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    Wieder ein Meisterwerk von Pixar: "Soul" überzeugt mit toller Story – und das ist die spannende Geschichte dahinter

    Am 25. Dezember startete das Animations-Abenteuer „Soul“ auf Disney+. Uns hat der neue Film von Pixar begeistert und wir haben den Regisseur und sein Team im Interview gefragt: Wie kamt ihr eigentlich auf die Idee, einen Film über Seelen zu machen?

    The Walt Disney Company France

    In Pixars „Soul“ wird eine spannende Frage gestellt: Wo bekommen wir unsere Persönlichkeit her? Protagonist Joe (Stimme im Original: Jamie Foxx) erfährt die Antwort darauf, als er in einen geöffneten Gully stolpert und fast stirbt – seine Seele kann sich aber gerade noch so vor dem Eintritt ins Jenseits retten und landet an einem Ort, an dem Seelen für ihren „Einsatz“ auf der Erde mit Persönlichkeitsmerkmalen ausgestattet werden.

    In der FILMSTARTS-Kritik vergeben wir 4,5 von 5 möglichen Sternen – gerade weil „Soul“ nicht nur wie gewohnt mit Pixar-typischer technischer Brillanz punktet, sondern auch mit seiner witzigen und doch auch bittersüßen Geschichte über das Jenseits und die Frage nach dem Sinn des Lebens fasziniert.

    Soul

    Wir haben die Macher von „Soul“ zum Interview getroffen und sie mit unseren Fragen gelöchert, ganz vorneweg natürlich: Wie kommt man überhaupt auf die Idee, einen Film über Seelen zu machen? Denn das ist bei einem Familienfilm ja nicht unbedingt das naheliegendste Thema…

    Regisseur Pete Docter, der u. a. auch schon die Pixar-Hits „Alles steht Kopf“ und „Oben“ inszeniert hat, Produzentin Dana Murray, Story Supervisor Kristen Lester und Story Artist Michael Yates haben uns aber nicht nur spannende Geschichte erzählt, wie die Idee zu „Soul“ entstanden ist, sondern uns auch noch das Pixar-Geheimnis für Qualität verraten.

    Statt Kino: "Soul" im Stream bei Disney Plus

    Und natürlich haben wir auch über die Entscheidung von Disney gesprochen, den Film wegen der anhaltenden Pandemie-Lage nicht in die Kinos zu bringen, sondern direkt auf Disney+ zu veröffentlichen. Die Sicherheit des Publikums steht natürlich im Vordergrund, aber die Liebe der Filmemacher zur großen Leinwand bleibt ungebrochen – was macht für Pete Docter und Co. die Kinoerfahrung eigentlich so einzigartig?

    Außerdem wollten wir wissen, ob es bei Pixar irgendwas gibt, das zu verrückt ist, um es zu machen – denn wenn man „Soul“ sieht, hat man definitiv den Eindruck, dass dem nicht so ist. Überzeugt euch einfach selbst:

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    FILMSTARTS-Interview mit Pete Docter und dem Team hinter "Soul"

    FILMSTARTS: Ich liebe ja „Alles steht Kopf“ und dessen Idee, Emotionen eine Gestalt zu geben. Und als ich dann das erste Mal von „Soul“ gehört hab, dachte ich nur: Wow, sie machen es schon wieder! Sie machen etwas Unsichtbares sichtbar! Und dann ist auch noch so ein riesiges Thema, nichts weniger als die Seele. Wie seid ihr auf diese Idee gekommen?

    Pete Docter: Mir ist die Idee beim Beobachten meiner Kinder gekommen. Inzwischen sind sie erwachsen. Aber als sie geboren wurden, hatten sie schon eine ganz individuelle Persönlichkeit, die immer deutlicher wurde, je älter sie wurden. Und die war von Anfang an da und ich hab mich gefragt: Woher kommt die eigentlich? Und da kam mir die Idee, dass es doch irgendwas „davor“ geben müsse, jenseits unseres menschlichen Wahrnehmungsvermögens, wo unsere Persönlichkeiten geformt werden.

    So hat das alles angefangen. Nachdem die Idee geboren war, haben wir uns an die Recherche gemacht. Wir haben mit sehr, sehr vielen Religions-Experten gesprochen, mit Psychologen, Geschichtenerzählern… und festgestellt, dass es in fast jeder Kultur und Tradition ein Konzept der Seele gibt, die etwas nicht Greifbares ist, etwas Flüchtiges, so etwas wie Atem. Und das stellte uns vor die nächste Herausforderung: Wie macht man so etwas sichtbar?

    The Walt Disney Company

    FILMSTARTS: Genau das liegt dann ja beim Story Supervisor und bei den Story Artists, die der Geschichte ihre erste visuelle Form geben. Eigentlich ist das doch ziemlich cool, man kann sich austoben – fühlt sich das an wie völlige Freiheit? Oder ist es doch eher enormer Druck?

    Kristen Lester: Es ist wirklich von beidem etwas! Mit der Freiheit kommt auch sehr großer Druck. Wir als Story Artists müssen da eine Balance finden. Das Drehbuch, dessen Geschichte sich der Regisseur und die Autoren ausgedacht haben, gibt uns ja schon einiges vor – es ist also nicht die komplette Freiheit, wir müssen uns an das halten, was geschrieben wurde.

    Aber innerhalb dieses Rahmens, also wie man das Geschriebene visuell umsetzt, da gibt es dann wirklich enorme Freiräume für unsere Kreativität. Wir können sehr viel herumspielen und Ideen ausprobieren, die Seiten mit Leben füllen. Und wir wollen natürlich das, was uns vorgelegt wurde, durch unsere Arbeit noch besser machen – darin liegt dann tatsächlich sehr viel Druck.

