--- Meinung ---
Ich bin immer noch traurig, wenn ich einen Film bei einem Streaming-Service sehe, der eigentlich ins Kino kommen sollte …
… und zwar erst recht, wenn er mir so viel Spaß macht wie „SpongeBob Schwammkopf: Eine schwammtastische Rettung“.
Heute Morgen nach dem Aufstehen (und einem kurzen Blick auf den Stand der US-Wahl) ging es also direkt nach Bikini Bottom – und dort ist mir klar geworden, wie sehr sich mein Blick auf den sympathischen Schwammkopf in den vergangenen zwei Jahrzehnten doch verändert hat.
Die ersten Folgen der Zeichentrickserie liefen ja tatsächlich noch im vergangenen Jahrtausend. Damals haben Nickelodeon und der 2018 leider schon verstorbene Stephen Hillenburg das Fernsehen mit ihrer überdrehten Zeichentrick-Sitcom ganz schön aufgemischt:
„SpongeBob Schwammkopf“ war sofort eines der aufregendsten Highlights im Kinderprogramm.
Reeves, Dogg, Trejo: Das ultimative Popkultur-Trio!
Anarchischer Schabernack wird auf dem Meeresgrund auch 21 Jahre später noch immer reichlich getrieben. In „Eine schwammtastische Rettung“ gibt es eine Sequenz, in der innerhalb weniger Minuten Keanu Reeves als Steppenhexe, Snoop Dogg als Saloon-Rapper und Danny Trejo als Cowboy-Piraten-Zombie auftreten.
Das sind tolle Momente, die mir viel Spaß bereitet haben – aber das überraschte Staunen wie damals, als SpongeBob 2004 in seinem ersten Kinoabenteuer plötzlich auf dem Rücken von David „Baywatch“ Hasselhoff gesurft ist, bleibt mittlerweile aus. Man hat sich inzwischen daran gewöhnt, wie die Dinge in Bikini Bottom laufen. Der Wahnsinn wird schon längst nicht mehr mit Gewalt in immer neue Spähren getrieben – und das ist auch gut so.
Wahnsinn wie eine warme Decke
Früher habe ich „SpongeBob“ geschaut, weil die Serie mit ihrer zur Kunstform erhobenen Hyperaktivität auf angenehm anarchische Weise die Sehgewohnheiten unterwandert hat. Heute schaue ich „SpongeBob“, weil sich die „schwammtastischen“ Abenteuer anfühlen wie eine warme verlässliche Decke.
Vielleicht passiert das zwangsläufig mit allem, was nur lange genug läuft (als Ausnahme fällt mir da gerade eigentlich nur das noch immer subversive „South Park“ ein). Aber das ist ja auch gar nicht schlimm. Gerade in diesen Tagen passt ein wenig kurzweilige Verlässlichkeit ja auch viel besser als noch mehr verstörende Anarchie, selbst wenn bei SpongeBob & Co. eine dritte Dimension hinzugekommen ist (das ist ja auf gewisse Weise auch schon eine Revolution).
„SpongeBob Schwammkopf: Eine schwammtastische Rettung“ ist ab sofort auf Netflix verfügbar – eine ausführliche FILMSTARTS-Kritik folgt im Laufe des Tages.