Wie knüpft man am besten an das bis dahin beispiellose Comic-Blockbuster-Mega-Event „The Avengers“ an? Die eindrucksvolle Antwort lieferte 2013 „Iron Man 3“. Für die Inszenierung des siebten Films des Marvel Cinematic Universe (MCU) heuerte MCU-Mastermind Kevin Feige den einstigen Drehbuch-Shootingstar Shane Black („Lethal Weapon“) an – was sich als genialer Schachzug erwies.
Black, der bereits acht Jahre zuvor mit der Gangster-Komödie „Kiss Kiss Bang Bang“ ein absolutes Highlight zur Filmographie von Robert Downey Jr. beisteuerte, und sein Co-Autor Drew Pearce versuchten gar nicht erst, „The Avengers“ in Sachen Größe und Spektakel zu übertreffen. Stattdessen machten sie aus „Iron Man 3“ eine Superheldengeschichte mit vielen Anleihen bei 80er-Jahre-Buddy-Thriller-Komödien, wie sie Black selbst einst entscheidend mitgeprägt hat.
Als großer Black- und Iron-Man-Fan ist das Ergebnis bis heute mein Lieblings-Solo-Abenteuer von Tony Stark (Robert Downey Jr.). „Iron Man 3“ ist absolut rund und macht dabei einfach durchweg Riesenspaß – vom „Blue (Da Ba Dee)“-Intro bis hin zur Auflösung im Abspann, warum Tony eines seiner Abenteuer plötzlich selbst aus dem Off erzählt. Das liegt nicht zuletzt auch daran, wie Black und Pearce gewohnte Formeln aufbrechen und mit den Erwartungen des Publikums spielen – ganz besonders bei DEM großen Twist des Films...
Den könnt ihr nun einmal mehr im Fernsehen erleben: „Iron Man 3“ läuft am heutigen 31. Mai 2024 um 20.15 Uhr auf RTL 2. In der anschließenden Nacht wird der Film ab 3.15 Uhr außerdem noch einmal wiederholt. Abseits davon gibt es ihn aber auch zum bequemen flexiblen Streamen ohne Werbung bei Disney+:
Herrliche Marvel-Überraschung
Achtung, es folgen Spoiler zu „Iron Man 3“!
Mit dem Mandarin sollte es Tony in „Iron Man 3“ mit einem DER Widersacher aus seiner Comic-Historie zu tun bekommen. Bereits vorab in den Trailern und dann auch im Film selbst gibt Ben Kingsley den Anführer der Terror-Organisation Die Zehn Ringe in der Tat schön bedrohlich – nur um sich vor dem letzten Akt des Films dann als Schwindler zu entpuppen.
Bei Kingsleys Figur handelt es sich in Wahrheit um den Schauspieler Trevor Slattery, der vom tatsächlichen Bösewicht Aldrich Killian (Guy Pearce) zur Tarnung angeheuert wurde – und wie der Oscarpreisträger spielend vom gefürchteten Terrorführer zum harmlosen Trottel wechselt, ist auch beim wiederholten Schauen einfach pures Comedy-Gold.
Wie so viele habe ich den Schurken-Twist damals absolut nicht kommen sehen. Doch anders als zahlreiche eingefleischte Fans des/der Comic-Mandarins, die sich darüber echauffierten (zum Teil aber auch, weil impliziert wurde, dass der weitaus schwächere Killian offenbar der echte Mandarin sein sollte), zauberte mir die große Überraschung nach dem ersten Staunen ein breites und zufriedenes Grinsen ins Gesicht.
Gerade als es so schien, dass Marvel allmählich zu einer recht festen Formel gefunden hatte (ein Vorwurf, der in den Folgejahren dann noch häufiger aufkommen sollte), demonstrierte man hier, dass man sich doch auch noch Dinge traut und dabei trotz aller großgeschriebenen Vorlagen-Liebe augenscheinlich selbst die hauseigene Comic-Tradition nicht immer heilig ist.
Der auch im Kontext der Handlung perfekt funktionierende Twist stellt das Geschehen gehörig auf den Kopf und sorgt nochmal für eine ganz neue Dynamik im Finale – mal ganz davon abgesehen, dass das Ganze nebenbei auch ein durchaus smarter Kommentar zur Rolle der Medien in der oftmals angstschürenden Terrorismus-Berichterstattung ist.
Der echte Mandarin kam später
Schade fand ich daher lange Zeit, dass man diesen mutigen Schritt letztlich doch nicht konsequent bis zu Ende ging, sondern im Nachhinein gar ein Stück weit revidierte. Schon bei Trevors Comeback in Drew Pearces 2014 erschienenem Kurzfilm „Der Mandarin“ wurde enthüllt, dass der wahre Mandarin immer noch irgendwo da draußen ist und alles andere als erfreut darüber war, dass Trevor sich als er ausgegeben hat.
Da Jahre später nun klar ist, wie Marvel den tatsächlichen Mandarin ins MCU eingeführt und eingesetzt hat, habe ich mit diesem Zurückrudern aber meinen Frieden geschlossen. Denn mit dem stark asiatisch geprägten Martial-Arts-Actioner „Shang-Chi And The Legend Of The Ten Rings“, in dem der chinesische Superstar Tony Leung einen durchaus facettenreichen und einnehmenden Mandarin gibt, wurde immerhin eine erfrischende Richtung eingeschlagen. Nachfolgend könnt ihr euch noch mal den Trailer zum echten Mandarin-Einstandsfilm anschauen:
Dies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.
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