Noch vor einigen Wochen gab es auf Netflix kaum Filme, die vor 1990 entstanden sind. Aber das ändert sich langsam. Netflix kauft nämlich gerade in verschiedenen europäischen Ländern lokale Filmkataloge auf, die dann an einem Tag auf einmal ins Programm geschüttet werden. Ob das wirklich daran liegt, dass Netflix sein Herz für Klassiker entdeckt hat, darf allerdings bezweifelt werden. Wahrscheinlicher ist da schon, dass Netflix so die Quote erfüllen will, die für Streaming-Anbieter in der EU ein Minimum von 30 Prozent europäischer Produktionen vorschreibt.
Nach Schweden und Norwegen ist heute also Italien dran. In diesem Zuge werden auf Netflix auch etliche Filme veröffentlicht, die bisher noch nie offiziell in Deutschland zu sehen waren. Für Freunde des italienischen Kinos lohnt es sich also, da mal genauer hinzuschauen – es sind nämlich auch viele Titel dabei, die in ihrer Heimat als legitime Klassiker gelten, selbst wenn man hierzulande noch nie von ihnen gehört hat. Da hat die Stunde der Trüffelsucher und Perlentaucher unter den Netflix-Abonnenten geschlagen...
Runter vom Index, rein bei Netflix
Besonders ans Herz legen wollen wir euch zwei Klassiker des italienischen Horror-Kinos, die hierzulande lange Zeit allenfalls verstümmelt zu sehen waren (und das, obwohl sie zum großen Teil sogar in Deutschland entstanden sind). Dabei wurde den Filmen damals schon bei der Titelvergabe von den deutschen Verleihern übel mitgespielt: „Dämonen“ ist in Wahrheit nämlich die Fortsetzung des von Dario Argento produzierten „Dämonen 2“ – und dementsprechend sollte man sie sich auch unbedingt in der falsch klingenden, aber richtigen Reihenfolge „Dämonen 2“ und dann „Dämonen“ ansehen!
Der Grund für das Titel-Wirrwarr: Der zweite Teil „Dämonen“ lief im Gegensatz zum Vorgänger in Deutschland in den Kinos (bevor er später in der ungeschnittenen Fassung zeitweise verboten war). Deshalb sollte aber der Titel nicht so klingen, als sei es eine Fortsetzung zu einem Film, den niemand gesehen hat. Auf Video hingegen wurde dann auch der erste Teil veröffentlicht – und kurzerhand als Fake-Fortsetzung des zweiten Teils verkauft. Alles klar?
Darum geht’s in den "Dämonen"-Filmen!
In Lamberto Bavas „Dämonen 2“ (also Teil 1) von 1985 geht es um eine zufällig zusammengewürfelte Gruppe von Menschen, die zu einer mysteriösen Filmvorführung in ein Berliner Kino eingeladen wird – es dort jedoch mit blutrünstigen Dämonen zu tun bekommt. Das Ergebnis ist ein psychedelischer Horror-Trip mit reichlichen und heftigen Gore-Einlagen:
In der ein Jahr später entstandenen, ebenfalls von Lamberto Bava inszenierten Fortsetzung „Dämonen“ wird im Fernsehen eine Dokumentation über die Geschehnisse des Vorgängers ausgestrahlt. Teil der Reportage ist auch ein nachgestelltes Ritual einer Gruppe von Amateur-Dämonenbeschwörern, das dummerweise funktioniert. In einem Hochhaus in einer nicht näher bestimmten deutschen Großstadt verwandeln sich deshalb einige der TV-Zuschauer in nach Menschenfleisch lechzende Dämonen. Ein nicht mehr ganz so hartes, aber immer noch wunderbar stylisches Sequel!
(Auf VHS wurde trotz des verringerten Gewaltgrads übrigens nur eine sehr stark gekürzte Fassung veröffentlicht, bei der quasi das KOMPLETTE ENDE fehlt. Auf Netflix läuft der Film aber – soweit wir wissen – völlig ohne Kürzungen.)