+++ Meinung +++
Zwischen dem neuen „James Bond“, „Dune“, einer ganzen Handvoll Superhelden-Filme und natürlich dem neuen „Matrix“ hat „Ghostbusters: Legacy“ in diesem Blockbuster-Jahr scheinbar einen ziemlich schweren Stand. Denn, und das muss man so ehrlich sagen, so wirklich gewartet hat eigentlich kaum jemand auf diese reichlich verspätete Fortsetzung.
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Dafür aber ist die Überraschung umso gelungener. Denn „Ghostbusters: Legacy“ ist eine echte Bereicherung für das Blockbuster-Jahr 2021. Hier beweisen Regisseur Jason Reitman und seine Crew nämlich, worauf es in diesen hochbudgetierten Gefilden auch ankommen sollte: Nicht (nur) auf grandiose Schauwerte, sondern vor allem auf wunderbar organisch gezeichnete Figuren, die das Publikum von der ersten Minute an mitreißen und bewegen.
"Ghostbuster: Legacy" wirkt wie ein Film von Steven Spielberg
Obgleich es auf den ersten Blick fast etwas zu romantisch anmutet, war es die vollkommen richtige Entscheidung, Jason Reitman, Sohn von Ivan Reitman („Ghostbusters“, „Ghostbusters II“), auf den Regiestuhl von „Ghostbusters: Legacy“ zu setzen. In Filmen wie „Juno“, „Up in the Air“ oder „Young Adult“ hat der Filmemacher nämlich immer wieder seine immense Menschenkenntnis unter Beweis gestellt und ein aufmerksamkes Auge für die Schwächen, Sorgen und Wünsche seiner Charaktere bewiesen. Das Gespür für Zwischenmenschliches merkt man nun auch dem neuen „Ghostbusters“ an.
Man möchte sich sogar zu dem Superlative hinreißen lassen, dass „Ghostbusters: Legacy“ einer der wenigen legitimen Nachfolger von Steven Spielbergs „E.T. - Der Außerirdische“ ist. Jason Reitman nämlich hat sich offenbar die Tugenden des Sci-Fi-Klassikers aus dem Jahre 1982 zu Herzen genommen. Dem Regisseur geht es in erster Linie nicht um die Spezialeffekte, sondern um seine hochgradig charismatischen und sympathischen Akteure.
Die neuen „Ghostbusters“-Helden Phoebe (Mckenna Grace), Trevor (Finn Wolfhard), Podcast (Logan Kim), Mr. Grooberson (Paul Rudd) und Callie (Carrie Coon) sind absolut herzallerliebst und stecken das Publikum mit ihrer authentischen Nahbarkeit und abenteuerlichen Neugierde schon nach wenigen Minuten an.
Reitman nimmt sich Zeit, um ihre Lebensrealität zu veranschaulichen und formt damit greifbare Persönlichkeiten. Wie schon in „E.T. - Der Außerirdische“ bekommen wir in „Ghostbusters: Legacy“ ein Ensemble geboten, das wie aus dem Leben gegriffen scheint. Und das ist der Schlüssel zum Erfolg: Figuren, die echt und lebendig wirken.
Die Macht der wohldosierten Spezialeffekte
Ein weiterer, ebenfalls elementarer Punkt, der „Ghostbusters: Legacy“ so angenehm und packend macht: der Umgang mit Spezialeffekten. Anstatt auf ein Übermaß an computergenerierten Effekten zu setzen, wie es „Ghostbusters“ von 2016 gerade im Finale getan hat, werden die Auftritte der Geister hier nur wohldosiert eingestreut.
Dadurch wirkt Jason Reitmans Fantasy-Abenteuer geerdet, fast schon bescheiden, aber niemals kontur- oder belanglos. Seine inszenatorische Dynamik schöpft der Film nämlich durchweg aus dem Zusammenspiel der Charaktere. Die Effekte, die sich im Finale dann auch durchaus zu einem Spektakel verdichten, verkommen in „Ghostbusters: Legacy“ nie zum Selbstzweck.
Eben weil sich Reitman viel Raum für seine Figuren nimmt und in der ersten Hälfte nahezu keinen einzigen Geist auf der Bildfläche in Erscheinung treten lässt, kann er im actionreichen letzten Drittel von einem starken dramaturgischen Aufbau zehren – und dann schließlich auch den ein oder anderen emotionalen Treffer landen, wenn letztlich noch einmal Bezug auf das Original genommen wird. Das mag manchen Zuschauer*innen vielleicht etwas zu ehrerbietig sein, den innigen Fans der „Ghostbusters“ aber wird hier sicherlich eine Träne über die Wange kullern.
Aber es wirkt in diesem Fall eben nicht forciert, weil Jason Reitman seine Charaktere aufrichtig und auf Augenhöhe betrachtet. Er verehrt nicht nur die Welt von „Ghostbusters“ und möchte sie mit einem nostalgischen Pflug beackern, sondern ist ernsthaft daran interessiert, eine neue Generation von Geisterjägern zu etablieren, die mindestens genauso liebenswert sind wie damals Spengler (Harold Ramis), Venkman (Bill Murray), Stantz (Dan Aykroyd) und Zeddemore (Ernie Hudson). Und ihm gebührt der allergrößte Respekt dafür, dass ihm das gelungen ist...
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