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    Die Sex-Szenen in "Bridgerton" auf Netflix: Darum wirken sie so überzeugend

    In „Bridgerton“ auf Netflix gibt’s viel Sex – und er wirkt für viele Zuschauer*innen offenbar sehr überzeugend. Nicht umsonst sind einige Szenen auf Porno-Seiten gelandet. Doch natürlich ist alles nur simuliert – aber mit viel Aufwand und Fürsorge.

    Netflix

    Seit einigen Jahren werden bei Film- und Serienproduktionen sogenannte Intimacy Coordinator, also „Intimitäts-Koordinatoren“, eingesetzt – ein solcher Profi war auch beim Dreh des Netflix-Hits „Bridgerton“ am Werk. Nicht zuletzt #MeToo sorgte nämlich dafür, dass in den vergangenen Jahren immer deutlicher wurde, dass Schauspielerinnen und Schauspieler bei intimen Szenen besonderer Betreuung bedürfen, um sich wohl und nicht übergriffig behandelt zu fühlen, gerade auch bei Szenen, die für die Figuren traumatisch statt romantisch sind.

    Zudem sorgen Intimacy Coordinator dafür, dass erotische Szenen nun häufig noch überzeugender wirken, da die Darsteller*innen sich dank ihres besseren Gefühls bei den Dreharbeiten auch besser auf ihr Schauspiel konzentrieren können.

    Außerdem erarbeiten die Filmschaffenden vor und hinter der Kamera in Zusammenarbeit mit den Intimitäts-Betreuern Möglichkeiten, wie man (körperliche) Nähe besonders überzeugend rüberbringen kann: Liebesszenen werden inzwischen richtiggehend choreographiert. 

    Ein Intimacy Coordinator für "Daphne" und "Simon"

    Beim Netflix-Hit betreute Lizzy Talbot als Intimacy Coordinator die Dreharbeiten und sorgte dafür, dass die Stars ihre Grenzen zunächst in Gesprächen ausloten konnten und diese dann auch respektiert wurden. Vor allem aber studierte sie die Szenen auch sehr sorgfältig mit dem jeweiligen Cast ein, damit dann beim tatsächlichen Dreh alles passte – ohne dass sich zum Beispiel Simon-Darsteller Regé-Jean Page dann noch Gedanken darum machen musste, ob er sich in den authentischen und ziemlich kleinen Regency-Betten den Kopf anstoßen würde.

    Netflix, Screenshot aus

    In einem lesenswerten Artikel des Hollywood Reporter berichtet Lizzy Talbot ausführlich von ihrer Arbeit vor und während der Dreharbeiten zu „Bridgerton“. Darin enthüllt sie zum Beispiel, dass die dreiminütige Montage, in der die Frischvermählten Daphne (Phoebe Dynevor) und Simon überall in ihrem neuen Haus Sex haben, mehrere Monate Vorbereitung und Produktion in Anspruch nahm.

    Dabei arbeitete Talbot eng mit Showrunner Chris Van Dusen, Regisseurin Julie Anne Robinson und den Stars Phoebe Dynevor und Regé-Jean Page zusammen, mit denen sie auch viel probte. Viele Proben seien der Schlüssel, und gerade bei „Bridgerton“ wurde dabei sehr viel gelacht, so Talbot.

    Phoebe Dynevor spricht über frühere Sex-Szenen-Drehs

    Die gute Vorbereitung ermöglicht es den Darsteller*innen, die dann bereits auch gut vertraut miteinander sind, selbstsicher in den Dreh zu gehen und überzeugend zu spielen. Dynevor zeigte sich in einem Interview mit Grazia UK begeistert von der Zusammenarbeit mit Talbot und wünschte, sie hätte auch bei früheren Projekten bereits einen Intimacy Coordinator gehabt:

    „Es war wirklich toll, weil es sich sicher anfühlte und Spaß machte. Man choreographiert [die Sex-Szenen] wie einen Stunt oder einen Tanz. Es kommt mir verrückt vor, dass es das früher nicht gegeben hat. Ich habe zuvor schon Sex-Szenen gedreht, von denen ich kaum glauben kann, dass ich sie gemacht hab: Es ist erst fünf oder sechs Jahre her, aber es wäre heute nicht mehr erlaubt.“

    Netflix, Screenshot aus

    Vergewaltigung in "Bridgerton"

    Aber nicht nur die Vorbereitung von Szenen mit einvernehmlichem Sex im Flitterwochen-Glück gehörte für Lizzy Talbot zur Arbeit an „Bridgerton“, sondern zum Beispiel auch die einer kontrovers diskutierten Vergewaltigungs-Szene. Zu der Szene selbst könnt ihr bei uns übrigens einen ausführlichen Meinungs-Artikel von FILMSTARTS-Redakteur Björn Becher lesen:

    Vergewaltigung im Netflix-Hit "Bridgerton": Was die Serie falsch macht

    Auch zu dieser Szene, in der Daphne ihren Ehemann beim Sex bewusst zu etwas zwingt, das er nicht möchte und sie auch zum Aufhören auffordert, äußerte sich Talbot im Interview. Als Intimacy Coordinator habe sie keinen Einfluss auf die Geschichte, die erzählt werde. Hier sei ihre Arbeit ähnlich der eines Stunt Coordinator, der ja auch keinen Einfluss darauf habe, welche Art von Gewalt ein Drehbuch enthält.

    Sie sei aber dafür zuständig, dass die Darsteller*innen mit dem einverstanden sind, was sie vor der Kamera machen und sich wohl fühlen:

    Mein Job ist es, sicherzustellen, dass null Druck von äußeren Quellen [auf die Schauspieler*innen] ausgeübt wird, mehr zu zeigen, als womit sie sich wohl fühlen, oder dass man sich Freiheiten mit ihren Körpern herausnimmt. Und ich stelle sicher, dass es eine Unterscheidung zwischen persönlich und beruflich gibt. Das kann sehr leicht verschwimmen in dieser Industrie.“

    „Bridgerton“ basiert auf einer Buchreihe von Julia Quinn und ist seit Dezember 2020 bei Netflix verfügbar. Eine zweite Staffel ist bereits bestellt – was nicht überrascht, denn die erste Staffel hat „Bridgerton“ zur erfolgreichsten Netflix-Originalserie gemacht:

    "Bridgerton" bricht alle Rekorde: Netflix-Mega-Hit schlägt sogar "Lupin" und "The Witcher"
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