Ein alter Haudegen sieht sich gezwungen, mit einem jüngeren Schützling durch's weite Land zu reisen und dabei unzähligen Gefahren aus dem Weg zu gehen: Diese alte Western-Storyschablone wird derzeit von vielen Film- und Serienschaffenden wiederentdeckt. Das erkennt man unter anderem anhand der Prämisse von „The Mandalorian“ und Paul Greengrass' Netflix-Western „Neues aus der Welt“, wo Tom Hanks mit Helena Zengel durch die Gegend tingelt.
Liam Neeson knurrt, ächzt und kämpft sich ebenfalls gelegentlich durch dieses klassische Story-Konstrukt, so auch in seinem neuen Thriller „The Marksman“. Dabei handelt es sich um die neue Regiearbeit vom langjährigen Clint-Eastwood-Wegbegleiter Robert Lorenz, der unter anderem „Gran Torino“ und „American Sniper“ produziert hat.
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Darum geht es in "The Marksman"
Jim Hanson (Liam Neeson) will einfach nur seinen Ruhestand genießen und sich seiner abgelegenen Farm in Arizona widmen. Jedoch wird der Lebensabend des ehemaligen Marine-Scharfschützen aufgewirbelt, als der elfjährige Miguel (Jacob Perez) und seine Mutter Rosa (Teresa Ruiz) versuchen, vor einem mexikanischen Drogenkartell in die USA zu fliehen. Jim gibt seiner guten Seite nach und greift ein, um den Beiden zu helfen – Rosa stirbt allerdings im Kugelhagel der Aggressoren.
Mit ihren letzten Atemzügen bittet die Mutter Jim darum, dass er Miguel zu seiner Familie in Chicago bringt. Zwar rät Jims Polizisten-Tochter Sarah (Katheryn Winnick) davon ab, diese Mission anzunehmen, trotzdem ringt er sich dazu durch, den Jungen quer durch die USA zu fahren. Doch das erweist sich als sehr gefährlich, denn die Kartell-Killer unter der Führung des skrupellosen Mauricio (Juan Pablo Raba) lassen nicht locker und heften sich Jim und Miguel an die Fersen …
Ruhig, aber kernig
Liam Neeson hat die Kunst, ein heldenhaftes Raubein zu spielen, längst verinnerlicht. In der Riege der Thriller, die Neeson seit „96 Hours“ gedreht hat, sticht „The Marksman“ jedoch insofern heraus, als dass der Actionstar hier diesem Archetyp eine besonders empathische, besonnenere Facette verleiht. Er legt Jim Hanson als Jemanden an, der diese gefährliche Reise zwar meckernd, aber auch überaus pflichtbewusst angeht.
Dieser Neeson-Held zeigt konsequenterweise mehr Verständnis für seinen Schützling, als es viele andere Neeson-Figuren tun würden. Die Dynamik zwischen Liam Neeson und seinem jungen Co-Star wurde daher in unserer Filmstarts-Kritik als eines der Highlights des Films bezeichnet: „Wie sich Jim und Miguel während ihres riskanten Trips gen Chicago annähern, wird sehr glaubwürdig und nuanciert gezeichnet – irgendwie erfrischend, obwohl es Filme mit dieser Konstellation ja eigentlich wie Sand am Meer gibt.“
Die Action wiederum ist in „The Marksman“ rau, aber auch routiniert, und die Story entwickelt sich schablonenhaft. Liam-Neeson-Fans kommen trotzdem auf ihre Kosten, immerhin darf der Nordire hier seinen schroffen Charme einmal mehr gekonnt ausspielen.
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