+++Meinung+++
In zahllosen Familien gehört „Kevin – Allein zu Haus“ ebenso sehr zur Adventszeit wie Lebkuchen, Glühwein und „Stirb langsam“. Der Status dieses 1990er-Jahre-Megaerfolgs als moderner Klassiker ist unbestritten. Die einen feiern den vor Weihnachtsgefühl glühenden Score von John Williams, die anderen den Clash aus Kevins goldiger Unschuld und dem bitteren Witz, mit dem er zwei Einbrecher abwehrt. Und wieder andere verstehen nicht, wie man „Kevin – Allein zu Haus“ süß und locker-flockig finden kann, sondern erfreuen sich an der (für Familienkomödien-Genremaßstäbe) überraschenden Härte, mit der Kevin zunehmend erfreuter gegen die Eindringlinge vorgeht.
Die gute Nachricht: Ganz gleich, in welche dieser drei genannten Kategorien ihr fallt – es gibt einen modernen, weihnachtlichen Horrorfilm, den ihr neben „Kevin – Allein zu Haus“ in eure Adventsrotation packen könnt. Denn „Better Watch Out“ bietet ebenfalls einen wunderbaren Weihnachtssoundtrack, Witz, Verve, den Clash aus Unschuld und krimineller Energie sowie herbe Überraschungen. Und selbst einige „Kevin – Allein zu Haus“-Hater dürften ihren Gefallen an diesem köstlichen Mix aus Psychohorror und gemeiner Horrorkomödie finden …
„Better Watch Out“ könnt ihr nur noch bis einschließlich 17. Dezember im Abo von Netflix schauen! Alternativ gibt es den Film auch bei Sky und Sky Ticket und natürlich könnt ihr auch ganz klassisch zu Blu-ray oder DVD greifen, die bei Amazon und Co. erhältlich sind!
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"Better Watch Out": Die Ausgangslage
Kurz vor Weihnachten gehen die wohlhabenden Eltern des zwölfjährigen Luke Lerner (Levi Miller) aus. Daher beauftragen sie einmal mehr die 17-jährige Ashley (Olivia DeJonge) damit, auf ihn aufzupassen. Zwischen Luke und seinen Kumpel Garrett (Ed Oxenbould) ist erst kürzlich eine Diskussion darüber entbrannt, ob Luke sich seine Schwärmerei für Ashley aus dem Kopf schlagen sollte – und Luke nimmt sich vor, sie ein letztes Mal, bevor sie die Stadt verlässt, zu umwerben.
Erwartungsgemäß blockt Ashley die naiven Baggerversuche ihres Schützlings ab, doch die Babysitterin bekommt alsbald größere Probleme: Sie, Luke und sein unerwartet aufgekreuzter Freund Garrett bekommen einen Stein mit einer Drohung entgegengeschleudert – wer das Haus verlässt, wird sterben. Es dauert nicht lange, bis unterstrichen wird, wie ernst diese Drohung gemeint ist …
Vom Festival-Geheimtipp zum bösen Weihnachtskult
Zunächst hieß dieser Film noch „Safe Neighborhood“ und machte unter diesem Titel eine Handvoll Festivals unsicher. Aber unter dem griffigeren Titel „Better Watch Out“ begann die Regiearbeit von Chris Peckover ihren langsamen, doch stetigen Siegeszug hin zu einem sich mehr und mehr Fans machenden Weihnachtsfilm voller herrlich-fieser Ideen. Dass der neue Filmtitel gleichermaßen auf eine Liedzeile aus dem populären Weihnachtssong „Santa Claus Is Coming to Town“ anspielt und eine passiv-aggressive Drohung darstellt, trifft übrigens den Nagel auf den Kopf – und hat daher vielleicht ein Scherflein dazu beigetragen, dass sich diese pervertierte „Kevin – Allein zu Haus“-Abwandlung herumspricht.
Kevin heißt hier zwar Luke und ist nicht allein, sondern mit seiner Babysitterin zu Haus, dennoch lässt sich „Better Watch Out“ ganz klar als die fiesere, derbere Antwort auf den Weihnachtsklassiker verstehen. Bloß, dass die Drehbuchautoren Zack Kahn & Chris Peckover ihrem Luke das Vielfache an gerissenem Einfallsreichtum (und sadistischer Freude beim Fallenbau) verpassen, das zuvor Kevin ausgemacht hat. Und während die selbst gebastelten Waffen und improvisierten Fallen in „Kevin – Allein zu Haus“ unerwartet effektiv sind, aber bloß in temporeiche Slapstick-Gewalt münden, denkt Peckover in „Better Watch Out“ ihre Auswirkungen deutlich drastischer weiter, sobald unerwünschte Gesellen die Wege der Hauptfiguren kreuzen …
Im unvorhersehbaren Verlauf seiner mit Weihnachtshits gespickten zweiten abendfüllenden Regiearbeit lässt Peckover nicht nur morbiden Witz und schnörkellos erzählten Psychoterror kollidieren – er setzt den Hauptschauplatz des Films auch clever in Szene. Wenig überraschend reicht das Lerner-Anwesen, in, um und auf dem sich Gut und Böse ein packendes Kräftemessen liefern, nicht ganz an den ikonografischen Status des mittlerweile auch als LEGO-Set verewigten McCallister-Hauses heran. Jedoch verschaffen Peckover und Kameramann Carl Robertson ihrem Publikum effizient ein Gefühl für den Aufbau des Hauses und die „Wer befindet sich wo?“-Übersicht.
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Das erlaubt es wiederum, besser mitzufiebern, weil man nach und nach begreift, welche Fluchtwege sich den Figuren anbieten und in welche Sackgassen sie sich manövrieren könnten. Wenn Peckover in der zweiten Hälfte dann noch ganz beiläufig, völlig non-verbal Fragen aus der ersten Hälfte beantwortet, wird dieses blutige, genüsslich-gemeine Weihnachtsgeschenk endgültig hübsch verschnürt. Da will man „Better Watch Out“ doch am liebsten bald darauf noch einmal schauen, um nun in die Geheimnisse eingeweiht mitzuerleben, wie sich das tödliche Elend mit Glockenklang ankündigt, als sei es der Schlitten vom Weihnachtsmann.
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