ProSieben zeigt Clint Eastwoods „American Sniper“ am heutigen 6. November um 20.15 Uhr – und so manch eine*r dürfte sich fragen, ob sich das alles auch wirklich so abgespielt hat, wie es im oscarprämierten Film dargestellt wird. Denn der basiert schließlich auf der Autobiographie von Chris Kyle, den es tatsächlich gab.
Natürlich ließ man hier und da vielleicht mal etwas weniger spannende Fakten weg, während man die Ereignisse an anderer Stelle etwas drastischer darstellt – so ist das nun mal, wenn wahre Begebenheiten fürs Kino aufbereitet werden. Im Fall von „American Sniper“ hat es Regisseur und Hollywood-Legende Clint Eastwood mit der Realität allerdings ganz besonders ungenau genommen.
Wer sich für die tatsächlichen Ereignisse bzw. die Schilderung des echten Chris Kyle interessiert, bekommt in dessen Memoiren „Sniper: 160 tödliche Treffer“ jedenfalls ein anderes Bild als in der Hollywood-Verfilmung mit Bradley Cooper. Dabei weicht auch schon das Buch zum Teil stark von der Wahrheit ab.
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Für alle, die sich deswegen aber nicht gleich mit der Lebensgeschichte des berühmt-berüchtigten Scharfschützen befassen wollen, haben wir die wichtigsten Unterschiede zwischen Fakt und Fiktion gesammelt:
Realität - Buch - Film: Ein weiter Weg
Das Problem mit der wahrheitsgetreuen Erzählung von Chris Kyles Karriere als Navy-SEAL-Scharfschütze, auf dessen Konto 255 Abschüsse (davon 160 bestätigt) im Auftrag des US-Militärs gehen, beginnt bereits mit der äußerst umstrittenen Buchvorlage.
In der bezeichnete Kyle nicht nur die irakischen Kämpfer als „Wilde“ und „Bestien“, sondern stellte obendrein auch zahlreiche Behauptungen auf, die nachweislich schlicht falsch sind – etwa Aussagen über zahlreiche Plünderer nach dem Hurrikan Katrina, die er erschossen haben soll.
Hätte Eastwood also die Buchvorlage 1:1 verfilmt, wäre der Film wohl immer noch weit weg von der Wahrheit. So aber kam der Londoner Journalist David McCandless 2016 zur Erkenntnis, dass der Wahrheitsgehalt von „American Sniper“ hochgerechnet gerade einmal 56,9 Prozent beträgt. Knapp die Hälfte ist also ziemlicher Unfug.
Faktencheck: So viel Realismus steckt wirklich in Filmen, die auf einer wahren Geschichte basierenDamit liegt der Film weit abgeschlagen hinter anderen Hollywood-Filmen, in denen wahre Geschichten erzählt werden – wie unter anderem „Spotlight“ (81,6 Prozent), „The Big Short“ (91,4 Prozent) oder „Selma“ (100 Prozent).
Außerdem: Änderungen aus dramaturgischen Gründen
Entgegen der Darstellung im Film war Kyle, der nach eigenen Aussagen bereute, nicht „mehr von diesen Wilden“ getötet zu haben und 2013 von einem 25-jährigen Veteranen des Irakkriegs auf einem Schießstand erschossen wurde, als Scharfschütze außerdem nie an Hausdurchsuchungen der Bodentruppen beteiligt.
Viele der im Film gezeigten Ereignisse trugen sich zwar tatsächlich so oder so ähnlich zu, Kyle spielte in den meisten Fällen aber höchstens eine kleine oder überhaupt keine Rolle. Mustafa (Sammy Sheik), der im Film als Kyles großer Hauptgegner in Szene gesetzt wird, gab es in dieser Form ebenfalls nicht – und auch die Figur des „Butcher“ (Mido Hamada) ist frei erfunden.
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