Humor gab es in „Star Trek“ schon immer, „Star Trek: Lower Decks“ ist nun aber die erste waschechte Comedyserie im Franchise. Im Zentrum stehen dabei diesmal weniger die Offiziere der Sternenflotte, sondern vielmehr die Fähnriche, die auf den unteren Decks eines der unwichtigeren Föderationsschiffe den Laden am Laufen halten – oder sich zumindest darum bemühen.
Einer dieser Fähnriche ist der überehrgeizige Brad Boimler, der in der Originalfassung von „The Boys“-Star Jack Quaid gesprochen wird. Im Interview mit FILMSTARTS plaudert der Sohn der Hollywood-Stars Dennis Quaid und Meg Ryan über die Easter-Egg-Flut in „Lower Decks“, freudige Überraschungen wegen strenger Geheimhaltung und darüber, wie man etwas Neues in „Star Trek“ wagt, ohne alteingesessene Fans zu vergraulen.
FILMSTARTS: Warst du bereits „Star Trek“-Fan, bevor du selbst Teil des Franchises wurdest?
Jack Quaid: Ich war eine Art Gelegenheits-Fan. Ich mochte die drei J.J.-Abrams-Filme der Kelvin-Zeitlinie sehr. Den ersten habe ich bei einem sehr unangenehmen Date während meiner Highschool-Zeit gesehen. Der Film war super, was es weniger unangenehm gemacht hat. So bin ich mit „Star Trek“ in Berührung gekommen. Die Filme haben es super hinbekommen, ein neues Publikum zu gewinnen, während sie gleichzeitig die Langzeit-Fans zufriedengestellt haben.
Aber erst mit dem Job bei der Serie hier musste ich wirklich wissen, worüber ich da rede. Wenn ich auf einem Sternenflotten-Schiff unterwegs bin, muss ich die Welt kennen. Daher habe ich so viel wie möglich recherchiert. Unser Showrunner Mike McMahan und Tawny Newsome, die Mariner spielt, sind riesige „Star Trek“-Fans und haben mir ein paar Episoden empfohlen, vor allem von „Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert“, da unsere Serie etwa zur selben Zeit spielt. Sie haben mich von einem Gelegenheits-Fan zum vollwertigen Trekkie gemacht.
FILMSTARTS: Dass Mike McMahan so ein großer „Star Trek“-Fan ist, wird allein schon anhand der unzähligen Easter Eggs deutlich, die über die ganze Serie verteilt sind.
Jack Quaid: Es sind so viele! Der Schlüssel ist aber, sie nicht so sehr ins Zentrum zu stellen. Es sind eher witzige Dinge im Hintergrund, die Hardcore-„Trek“-Fans erkennen werden, aber sie sind nicht das Hauptelement der Geschichte. So schließen wir auch neue Zuschauer*innen nicht aus. Wir wollen eine „Trek“-Liebeserklärung sein.
Es ist eine „Star Trek“-Serie, gemacht von einem „Star Trek“-Fan. Bei den Aufnahmen kann ich Mike jede erdenkliche Frage zu „Star Trek“ stellen und bekomme sofort eine Antwort – was toll ist. Unsere Serie ist zwar eine Comedyserie, aber ich denke, man kann ohne Kontext nicht lustig sein. Und „Star Trek“ hat einfach SO viel Kontext. Um zu wissen, worüber ich überhaupt rede – oder was ein Taxor ist –, ist es wirklich hilfreich, Mike im Raum zu haben.
FILMSTARTS: Wie bist du überhaupt Teil von „Lower Decks“ geworden?
Jack Quaid: Ich habe einfach vorgesprochen. Es war natürlich ein sehr geheimes Projekt, sodass ich das Skript, das ich lesen sollte, erst fünf Minuten vorher bekommen habe. Das war aufregend, aber auch sehr cool. Und ein paar Wochen später habe ich dann erfahren, dass ich den Job bekommen habe. Ich war so begeistert. Aber weil das Projekt so geheim war, wusste ich gar nicht, dass Brad eine der Hauptfiguren der Serie sein würde. Ich wusste nicht einmal, dass es eine Serie ist, die sich um die Fähnriche dreht. Ich dachte, ich wäre einfach eine Nebenfigur aus der zweiten oder dritten Reihe.
