ wird stattdessen gemeinschaftlich gelacht, weil Golafshan in alle Richtungen austeilt und alle Akteur*innen auf einer Ebene betrachtet. Die herzlich-freche Art, die der Film dadurch gewinnt, pfeift auf politische Korrektheit und lässt den Protagonist*innen so den Raum, sich zu entfalten, anstatt den Zuschauer*innen immer wieder aufs Brot zu schmieren, dass das hier auch alles wirklich gut gemeint ist.
Derlei plakative Zugeständnisse hat die Komödie, in der es den Macher*innen trotzdem sichtbar um die Menschen geht, nicht nötig. Darüber hinaus sind natürlich auch die tollen Darsteller*innen mitverantwortlich für das Gelingen von „Die Goldfische“. Egal ob Tom Schilling, Jella Hase oder Kida Khodr Ramadan – sie alle legen eine entwaffnende Spielfreude an den Tag, die beste Unterhaltung mit dem Herz am rechten Fleck garantiert.
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