„Avengers 3: Infinity War“ läuft am Sonntagabend (4. April 2021) ab 22.55 Uhr auf ProSieben; der Film ist auch im Abo von Disney+ enthalten
+++ Meinung mit SPOILERN zu „Avengers 3“ +++
Sie hatten Thanos fast bezwungen, mit vereinten Kräften, doch in seiner Wut verhindert Star-Lord (Chris Pratt) in „Avengers 3: Infinity War“ schließlich leider doch noch, dass die Avengers ihren größten Feind besiegen können, bevor er schließlich die Hälfte allen Lebens im Universum verschwinden lässt. Star-Lord nämlich rastet aus und Thanos gelingt es deswegen, sich zu befreien.
Ist der wütende Held also der größte Depp der Galaxis?
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2018 jedenfalls regte sich so mancher Fan im Internet darüber auf, dass Star-Lord in „Avengers 3“ auf den fixierten Thanos losgeht, weil er soeben erfahren hat, dass seine geliebte Gamora (Zoe Saldana) durch die Hände des Titanen starb.
Ich könnte diese ganze Sache als einen der besonders unwichtigen unter den vielen unwichtigen Shitstorms abtun, die täglich durchs Netz wehen, zumal ich bei solchen Aufregern häufig eh meine Zweifel habe, wie groß sie wirklich sind (mancher Seite reichen drei Tweets, um einen Shitstorm zu attestieren und andere schreiben das dann ab).
Logik ist nicht alles
Allerdings liegt dem Aufreger, wie groß er nun sein mag, eine typische Kritik zugrunde, die mich auch in anderen Kontexten außerhalb von „Avengers 3“ stört:
Ich meine die Kritik daran, dass sich Film- oder Serienfigur XYZ total irrational verhält. Manchmal wird diese Kritik auch verbunden mit dem Vorwurf, dieses irrationale Verhalten geschehe nur aus Faulheit der Drehbuchautor*innen, damit die Handlung irgendwie vorangeht (am häufigsten werden Horrorfilme und die achte Staffel „Game Of Thrones“ dafür kritisiert).
Ich halte nicht viel von dieser Art der Kritik. Denn es gilt, was mein lieber Kollege Björn zu diesem Thema einst angemerkt hat: Angesichts des irrationalen Verhaltens vieler Mitmenschen in der Corona-Pandemie darf sich spätestens jetzt wirklich niemand mehr über beklopptes Verhalten von Filmfiguren beschweren. Menschen handeln nun mal irrational.
Empathie für Star-Lord
Die Erwartung, dass sich Menschen in Filmen stets bedächtig und besonnen verhalten, ist demnach realitätsfremd – und sie ist häufig auch leider ziemlich unmenschlich.
Offenbar mangelt es manchen Zuschauer*innen gelegentlich an Empathie – was ich im Falle von Star-Lords Ausraster in „Avengers 3“ sogar besonders schade finde, wurde doch in den beiden Vorgängerfilmen „Guardians Of The Galaxy“ und „Guardians 2“ etabliert, wie dermaßen verschossen der gute Star-Lord in seine Gamora ist, deren Tod er nun verarbeiten muss.
Star-Lord, der eigentlich Peter heißt und ein zwar heißsporniger, jedoch gutmütiger Typ vom Planeten Erde ist, musste soeben erfahren, dass der lilafarbene, größenwahnsinnige Oberbösewicht, das da vor ihm kniet, für den Tod der Liebe seines Lebens verantwortlich ist. Wie kann da irgendjemand in diesem Moment ernsthaft von Star-Lord verlangen, dass er nicht auf Thanos losgeht?
Selbstverständlich ist Star-Lords Attacke auf Thanos dumm. Sie ist auch egoistisch, da er hier nur sein eigenes Leben im Blick hat, nur den eigenen Schmerz, anstatt an die vielen Leben zu denken, die er riskiert.
Vor allem aber ist der Angriff das zutiefst menschliche Gegenstück zur kalkulierenden Logik von Thanos, der die Hälfte allen galaktischen Lebens opfern will, damit die andere Hälfte genug Ressourcen zum Überleben hat.
Star-Lord kalkuliert nicht, er empfindet. Das mag man schwach finden, unüberlegt und falsch, oder stattdessen: verständlich.
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