Als ich dann aber zur Drehbuchlesung kam, musste ich feststellen, dass mein Platz in der Mitte des Tisches war, was in der Regel bedeutet, dass du einer der Hauptdarsteller bist. Tawny und ich haben erst an jenem Tag erfahren, dass wir die Hauptrollen spielen.
FILMSTARTS: Ist dein „The Boys“-Co-Star Karl Urban angepisst, dass du nun Teil des wachsenden „Star Trek“-Serien-Universums bist, während die Zukunft der Filme gerade nicht so rosig aussieht?
Jack Quaid: (lacht) Nein, ist er nicht. Er hat sich für mich gefreut und mir ebenfalls ein paar „Star Trek“-Folgen empfohlen, als ich ihm davon erzählt habe. Tatsächlich habe ich es ihm und Simon Pegg [spielt den Vater von Jack Quaids Figur in „The Boys“ und Scotty in den neueren „Star Trek“-Filmen] zur selben Zeit erzählt und einfach nur gesagt: „Wir sehen uns dann im All“.
Ich möchte [Karl Urbans „Star Trek“-Figur] Pille in unsere Serie bringen. Ich weiß, er ist Teil der Original-„Star Trek“-Ära, aber ich will unbedingt einen Weg finden, ihn bei „Lower Decks“ dabei zu haben, gesprochen von Karl. Wir werden sehen...
Warum sich "Star Trek" im Kino erst mal erledigt hatFILMSTARTS: Wie macht man „Star Trek“ lustig, ohne den Fans ans Bein zu pinkeln?
Jack Quaid: (lacht) Ich denke, dass man eine „Star Trek“-Serie auf dieselbe Weise witzig macht, wie man „Star Trek“ auch in der Vergangenheit witzig gemacht hat. Der Humor kommt aus den Figuren und den Situationen, in die sie gesteckt werden. Wir verlassen uns nicht einfach nur auf dämliche Figuren, wie es häufig bei animierten Comedyserien der Fall ist, da das hier alles kaputt machen würde.
Um Teil der Sternenflotte zu sein, musst du extrem intelligent, zuversichtlich und mutig sein. Wir wollten klarmachen, dass jede dieser Figuren sehr kompetent ist. Der Humor entwickelt sich aus ihren Schwächen und Macken. Man kann schließlich einer der Besten der Besten der Besten sein und immer noch Schwächen haben. Das zeichnet gute Figuren aus.
FILMSTARTS: Wie kann man sich den typischen Aufnahmeprozess bei so einer Animationsserie vorstellen – falls es zurzeit überhaupt so etwas wie einen typischen Aufnahmeprozess gibt?
Jack Quaid: Vor Covid bin ich einfach in die Aufnahmekabine gegangen, manchmal sogar mit Tawny Newsome zusammen, um unsere Dynamik zu etablieren. Seit Covid war ich jetzt nur einmal in einer richtigen Kabine, was ganz gut funktioniert, da du darin ja abgeschottet und allein bist. Aber ich musste mich jetzt auch viel selbst mit meinem eigenen Mikrofon in kleinen Kämmerchen aufnehmen.
Ich habe gerade einen Film in North Carolina gedreht [gemeint ist „Scream 5“, in dem Quaid eine Nebenrolle spielt] und habe währenddessen zwei Folgen für die zweite Staffel „Lower Decks“ in einer Kammer eines Hotels aufgenommen. Und das funktioniert auch echt gut.
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Es ist erstaunlich, was man mit Technik alles machen kann. Wir können tatsächlich ganze Episoden in einem Wandschrank aufnehmen, das ist verrückt. Ich bin zwar lieber in der richtigen Kabine, aber es geht auch so. Ich habe viele meiner Dialoge aus Staffel 1 in meiner Wohnung eingesprochen. Da habe ich Zoom, ein Mikrofon und viele der anderen Leute, die an der Serie arbeiten, geben mir online ihre Anmerkungen.
Animation ist wahrscheinlich der eine Teil der Unterhaltungsbranche, mit dem es auch während der Pandemie einfach weitergehen konnte, da jeder in der Lage war, seine Arbeit mit nach Hause zu nehmen und aus der Ferne an der Serie zu arbeiten.
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