+++ Meinung +++
Nach weit mehr als 10.000 gesehenen Filmen kann ich eines mit Sicherheit sagen: Es ist immer besser, mit niedrigen oder zumindest realistischen Erwartungen in einen Film zu gehen. Und genau so sicher kann ich sagen: Selbst wenn man es sich ganz bewusst vornimmt, klappt es dann am Ende meistens doch wieder nicht – und zumindest der Redensart nach ist Vorfreude ja auch die schönste Freude.
Auch am heutigen Sonntagabend (11. Juli) laufen zur Primetime parallel zwei Produktionen, die mich damals beim Kinostart drangekriegt haben – bei beiden Filmen gab es meiner Meinung nach nämlich gute Gründe, warum man sich auf sie freuen durfte. Doch am Ende ist es dann – natürlich – doch wieder alles ganz anders gekommen…
20.15 Uhr auf ProSieben: "Terminator Genisys"
Darum geht’s: Kyle Reese (Jai Courtney) reist wie im ersten „Terminator“ in die Vergangenheit zurück, um Sarah Connor (Emilia Clarke) vor einem mörderischen Killerroboter zu beschützen. Aber diesmal ist alles anders: Skynet hat nämlich bereits Sarah Conners Eltern ermorden lassen, woraufhin das kleine Mädchen von einem Androiden des Modells T-800 (Arnold Schwarzenegger) beschützt und aufgezogen wurde…
Warum wir uns auf „Terminator: Genisys“ gefreut haben: „I’ll Be Back“ hieß es schon im ersten „Terminator“-Film – und in „Genisys“ hat der Gouvernator diese Ankündigung wahrgemacht, nachdem wir ihn alle in dem betont ernsthaften und düsteren „Die Erlösung“ sechs Jahre zuvor noch so schmerzlich vermisst haben. Zudem zeichnet Regisseur Alan Taylor für einige der spektakulärsten „Game Of Thrones“-Folgen überhaupt verantwortlich.
Warum unsere Hoffnungen enttäuscht wurden: Nur schließt Alan Taylor hier leider nicht an seine „Game Of Thrones“-Highlights an, sondern an seinen auch schon eher enttäuschenden MCU-Blockbuster „Thor 2“. Statt aufregende Action zu liefern, ist der Regisseur Taylor viel zu sehr damit beschäftigt, seine Figuren den nicht besonders spannenden, aber unnötig überladenen Zeitreise-Plot erklären zu lassen.
Und wo es 30 Jahre zuvor zwischen Linda Hamilton als Sarah Connor und Michael Biehn als Kyle Reese auf der Leinwand noch mächtig knisterte, sprüht zwischen Emilia Clarke und Jai Courtney nicht einmal das kleinste Fünkchen – und in den Momenten, in denen es mal richtig dramatisch werden müsste, gibt es stattdessen nur unfreiwillige Komik (etwa bei der Offenbarung der „überraschenden“ Familienverhältnisse).
20.15 Uhr auf RTL: "The Circle"
Darum geht’s: Mae Holland (Emma Watson) fängt bei dem Social-Media-Konzern Circle an – und stößt dort dank der mysteriösen Nachrichten eines Fremden (John Boyega) schon bald auf eine riesige Verschwörung, bei der womöglich auch der Firmenchef Eamon Bailey (Tom Hanks) seine Finger mit im Spiel hat…
Warum wir uns auf „The Circle“ gefreut haben: Der gleichnamige Roman von Dave Eggers („Ein Hologramm für den König“) war nicht nur ein Bestseller, sondern auch eine ebenso abgründige wie spannende Abrechnung mit dem Social-Media-Hype und den dahinterstehenden Konzernen wie Apple oder Facebook, die mitunter ja tatsächlich sektenartige Strukturen annehmen..
Dazu die eigentlich immer gute Emma Watson sowie Tom Hanks als Quasi-Steve-Jobs – und als Kirsche auf der Torte hat Regisseur James Ponsoldt mit „The Spectacular Now“ (Cast: Miles Teller, Shailene Woodley, Brie Larson) auch vorher schon ein Meisterwerk abgeliefert.
Warum unsere Hoffnungen enttäuscht wurden: James Ponsoldt schleift im klassischen Mainstream-Stil auch noch die letzten Kanten der Vorlage weg, weshalb „The Circle“ plötzlich nicht mehr brisant oder gar provokant daherkommt, sondern sich im Gegenteil nur mäßig spannend bis zur Ziellinie schleppt – wo dem Film dann vom Regisseur, der auch für das Drehbuch mitverantwortlich ist, endgültig der Garaus gemacht wird, weil das gegenüber dem Buch abgeänderte Finale die ganze Prämisse des Films ad absurdum führt.