+++ Meinung +++
Die Marvel-Comics und der tolle Animationsfilm „Spider-Man: A New Universe“ haben es längst vorgemacht und nun stehen auch bei den Kinofilmen des Marvel Cinematic Universe die Zeichen auf Multiversum: Es sieht alles danach aus, dass Kino-Zuschauer*innen in „Spider-Man 3: No Way Home“ ganze drei Spideys im selben Film zu sehen bekommen werden: Tom Holland, Tobey Maguire und Andrew Garfield.
Tobey Maguire war 2001 der erste Kino-Spider-Man (wenn wir die 70er ignorieren, wo der türkische Fantasy-Actionfilm „3 dev adam“ Spidey als Bösewicht zeigte und wo die Serie „The Amazing Spider-Man“ als Kino-Dreiteiler in Deutschland lief). Andrew Garfield war dann Maguires eher glückloser Nachfolger aus den beiden „The Amazing Spider-Man“-Reboot-Filmen. Garfield und Maguire werden Gerüchten zufolge bei „Spider-Man 3: No Way Home“ dabei sein, obgleich Garfield jüngst den Eindruck erweckte, dass da nichts dran sei – doch er wäre eben längst nicht der erste Star, der die Geheimhaltungsklausel in seinem Vertrag so ernst nimmt, dass er deswegen öffentlich lügt.
Inhaltlich wird das Treffen der drei Spinnenmänner bei Marvel längst vorbereitet. Unterschiedliche Parallelwelten, die miteinander überlappen, sind ja vor allem bei den MCU-Serien derzeit schwer angesagt, siehe „Loki“, siehe „What If...?“ – aber das Zusammentreffen aller bisheriger Kino-Spider-Men wäre für mich schlicht nicht weniger als ein Höhepunkt dieses Konzepts.
"No Way Home" sprengt Grenzen wie bisher keine andere Comic-Realverfilmung
In „Loki“ treffen sich unterschiedliche, teils sehr ausgefallene Versionen des populären Tricksers, doch der von Tom Hiddleston gespielte Fanliebling existierte im Comic-Kino bisher nur innerhalb der Filme des Marvel Cinematic Universe, und die Loki-Filme seit „Thor“ (2011) entstanden allesamt unter Oberaufsicht von Disney sowie dem Produzenten Kevin Feige. Beim Treffen der Spinnenmänner in „Spider-Man: No Way Home“ aber werden die Grenzen zwischen unterschiedlichen Filmstudios und kreativen Visionen gesprengt.
Da der Marvel-Konzern die Filmrechte an seinen Held*innen in den Neunzigern munter in ganz Hollywood verkaufte, entstanden die „Spider-Man“-Filme mit Tobey Maguire und die „Amazing Spider-Man“-Filme mit Andrew Garfield bei Sony (bei „Homecoming“, dem ersten „Spider-Man“-Film des MCU, kooperierte Sony dann mit Disney/den Marvel Filmstudios). Die Regisseure Sam Raimi und Marc Webb entwarfen ihre Filme für Sony völlig ohne jeden inhaltlichen Bezug zum Marvel Cinematic Universe, das ja auch erst 2008 mit „Iron Man“ begann und damit schlicht noch nicht existierte, als sich Tobey Maguire von 2001 bis 2007 durch die von Sam Raimi inszenierten, ersten drei „Spider-Man“-Filme schwang.
Ein alter Fan freut sich
Wenn sich Tom Holland, Tobey Maguire und Andrew Garfield also im kommenden „Spider-Man 3: No Way Home“ treffen werden, und sei es auch nur für eine oder wenige Szenen, dann vereint der Film mal eben drei unterschiedliche „Spider-Man“-Adaptionen, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten der Kinogeschichte entstanden sind: Sam Raimis mitunter sehr pulpige und comic-artige Interpretation der frühen und mittleren Nullerjahre trifft auf Marc Webbs hippen Reboot-Ansatz und auf Jon Watts mit der großen Avengers-Gesamtgeschichte verbundene Version.
Anstatt die älteren Interpretationen mit Tobey Maguire und Andrew Garfield einfach zu ignorieren, anstatt sie gewissermaßen hinter dem sich immer weiter ausdehnenden Marvel Cinematic Universe verschwinden zu lassen, wird nun also das Alte mit dem Neuen verwoben. Und als jemand, der bei jedem einzelnen dieser unterschiedlichen „Spider-Man“-Filme im Kino saß, finde ich diese Form der Anerkennung der alten „Spider-Man“-Filme wirklich schön.
„Spider-Man: Homecoming“ läuft am 8. August ab 20.15 Uhr auf RTL. „Spider-Man: No Way Home“ startet am 16. Dezember 2021 in den Kinos.
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