+++ Meinung +++
Superhelden-Action boomt nach wie vor, nicht zuletzt dank des weltweit beliebten Marvel Cinematic Universe. Auch die russische Filmbranche wollte da ein Wörtchen mitreden und hat, auf der „Avengers“-Welle schwimmend, 2017 den Film „Guardians - Beschützer“ auf die Beine gestellt. Und tatsächlich sah das Ganze in den Trailern ambitioniert und plemplem genug aus (ein Bärenmensch mit einer Minigun!), dass ich einem geselligen „Guardians“-Filmabend mit Freunden durchaus freudig entgegengefiebert habe.
Aber am Ende... nein, eigentlich schon nach ein paar Minuten während der Sichtung wurden wir allesamt eines Besseren belehrt. Immerhin: So einig waren wir uns in unserer Filmrunde selten...
Anderthalb Stunden Langeweile
Es ist nie ein gutes Zeichen, wenn man im Grunde schon nach einem Tag vergessen hat, was man da gerade erst geschaut hat. „Guardians“ ist aber definitiv genau so ein Fall. Irgendwas über ein altes Superheldenprogramm der Sowjetunion, das reaktiviert wird, um Russland vor einem verrückten Wissenschaftler zu retten – und allein bei diesem Satz musste ich mir die Hälfte der Informationen noch einmal anlesen.
Was hingegen im Gedächtnis bleibt, sind der erwähnte schießwütige Superbär (definitiv das einsame Highlight!) und vor allem das Gefühl gähnender Langeweile.
Klar, hohe Filmkunst habe ich im Vorfeld von „Guardians“ auch nicht erwartet (obwohl sich einige der Effekte für das vergleichsweise schmale Budget von umgerechnet fünf Millionen Dollar durchaus sehen lassen können). Und die Handlung ist bei einem Superhelden-Actioner ohnehin eher zweitrangig, solange das Ganze Spaß macht. Leider ist das bei „Guardians“ absolut nicht der Fall.
Marvel-Kopie ohne eine einzige spannende Figur
Die russische Antwort auf die Avengers ist nicht annähernd so turbulent und durchgeknallt wie die Trailer und ein – ja, ich muss ihn einfach noch mal erwähnen – wütender Meister Petz mit juckendem Abzugfinger vermuten ließen.
„Guardians“ scheint sich mit seinem pathetischen Anstrich über weite Strecken sogar halbwegs ernst zu nehmen. Und wenn dann doch mal Augenzwinkern und Humor aufblitzen, sind die Sprüche und Gags auf Kalauerniveau von vorvorgestern – reihen sich damit aber zumindest ganz gut in die ohnehin fremdschämigen Dialoge ein, die von mies gespielten und völlig seelenlosen Figuren zum Besten gegeben werden.
Und auch der Unterhaltungswert ihres Zusammenspiels untereinander (schließlich eine der absoluten Stärken des großen „Avengers“-Vorbilds) geht somit gleich gegen null. So hat es nicht lange gedauert, bis mir herzlich egal war, was mit jedem einzelnen dieser Helden-Schnarchnasen passiert.
Ab auf die Müllhalde
„Guardians“ taugt damit auch nicht mal als kurzweiliges Trash-Vergnügen. Lahme Expositionen am laufenden Band wechseln sich mit nicht minder lahmen, da völlig uninspirierten und einfallslosen Actionszenen von der Stange ab (mit Ausnahme von... na ihr wisst schon), sodass einem die eigentlich recht überschaubare Laufzeit von nicht mal 90 Minuten am Ende mindestens doppelt so lang vorkommt.
Letztlich brachte mich „Guardians“ sogar so weit, gegen eines meiner Prinzipien als noch immer leidenschaftlicher DVD- und Blu-ray-Sammler zu verstoßen. Die Silberscheibe wanderte beim letzten Ausmisten schnurstracks in den Müll – etwas, das ich vorher noch keinem anderen Film angetan habe. Immerhin war der Totalausfall bei der Aufräumaktion aber in „guter“ Gesellschaft der Til-Schweiger-Gurke „Hot Dog“.
"Guardians" im TV
Falls ihr nach all diesen Worten trotzdem noch neugierig auf die russischen „Guardians“ seid, habt ihr im Fernsehen die Gelegenheit, selbst einen Blick zu riskieren:
„Guardians - Beschützer“ läuft am heutigen 24. April 2021 um 20.15 Uhr bei Tele 5 und wird in der Nacht vom 26. auf den 27. April um 2.05 Uhr noch einmal wiederholt. Außerdem kann der Film ab dem 24. April, 22.00 Uhr auch flexibel über die Tele-5-Mediathek abgerufen werden.
Aber sagt am Ende nicht, ich hätte euch nicht gewarnt...