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    Netflix-Tipp mit Marvel- & DC-Stars: Einer der besten True-Crime-Filme der letzten Jahre – unglaublich wahr & irre witzig!
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Sein erster Kinofilm war Disneys „Aladdin“. Schon in der Grundschule las er Kino-Sachbücher und baute sich parallel dazu eine Film-Sammlung auf. Klar, dass er irgendwann hier landen musste.

    Bissig, böse, fetzig und packend-dramatisch: Margot Robbie und Sebastian Stan machen in „I, Tonya“ einen unglaublich wahren, noch immer Rätsel aufgebenden Sportskandal greifbar.

    DCM

    +++Meinung+++

    Es ist mittlerweile zu einem augenzwinkernden, popkulturellen Sport geworden, Filme anhand der Franchise-Rollen zusammenzufassen, die ihr Cast anderweitig ausgefüllt hat. Übt man sich in diesem Sport, so ist hier die Rede von einem Film, bei dem die Enkelin des Ghostbusters Egon Spengler zu Harley Quinn heranwächst und sich in den Winter Soldier verliebt. Wer wiederum Vergleiche mit richtigem Sport bevorzugt, bekommt die verständlichere Zusammenfassung spendiert:

    I, Tonya“ erzählt die skandalträchtige, wahre Geschichte über Eiskunstläuferin Tonya Harding, ihre ärgste Konkurrentin und eine die Justiz lange beschäftigende, eiskalt-brutale Attacke. Diese Geschichte über Erfolg, Neid, Grabenkriege zwischen Arm und Reich sowie mediale Ausschlachtung von Schicksalsschlägen wurde vor wenigen Jahren mit Margot Robbie (bekannt als Harley Quinn aus u. a. „The Suicide Squad“) in der Titelrolle verfilmt.

    In weiteren Rollen sind unter anderem die hierfür mit einem Oscar gekrönte Allison Janney, Marvels „Winter Soldier“ Sebastian Stan und der seit „I, Tonya“ sehr gefragte Paul Walter Hauser („BlacKkKlansman“) zu sehen. Wer diesen irre witzigen und beißend bösen Film bislang verpasst hat, kann ihn derzeit unter anderem auf Netflix nachholen!

    Das Lied von Eis und Eisen

    Tonya Harding (als Kind: „Ghostbusters – Afterlife“-Star McKenna Grace, als Erwachsene: Margot Robbie) wirbelt die Eiskunstlaufszene gewaltig durch. Damit macht sie sich gleichermaßen Feinde, wie sie dadurch auch an Fans gewinnt. Aus prekären Verhältnissen stammend, von ihrer dauerquarzenden Mutter LaVona (Allison Janney) unter enormen Druck gesetzt und von ihrem räudigen Lebenspartner Jeff (Sebastian Stan) ständig schroff angepackt, entspricht sie zu Nullkommanull Prozent dem Bild der zauberhaften, agilen Prinzessin.

    Tonyas gegen die Konventionen gebürstete Musikauswahl und ihr Revoluzzer-Gehabe auf dem Eis vergrößert den Graben zwischen ihr und dem Eiskunstlauf-Establishment weiter. Als Tonya sich in den frühen 1990ern von Morddrohungen eingeschüchtert aus einem wichtigen Wettbewerb zurückzieht, nimmt sich Jeff diesen Vorfall zur Inspiration: Er plant mit seinem dubiosen Kumpel Shawn (Paul Walter Hauser), Tonyas ärgste Konkurrentin Nancy Kerrigan (Caitlin Carver) zu verängstigen – und zwar, indem sie schwere Eisenstangen schwingen. Die Sache eskaliert. Brutal...

    Volles Rohr und mit Methode in die Fresse

    Eine der großen Stärken von „I, Tonya“: Regisseur Craig Gillespie und Drehbuchautor Steven Rogers werden mit diesem Biopic der echten Tonya Harding gerecht, ohne in das typische Biopic-Fettnäpfchen zu treten, den Mittelpunkt des Films ständig schmalzig zu beweihräuchern. Denn „I, Tonya“ sticht aus der Welt US-amerikanischer Biopics genauso heraus wie einst Tonya Harding aus der gekünstelten Glitzerwelt zierlicher Eiskunstlauf-Prinzessinnen.

    So leiht sich „I, Tonya“ ein paar Seiten aus dem Taktikbuch von „The Big Short“ oder „The Wolf Of Wall Street“, indem der Storyverlauf wiederholt unterbrochen wird, damit Figuren mit Blick gen Kamera die Situation kommentieren und als definitiv wahr, völlig übertrieben oder erstunken und erlogen einschätzen können. Außerdem ist diese True-Crime-Sport-Dramödie bespickt mit Widersprüchen und deutlich unterstrichenen Unklarheiten: In einer Filmlandschaft voller Biopics, die behaupten, endlich die bislang unerzählte Wahrheit auf die Leinwand zu bringen, ist „I, Tonya“ stolz darauf, mit viel Witz die ganze Breite an offenen Fragen zu präsentieren.

    Damit geht eine faszinierende, komplexe Darstellung Tonya Hardings einher: Die von Margot Robbie mit schroffem Witz, Verve und einer still vor sich hin leidenden Tragik verkörperte Eiskunstläuferin ist gleichermaßen Sympathieträgerin wie schwierige, anstrengende Zeitgenossin. Doch so nuanciert „I, Tonya“ in der Charakterzeichnung seiner Hauptfigur sein mag, macht der Film an anderer Stelle keine Gefangenen:

    „I, Tonya“ fängt nicht nur mit fetzigem Tempo und rockigem Soundtrack die Faszination Tonya Harding und die soghafte Wirkung des noch immer so rätselhaften Kriminalfalls ein, sondern ist obendrein eine bitterböse Abrechnung. Mit Eitelkeit im Profisport, der menschlichen Tendenz dazu, vorschnell Urteile zu fällen und vor allem mit Aasgeiern innerhalb der Presse.

    Mars Films

    Noch 'ne Dröhnung

    Falls euch „I, Tonya“ anfixt, gibt es gute Nachrichten: Regisseur Craig Gillespie nimmt sich schon bald einer weiteren, ebenso abgefahrenen wie wahren Crime-Story an. Und wie schon in „I, Tonya“ geht es in seinem nächsten Projekt nicht nur um die unfassbaren Hintergründe der Tat, sondern auch darum, wie der mediale Rummel um sie einer prominenten Frau das Leben schwer gemacht hat. Es ist also quasi so etwas wie der spirituelle Nachfolger von „I, Tonya“ – auch wenn es in einem anderen Medium stattfindet.

    Die Rede ist nämlich von „Pam & Tommy! In der achtteiligen Miniserie, die hierzulande ab Februar exklusiv auf Disney+ verfügbar sein wird, geht es um die wahre Geschichte, wie Pamela Anderson und Drummer Tommy Lee von Mötley Crüe infolge eines Diebstahls zum Mittelpunkt des ersten großen, global debattierten Sex-Tape-Skandals werden.

    Tommy Lee wird in der Serie von Sebastian Stan dargestellt, als Pamela Anderson ist derweil Disneys Realfilm-„Cinderella“ Lily James zu sehen – auch wenn man sie unter all dem Make-up nicht wiedererkennt!

     

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