+++ Meinung +++
„Der schwarze Diamant“ ist schon ein ganz besonderer Film. Erst wusste ich nicht, was ich mir aus dem Hype um den in Deutschland direkt auf Netflix erschienen Film machen soll. Und als ich ihn dann gesehen hab’, war ich dann nicht sicher, ob mich Adams Sandlers Ausflug ins Thriller-Genre einfach nur so genervt hat wie seine Komödien der letzten Jahre – oder ob mich der Film einfach dermaßen überrollt hat, dass ich gar nicht wusste, wie mir geschah.
Nach der Zweitsichtung – ich wusste nun, worauf ich mich einließ – bestand dann allerdings kein Zweifel mehr: Benny und Josh Safdie schaffen es bereits in jungen Jahren, ihr Publikum (oder zumindest mich) dermaßen mitzureißen, dass man sich gar nicht ausmalen mag, was da in den nächsten Jahren noch so auf uns zukommt.
Tatsächlich hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt noch keinen Film der Brüder gesehen. Da passte es mir ganz gut in den Kram, dass Amazon Prime Video den Vorgängerfilm „Good Time“ des Regie-Duos ins Sortiment nahm. Nachdem der nun einige Zeit lang jedoch nicht mehr im Programm war, könnt ihr ihn ab sofort mit eurem Abo wieder ganz ohne Zusatzkosten schauen. Und es lohnt sich.
›› "Good Time“ bei Amazon Prime Video*
Darum geht’s in "Good Time"
Der Kleinganove Connie (gewohnt großartig: Robert Pattinson) reißt seinen geistig behinderten Bruder Nick (ebenfalls großartig: Benny Safdie) aus seiner Therapiesitzung, um mit ihm gemeinsam eine Bank zu überfallen – und von da an geht so ziemlich alles schief, was nur schief gehen kann.
Nick wird von der Polizei gefasst und ein erster Versuch, ihn gegen Kaution freizukriegen, scheitert. Um an das nötige Kleingeld zu kommen, bleibt seinem Bruder schließlich nichts anderes übrig, als immer tiefer in die New Yorker Unterwelt abzutauchen, wo er sich nicht nur mit Gangstern herumschlagen muss – ihm rennt auch noch die Zeit davon…
Elektrisierende Hetzjagd mit Robert Pattinson
Es dauert nur wenige Momente, bis der Film nicht nur eine wahnsinnig intensive, fast schon vereinnahmende Atmosphäre, sondern gleichzeitig auch ein derart hohes Tempo entwickelt, dass man sich ihm kaum noch entziehen kann. Sobald Connie seinen Bruder direkt zu Beginn aufgabelt, gibt es bis zum Schluss praktisch keine Verschnaufpausen. Ein seltenes Phänomen – denn selbst einige der besten Thriller haben immer wieder auch ruhigere Passagen, in denen sich die Spannung nur langsam aufbaut.
Aber langsam ist mit den Safdie-Brüdern eben nicht. Ähnlich wie Adam Sandler als Diamantenhändler in „Der schwarze Diamant“ reitet sich auch Connie immer tiefer in die Scheiße rein, stolpert von einer Misere in die nächste, bis man sich irgendwann fragt, wie er da jemals wieder rauskommen will.
Kennt ihr diese Filme, die einfach Spaß machen, weil man sich gerne in die Rolle des Protagonisten versetzt? Bei denen man zu gerne wissen würde, was denn wäre, wenn man das alles selbst erleben würde? „Good Time“ ist das exakte Gegenteil davon. Wenn Connie ironischerweise nämlich eines nicht hat, dann ist das eine gute Zeit. Der Zuschauer dafür aber umso mehr.
Dies ist eine Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.
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