    Das Geheimnis von Pixar: Alles ausprobieren!

    FILMSTARTS: Einer Seele Gestalt zu geben und sich den Ort auszudenken, an dem sie ihre Persönlichkeit bekommt, klingt tatsächlich fast unmöglich – aber es ist euch gelungen. Gab es denn während des Entwicklungsprozesses aber auch mal Ideen, bei denen ihr gedacht habt: Nein, das ist jetzt wirklich zu verrückt, das können wir einfach nicht machen?

    Dana Murray: [ohne zu überlegen] Nein!!

    Pete Docter: [lacht] Oh, wow!

    Dana Murray: Ich meine, es war wirklich eine schwierige Story, die wir da erzählen wollten, aber ich habe von Anfang an daran geglaubt. Klar, es gibt Budgets und Termine, die wir berücksichtigen müssen. Das setzt einem natürlich gewisse Grenzen. Aber wir arbeiten mit Leuten zusammen, die große Ideen haben, und wir probieren einfach alles aus – manchmal funktioniert es, manchmal eben nicht. Genau das ist aber auch das, was an dieser Arbeit solchen Spaß macht.

    Kristen Lester: [überlegt lange] Oh Mann… ich glaube, eigentlich nicht?! Fällt dir etwas ein, Michael?

    Michael Yates: Puh, mir fällt eigentlich auch nichts ein. Gerade bei diesem Film war wirklich jeder so begierig darauf, einfach alles Mögliche auszuprobieren. Jeder hat hier wirklich sein Bestes gegeben und versucht, Ideen zu entwickeln, die bei anderen Filmprojekten vielleicht schwierig gewesen wären – aber hier nicht. Das war schon etwas Besonderes.

    Nach Corona kommt er wieder: Der Zauber der Kinoerfahrung

    FILMSTARTS: „Soul“ sollte ursprünglich im Kino laufen, nun startet er direkt auf Disney+. Dafür gibt es natürlich sehr gute Gründe – dennoch bin ich etwas traurig, denn ich hätte den Film sehr gerne auf der großen Leinwand gesehen. Ihr als Filmemacher habt da bestimmt noch mal einen ganz eigenen Blick drauf: Was ist für euch das Besondere an der Kinoerfahrung und was denkt ihr über deren Zukunft?

    Pete Docter: Ja, zur Zeit wäre es aus Sicherheitsgründen leider einfach nicht möglich, den Film im Kino zu zeigen. Aber ich glaube, es gibt einen guten Grund dafür, dass es Kino gibt, immerhin gibt es schon seit Menschengedenken so etwas wie die „Kinoerfahrung“. Es gab schon immer das Bedürfnis, zusammenzukommen und Geschichten erzählt zu bekommen.

    Ich glaube also, sobald es wieder sicher ist, dass wir unsere Häuser verlassen, werden wir wieder dazu zurückkehren und wieder gemeinsam Geschichten auf der großen Leinwand sehen und diese Erfahrung teilen wollen. Es ist einfach etwas anderes. Eine Geschichte fühlt sich einfach ganz anders an, je nachdem ob man sie alleine oder in einer Gruppe erlebt. Die Energie der Gruppe und die Reaktionen der anderen Menschen – das macht es einfach anders. Wir hoffen also, bald wieder Filme im Kino sehen zu können.

    The Walt Disney Company

    Michael Yates: Das Einzigartige am Kino ist auch einfach, dass sich alle wirklich auf eine Sache konzentrieren und nicht abgelenkt werden. Es passiert nichts drumherum, niemand läuft rein und raus, die Menschen sind – hoffentlich – nicht an ihren Handys… Es ist eine kollektive Erfahrung und alle reagieren gleichzeitig – bei einem Horrorfilm zum Beispiel wird gleichzeitig geschrien. Das fügt dem, was man gerade sieht, noch eine weitere Dimension hinzu! Und die Erinnerung daran ist dann viel intensiver.

    Fehler zu machen ist wichtig!

    FILMSTARTS: Pixar ist inzwischen ja geradezu ein Synonym für Qualität bei Animationsfilmen. Ihr habt an einigen der besten Pixar-Filme mitgearbeitet und jede Menge Erfahrung gesammelt. Würdet ihr nach all diesen Jahren sagen, dass es so etwas wie ein Pixar-Rezept für Erfolg gibt? Oder besser gesagt: für Qualität?

    Dana Murray: Ich weiß nicht, ob es das gibt. Aber es wird alles einfach besser und besser. Man arbeitet vier bis fünf Jahre an einem Film und wenn man dann zu seinem nächsten Projekt kommt, hat sich schon wieder so vieles geändert. Was vorher eine riesen Herausforderung im Animationsbereich war, zum Beispiel die Animation von Wasser oder Rauch, ist dann plötzlich überhaupt kein großes Ding mehr.

    Es wartet immer die nächste große Herausforderung auf einen, aber es werden eben auch immer mehr neue Techniken und Tools entwickelt. Es ist jedes Mal eine unglaubliche Erfahrung, wenn man einen neuen Film anfängt, weil es so viele Verbesserungen gibt.

    Pete Docter: Ich glaube, das Geheimnis ist, dass wir großartige, talentierte und ambitionierte Menschen an Bord haben. Und dass wir uns erlauben, viele Fehler zu machen. Wir machen etwas und stellen es vor – und dann machen wir uns Notizen dazu, wie es ankommt, und lernen daraus. Und dann machen wir es noch einmal und noch einmal. Der Film, den ihr am Ende seht, ist vielleicht die zehnte Version von dem, womit wir eigentlich angefangen haben.

    Das ist der neue Animationsfilm von Pixar und Disney: Nach "Onward" und "Soul" kommt "Luca"

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