Der Superhelden-Actioner „Bloodshot“ ist kein Meisterwerk, aber doch besser als sein eher schwacher Ruf vermuten ließe: Die brachiale B-Movie-Antwort auf die hochglanzpolierte Marvel-Konkurrenz! Ein Rückgriff auf das Actionkino der Achtziger und Neunziger – ohne große Mythologie, aber mit einem echt launigen Vin Diesel!
ABER ACHTUNG: Schaltet auf Netflix nicht gleich wieder aus! Die ersten Minuten von „Bloodshot“ sind nämlich wirklich fürchterlich schlecht: Auf einen ebenso klischeehaften wie pathetisch-heldenhaften Militäreinsatz folgt eine Liebesszene am Mittelmeer, die mit ihren sonnigen Lens-Flare-Einstellungen auf peinliche Weise an eine Shampoo-Werbung erinnert.
Der negative Höhepunkt ist dann ein Auftritt von Toby Kebbell als Folterknecht, der zu den Klängen von „Psycho Killer“ von den Talking Heads in Badelatschen zwischen gefrorenen Rinderhälften in einem Kühlraum auf seine Opfer zutänzelt, bevor er ihnen mit dem Bolzenschussgerät die Lichter ausbläst – eine pubertäre Psychopathen-Karikatur irgendwo zwischen „Reservoir Dogs“ und „No Country For Old Men“…
Da fragt man sich schon, ob die Macher ernsthaft glauben, dass man mit solch einem Unfug im Jahr 2020 noch Erfolg haben kann. Die überraschende Antwort lautet: Nein, das glauben sie nicht! Es folgt nämlich ein Twist, der auch innerhalb der Filmlogik absolut schlüssig erklärt, warum die erste halbe Stunde praktisch ausschließlich aus viel zu oft gesehenen Klischees besteht (und auch zwingend aus solchen ausgelutschten Klischees bestehen muss).
Das ist dann schon irgendwie geil – sicherlich nicht neu, aber weitgehend schlüssig und sogar ein wenig böse. Selbst wenn „Bloodshot“ nur 42 Millionen Dollar gekostet hat, muss man die Eier ja auch erst mal haben, absichtlich einen schlechten Einstieg zu inszenieren, nur um das Publikum auf eine falsche Fährte zu locken…
Hinterwäldler-Horror mitten aus Europa
Der polnische Hinterwäldler-Horror „Nobody Sleeps In The Woods Tonight” steht zwar in der Tradition solcher Backwood-Slasher wie „Wrong Turn“, versuchte bei seinem Erscheinen im Oktober 2020 bei Netflix aber dennoch, dem blutigen Gemetzel im Wald eine sozialkritische Hintergrundgeschichte zu verpassen: Schließlich handelte es sich bei den dahingemeuchelten Jugendlichen um Social-Media-süchtige Smartphone-Kids, die ironischerweise zum Digital Detox in das Offline-Camp geschickt wurden, dort aber nicht die Schönheit der Natur wieder zu genießen lernten, sondern brutal abgemetzelt wurden.
In der Fortsetzung „Nobody Sleeps In The Woods Tonight - Teil 2” verzichtet Regisseur Bartosz M. Kowalski nun auf solch einen Subtext – und setzt stattdessen auf gradlinig-gnadenlosen Horror: Das Sequel beginnt direkt mit der Überlebenden Zosia (Julia Wieniawa-Narkiewicz), die bezeugen kann, dass an dem Massaker im Wald ein beulenbewuchertes Zwillings-Paar schuld war. Als es erneut zu einem grausamen Vorfall kommt, macht sich der junge Polizist Adaś (Mateusz Wieclawek) auf in den Wald, um ein weiteres Blutbad zu verhindern – natürlich mit wenig Erfolg…
Gleich 2 x Psycho-Terror
In „Hypnotic“ von Matt Angel und Suzanne Coote geht es um Jenn (Kate Siegel), die sich selbst optimieren und deshalb einige ihrer persönlichen Schwächen abstellen will. Dazu greift die auf die Hilfe eines renommierten Hypnotiseurs (Dule Hill) zurück. Nach einer Handvoll intensiver Sitzungen entdeckt die junge Frau allerdings unerwartete und potenziell sogar lebensgefährliche Konsequenzen…
Weniger abgehoben, sondern ganz reell und auf wahren Begebenheiten beruhend ist hingegen „Only Mine“ von Michael Civille. In dem Psycho-Thriller lässt sich die College-Studentin Julie (Amber Midthunder) auf einen Polizisten namens David (Brett Zimmerman) ein. Anfangs scheint sich die Beziehung auch noch in den üblichen Bahnen zu entwickelt, aber dann verliert David die Beherrschung und schießt Julie im Wald plötzlich und ohne Vorwarnung in den Rücken. Aber er hat nicht mit dem unbedingten Überlebenswillen der jungen Frau gerechnet…